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„Brutstätte“ für Jungunternehmer

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Die steirische Wirtschaftsförderung beschäftigt sich schon seit Beginn der achtziger Jahre mit der Entwicklung neuer Technologien und ihrer raschen Umsetzung in die Praxis. Wurde früher auf Bankinitiative die „In-nofinanz“ mit dem Ziel gegründet, die Umsetzung von Erfinderideen zunächst in Patente und dann in die wirtschaftliche Praxis zu unterstützen, folgte 1982 die TECHNOVA, die vor allem den Kontakt zwischen Wissenschaftern und Praxis und zwischen Nachfragern und Anbietern auf dem industriellen Know-how-Markt knüpfen sollte. In der direkten Wirtschaftsförderung wurden zunehmend Fertigungsüberleitungen durch Zuschüsse und bedingt rückzahlbare Beihilfen gefördert. Die klassischen Wirtschaftsförderungshilf en, wie zinsgestützte Darlehen oder Aufschließungsbeihilfen, wurden zurückgedrängt.

Um hochtechnologische Fertigungen zu fördern, um junge Hochschullehrer zu Unternehmern zu machen, wurde die Form des Technologieparks in den achtziger Jahren zunächst in der Bundesrepublik, in Holland und in Großbritannien installiert. Die Technologieparks Berlin und Karlsruhe wurden zum Vorbild für den steirischen Technologiepark in Graz. Während in Wien und an anderen Standorten noch diskutiert wurde, wurde 1985 in Graz der Startschuß für diesen Park gegeben. In einem zu groß gewordenen Gästehaus des Wirt-schaftsförderungsinstitutes wurden auf rund 2.500 Quadratmetern zunächst Ansiedlungsmöglich-keiten für zehn Jungunternehmer geschaffen. Der dafür nötige Aufwand von zehn Millionen Schilling wurde von Land und Handelskammer getragen. 1987 war eine Vergrößerung nötig, und derzeit sind 15 Firmen vornehmlich im Bereich der Elektronikanwendung, Sensortechnik und Biotechnologie angesiedelt und beschäftigen 120 Arbeitnehmer, davon 90 Prozent Akademiker und HTL-Ingenieure. Aus diesen Zahlen wird die Forschungs- und EntWicklungsintensität der Technologieunternehmungen deutlich; die enge Verbindung zur Hochschule ist daher selbstverständlich.

Die Philosophie des Grazer Technologieparks ist, „Brutstätte“ für junge, unternehmerische Wissenschafter und Techniker zu sein. Das Gemeinschaftsangebot erstreckt sich daher vornehmlich auf den kaufmännischen Bereich. Ein Betriebswirt ist der „Manager“ des Technologieparks. Beratungsleistungen ebenso wie die Dienste für gemeinsame Einrichtungen, wie Schreibstube, Telex, Telefax, Benützung des Schu-lungs- und Besprechungsraumes, werden den Firmen in Rechnung gestellt. Die Miete ist günstig und soll den Jungunternehmern Kosten sparen helfen. Der Verbleib der Firmen im Technologiepark ist mit maximal fünf Jahren vorgesehen. In dieser Zeit muß sich zeigen, daß die Firmen auch ohne Unterstützung lebensfähig sind.

Erfreulich ist, daß diese Idee so gut Fuß gefaßt hat, sodaß bereits im Herbst 1986 die Landesregierung die Installierung eines Technologieparks gemeinsam mit einem WIFI-Schulungszentrum für Leoben/Niklasdorf beschloß.

Hier handelt es sich um einen Neubau; der Baubeginn war vor wenigen Tagen, die Fertigstellung ist mit 31. März 1990 fixiert. Dieser rund 100 Millionen Schilling kostende Gesamtkomplex (Technologiepark etwa 15 Mülionen Baukosten) soll auch ein Signal für die Obersteiermark sein, daß das Land die nötige Umstrukturierung entsprechend unterstützt.

Die wirtschaftspolitische Förderungsphilosophie für die nächsten Jahre ist in den „Perspektiven der steirischen Wirtschaftsförderung“, einer fächerübergreifenden Studie Schweizer, Bundesdeutscher und steirischer Wissenschafter, etwa so definiert: Nicht ausschließlich High-Tech-nology ist die Zukunft der steiri-—sehen Industrie, wohl soll aber die Anwendung dieser neuen technischen Möglichkeiten auf vielen Gebieten im Entwicklungs- und Software-Bereich vornehmlich in den Regionen um die Hochschulen einen Schwerpunkt darstellen. Daher ist auch Leoben als Standort zu forcieren, wogegen im übrigen Land Firmen, die sich in speziellen Marktsegmenten durchsetzen und die in weiterentwickelten traditionellen Bereichen tätig sind, beispielsweise im Maschinenbau, in der Elektrotechnik, besonders zu unterstützen sind, heißt es.

Diese Förderungslinie hat sich bewährt; die Zahl der im Hightech-Bereich tätigen Arbeitnehmer hat sich von 1985 bis 1987 in der Steiermark von 3.000 auf 5.000 erhöht.

Der Autor ist Landesrat a. D.

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