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Britanniens Dritte Kraft im Vormarsch

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Hierwiedortgehtes um eine entscheidende Partnerschaft: die eine aus Traditi- on und durch den Wandel der Parteikonstitution wirksamer denn je; die andere gewissermaßen auf dem Papier entworfen - eine Zweckgemeinschaft, um Großbritanniens politische Landschaft grundlegend zu verändern.

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Hierwiedortgehtes um eine entscheidende Partnerschaft: die eine aus Traditi- on und durch den Wandel der Parteikonstitution wirksamer denn je; die andere gewissermaßen auf dem Papier entworfen - eine Zweckgemeinschaft, um Großbritanniens politische Landschaft grundlegend zu verändern.

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In Blackpool, Tagungsort der britischen Gewerkschaften, stehen nicht sosehr die Verbände selbst im Mittelpunkt des Geschehens als die Flügelkämpfe des natürlichen Verbündeten, der Arbeiterpartei. In Llandudno veranstalten die Liberalen ihren wichtigsten Kongreß seit Jahrzehnten. Und dort nimmt die Partner- ‘ schäft mit den Sozialdemokraten greifbare Formen an.

Das Ziel ist verlockend, aber der Weg mit Befürchtungen über den Eigencharakter und Wohl und Wehe einer Entente gepflastert, die partielle Selbstaufgabe erfordert. Doch was daraus ersprießt, ist einmalig in der jüngsten Geschichte: Die Herausforderung an das traditionelle Zwei-Parteien- System, die Etablierung der Dritten Kraft, wohl fähig, in naher Zukunft die Regierung zu stellen.

Der Parteiführer der Liberalen, David Steel, fordert dabei nicht wenig: Die Unterstützung eines Kandidaten, der nicht der eigenen Partei angehört, aber bessere Chancen besitzt, ins Parlament einzuzfehen.

Die Gewerkschaften brauchen eine starke Labour-Partei, um ihre politischen Forderungen durchzudrücken: Beseitigung jeder Schranke, die aus einem ungeliebten Arbeitsgesetz erwächst; Durchsetzung einer expansiven Wirtschaftspolitik, um der verheerenden Arbeitslosigkeit abzu

helfen; Auszug aus dem Wirtschaftsbündnis; Säuberung der Insel von Nuklearwaffen und Abrüstung im Alleingang.

Doch von einer starken Opposition ist wenig zu sehen. Der Aderlaß nach dem Auszug der Gemäßigten um Shirley Williams und David Owen hat die Flügelkämpfe nicht beseitigt. Das interne Ringen um die stellvertretende Führerschaft überschattet den Kongreß.

Die Kandidaten, Denis Healey, Tony Wedgewood-Benn und John Silkin betrachten das Forum als eine Wahlwerbung. Kein Wunder, da den Gewerkschaften beim letzten Labour-Parteitag das größte

Wort in der Wahl des Parteiführers eingeräumt worden ist.

Parteiführer Michael Foot spricht sich eindeutig für Healey und gegen Benn aus. Vielleicht

reißt dieses Machtwort das Ruder noch einmal herum, bewirkt, daß einmal noch Denis Healey am 27. September auf seinem bisherigen Posten verbleibt. Gemeinsam wehrt sich das gegenwärtige Führungsgespann gegen Benns Versuch, die Abgeordneten „zu Pup

pen der Parteibeschlüsse“ zu degradieren und ihnen jede Autonomie zu nehmen, d. h. aus besserem Wissen und Überzeugung gegen die Beschlüsse der Gesamtpartei zu entscheiden.

Gewinnt Healey, dann besteht die Chance, daß sich die Arbeiterpartei wenigstens vorübergehend erholt und aus ihrem Fahrwasser ins Extreme getrieben wird. Steigt aber der Führer der Parteilinken, Tony Benn, zum stellvertretenden Führer auf, dann ist der Linksrutsch der Partei vollzogen und damit die letzte Chance verspielt, daß sich Labour zu einer echten Alternative gegen die Tories mausert.

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