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Brot und Spiele

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Die spannendste Eigenproduktion der letzten Tage des ORF wurde zweifellos am Montag gesendet. Zwar nur ein Kurzfilm, dafür aber in FS 1 und FS 2.

An der Inszenierung wurde schon seit längerem gebastelt, ein Parteikaiser warf sein ganzes Gewicht in die Waagschale, ein General verhandelte sich seine Chancen, ein Kronprinz zierte sich bis zum letzten Augenblick.

Um 19 Uhr 30 war es dann soweit. Der Vorhang ging hoch, und die dramatischen Küniglberger Ereignisse des Tages wurden dem Publikum vorgespielt:

Wir haben einen neuen General, Thaddäus Podgorski heißt er. Der Tiger ist gestürzt.

Der Neue wußte auch sogleich richtig einzuschätzen, worauf es ankommt: Ein besseres Programm muß her.

Brot und Spiele müssen dem Volk besser munden.

Jetzt wird Podgorski wohl die Filmpakete, die der ORF vorsorglich angeschafft hat, um der möglicherweise entstehenden privaten Konkurrenz nur Brotkrümel überlassen zu müssen, nach den gehobenen Qualitätsansprüchen neu sortieren müssen. Was jetzt noch für seichte Nachmittagsunterhaltung reicht, wird dann vorverlegt werden.

An die Produzenten von Dallas und Dynasty wird Podgorski einen Brief schreiben: Bitte mehr Saft in die einzelnen Folgen, die Schwarzwaldklinik regt die Österreicher schon längst mehr auf.

An seine Sportfreunde genügt ein kurzer freundschaftlicher Zuruf: Rennt's mehr, damit eure Infratest-noten besser werden.

Was seine Wünsche an die A bteilungen des Hauses sind, bleibt abzuwarten. Eine neue Form der Publikumsbeteiligung — bis hin zur Programmerstellung — hat sich Podgorski allerdings schon einfallen lassen. Seine vorläufige Definition von besserem Programm lautet immerhin: Was immer man darunter versteht.

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