Das Bonner Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit untersuchte Anfang der achtziger Jahre, wie sich Selbsthilfe auf die produktiven Fähigkeiten und das Einkommen ärmster Bevölkerungsgruppen auswirkt.
Die Untersuchung sollte unter anderem dazu dienen, bundesdeutschen Entwicklungshelfern mehr Kenntnisse über den Aufbau einer sinnvollen Hilfe unter dem Subsidiaritätsprinzip zu vermitteln.
25 Fallbeispiele aus verschiedenen Entwicklungsländern in drei Kontinenten wurden in dem Bericht .Ansätze zur Armutsbekämpfung durch Selbsthilfe und durch zielgruppengerechte Finanzierungsinstrumente“ zusammengefaßt. Ein Beispiel daraus ist das indische Entwicklungsprogramm auf Seite 9. Hier noch einige exemplarisch aufgezählt:
In Bangladesh beispielsweise gibt es die „Grameen-Bank“ (Gra-meen heißt ländlich, dörflich), eine spezielle Bank für Menschen ohne Landbesitz. Die Bank hat ihren Sitz in Dhaka und weiter 86 Zweigstellen für 1.250 Dörfer.
Ins Leben gerufen wurde si von einem einheimischen Professor in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen.
Nach dem Motto „Bring* die Bank zu den Menschen und nicht umgekehrt“ machen einheimische Bankangestellte wöchentliche Besuche in den Dörfern, um Kreditanträge entgegenzunehmen.
Diese Anträge bestehen aus einem einfachen Plan: Der Kreditnehmer soll einem Haushalt angehören, der weniger als 0,2 Hektar Boden besitzt und Mitglied einer fünfköpfigen männlichen oder weiblichen Gruppe sein, die nicht miteinander verwandt ist.
Die ersten zwei Mitglieder erhalten erst dann einen Kredit zu günstigen Bedingungen, wenn die Gruppe nach einer sechswöchigen Motivations-, Trainings- und Beobachtungsphase positiv beurteilt wird. Die nächsten beiden Mitglieder wiederum können erst dann einen Kredit beantragen, wenn das Rückzahlungs- und Gruppenverhalten der beiden anderen Kreditnehmer keinen Grund zur Beanstandung gegeben hat. Der durchschnittliche Kredit beträgt 2.200 Schilling pro Gruppenmitglied.
Ein anderes Beispiel sind Selbsthilfe-Gruppen in vielen Dörfern Obervoltas, Senegals und Malis. Hier gibt es Kapitalfonds, die Geld fast ohne Auflagen zur Verfügung stellen. Grundsätzlich muß aber jeder Kredit (in Geld oder Naturalien) zurückgezahlt werden, auch wenn er fehlinvestiert wurde. E. T.
