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Buchverlegerei in Osterreich

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Während die österreichischen Buchverlage über schwere geschäftliche Rückschläge klagen, ist im deutschen Fachmagazin „Buchreport" zu lesen, daß der Umsatz der hundert größten deutschen Buchverlage im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gestiegen ist. In den Vorjahren gab es ebenfalls Umsatzsteigerungen, wenn auch nur in der Höhe von etwa 7,4 Prozent. Von einer Krise des Buchmarktes kann dort jedenfalls keine Rede sein. Wie entstehen im österreichischen Verlagswesen so alarmierende Ergebnisse?

Da wäre einmal zu sagen, daß der Buchhandel bei uns keineswegs über schlechte Resultate klagt. Allerdings ist nicht zu leugnen, daß viele österreichische Verlage von der steigenden Nachfrage nach Büchern nicht profitieren. Trotz Femsehen und Reiseboom nimmt der Kauf von Büchern zu, wobei freilich darüber diskutiert werden kann, ob diese Bücher dann auch gelesen werden.

Obwohl Österreichs Verlagen der deutsche Markt zollfrei offen steht, beklagen sie die Situation.

Während der fünfziger Jahre verkaufte der Paul Zsolnay Verlag nur etwa 15 Prozent der Auflage in Österreich, selten mehr. Freilich funktionierte der Vertriebsapparat hervorragend. Zudem fanden die publizierten Bücher Interesse beim Publikum, etwa Graham Greene, John Galsworthy, Alexander Lemet-Holenia, Fritz Habeck,

aber auch Truman Capote.

Um den Leiden der österreichischen Verlage auf den Grund zu kommen, wäre erst eimal zu fragen, ob tatsächlich alle wesentlichen österreichischen Verlage in einer Krise stecken. Geschäftsleute klagen gern, vor allem wenn dadurch staatliche Subventionen locker gemacht werden. Nicht alle Verlage klagen. Sind nicht manche Verlage an ihren Krisen selber schuld? Vernachlässigen sie nicht vielleicht die geschäftliche Seite, die gerade bei der Publikation anspruchsvoller Literatur absolute Voraussetzung ist?

Die Verlegerei ist in Österreich zu sehr in die Nähe der „Szene", der Liebhaberei, der unprofessionellen und publikumsverachtenden elitären Ästhetik oder der tendenziösen Radikalkritik geraten, für die keine Leser zu finden sind. Liebhaberei ist schön, aber man muß sie sich leisten können. Elitäre Esoterik verführt leicht dazu, sich von literarischen Maßstäben überhaupt loszumachen und als einziges Qualitätskriterium die Unlesbarkeit anzuerkennen. Und politische Tendenzbücher verstaubten schon jenseits des Eisemen Vorhangs in den Magazinen, weil sie niemand lesen wollte. Manche Verlage in Österreich haben, so fürchte ich, schlicht falsche (und sehr undemokratische) Vorstellungen von Literatur, Leserschaft und vom Beruf der Verlegerei.

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