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Durant-Kulturgeschichte, Bände 1 und 3

Die Neuauflage der vom amerikanischen Ehepaar Will und Ariel Durant in einem imposanten Alleingang in jahrzehntelanger Arbeit geschriebenen „Kulturgeschichte der Menschheit” ist nun auf vier Bände gediehen. Wie bei einem solchen Unternehmen nicht anders möglich, wurden die einzelnen Kulturen unterschiedlich erfaßt, aber das Gesamtniveau bleibt erstaunlich. Während etwa in Band 1 („Der alte Orient und Indien”) die Khmer-Kultur unter ihrem Rang verkauft wird (dies freilich auch von anderen Autoren) und auch die Darstellung des indischen Kastensystems keineswegs befriedigen kann, bekommen wir im dritten Band („Das klassische Griechenland”) ein lebendiges Bild von der Kultur der Griechen und vom Werden ihrer politischen Einrichtungen. Dieser Band enthält auch die Einleitungskapitel über Bedingungen und Grundlagen der Kultur. (Südwest-Verlag, München, 568 bzw. 432 Textseiten, jeweils 12 Farb- und 12 Schwarzweißtafeln, jeder Band öS 277,20, Subskriptionspreis öS 229,50.)

Hennings-Trilogie in einem Band

Die drei „Sätze” der „Ringstraßensymphonie” von Fred Hennings, unter den Titeln „Es ist Mein Wille”, „Es war sehr schön und es hat Mich sehr gefreut” und „Mir bleibt nichts erspart”, einst Bestseller des Herold- Verlages, gibt es jetzt als preiswerte, reich bebilderte Jubiläumsausgabe bei Amalthea. Das an Fakten wie an Anekdoten so reiche Werk hat nichts von seinem Charme verloren. (Almathea-Verlag, Wien, 320 Seiten, 229 Abbildungen, öS 198,-.)

Wer war Paul Steegemann?

Der heute total vergessene Arbeitersohn, Autodidakt und (wie der alte Rowohlt!), Selfmade-Verleger Paul Steegemann war es, der mit seiner Reihe „Die Silbergäule” den Dadaismus, vor allem in der Liter atur, einem darob teils begeisterten, teils empörten deutschen Publikum zugänglich machte. Die vorbildlich erarbeitete Biographie eines Mannes und seines Verlages, „DerPaul-Steegemann-Ver- lag (1919-1935 und 194&-1960) Geschichte, Programm, Bibliographie” von Jochen Mayer, hält sehr viel mehr, als sie verspricht, sie ist ein wichtiger Beitrag zur Geistesgeschichte der Zwischenkriegszeit. Steegemann war eine der originellsten, instinktsichersten und kraft- lackeligsten Erscheinungen in der an interessanten Persönlichkeiten so reichen deutschen Verlegerwelt; über die Schwierigkeiten, die solchen Menschen nicht nur damals gemacht wurden, siehe das Buchkapitel „Paul Steegemann und der ,Börsenver- ein’ “. Ein wichtiger, infolge des exorbitant hohen Preises für einen so schmalen Band wohl vor allem für Verleger und für die Benützung in öffentlichen Bibliotheken bestimmtes Buch. (Verlag Antiquariat Fritz Eggert, Stuttgart, Band 5 der „Bibliographien des Antiquariats Fritz Eggert”, 140 Seiten, 8 Tafeln, zahlreiche Textabbildungen, öS 500,50.)

400 Jahre Zoo

Die Geschichte der aus Jagd- und Wildparks hervorgegangenen Menagerien und Zoologischen Gärten ist ein erst wenig beackertes Feld. Der Katalog „400 Jahre Zoo” bleibt auch nach dem Ende der zugehörigen Hamburger Ausstellung eine wertvolle, wissenschaftlich fundierte und hervorragend bebilderte Quelle zu diesem Thema. (Rheinland-Verlag, Köln, in Kommission bei Rudolf-Ha- belt-Verlag, Bonn, 182 Seiten, zahlreiche Tafeln, öS 138,60.)

Auf der Suche nach den Maya.

Zwei Männer, die kaum mehr glaubten, das Wunder, das sie suchten, noch zu finden, stießen 1840 in den mittelamerikanischen Urwäldern auf die Ruinen der geheimnisumwitterten Maya-Kultur. Die opferreiche Forschungsreise von Stephens und Catherwood zählt nach wie vor zu den großen Abenteuern der Archäologie, deren Faszination seit Cerams erstem großen Buch nicht nachgelassen hat. Victor von Hagen, der selbst mehrere anthropologische Expeditionen geleitet hat, erzählt in seinem Buch „Auf der Suche nach den Maya” an Hand der von Stephens und Catherwood (den der „Große Meyer” vergaß!) geschriebenen Bücher anschaulich und detailreich die Geschichte dieser Entdeckung. (Rowohlt-Verlag, Hamburg, 320 Seiten, zahlreiche Tafeln und Karten, öS 198,30.)

Ich, Claudius, Kaiser und Gott

Seit fast 50 Jahren macht der Roman „Ich, Claudius, Kaiser und Gott” von Robert Ranke Graves wieder gut, was die Geschichtslehrer ungezählter höherer Schulen an ihren Opfern verbrochen haben - er macht Geschichte wieder interessant, amüsant, heutig. Macht sie zu dem, was sie immer sein sollte, fast immer sein könnte und so selten ist. Der Urenkel des großen deutschen Historikers hat vom Vorfahr die historische Seriosität und die Gabe des sprachlichen Ausdrucks. Unverkennbar englisches Erbe ist die ja sprichwörtliche britische Fairneß, mit der er die Rehabilitierung eines Stiefkindes der Geschichtsschreibung unternahm, und die Ironie, mit der er dabei 2u Werke ging. Claudius, Kaiser wider Willen, Generationen von Gymnasiasten als vertrotteltes Opfer der Intrigen seiner Umgebung dargestellt, wird hier zum überlegenen, aller psychologischen Tricks kundigen Herrscher und sympathischen Ich-Erzähler, obendrein ist er Demokrat, und die Hinrichtung seiner Gattin kann man ihm ohnehin nicht verüblen, denn die war erstens berüchtigt, zweitens an einem Komplott gegen ihren Mann beteiligt und hieß drittens Messalina. Und das beste vom Ganzen: Das Buch ist historisch bis ins Detail recherchiert und abgesichert, die billige Sonderausgabe daher eine Chance für jeden, der es (noch) nicht kennt. (Paul-List-Ver- lag, München, 356 Seiten, öS 152,20.)

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