7008415-1987_50_25.jpg
Digital In Arbeit

Bücher, die bleiben

Werbung
Werbung
Werbung

Zu Weihnachten werden gerade die Leser dieser Rubrik auch Bücher schenken und nicht nur das, sie werden sich wohl Bücher wünschen oder sich sogar selber kaufen. Immerhin sind die Weihnachten (oder sollen es sein) Tage der Ruhe, des Nachdenkens, der Stille, also auch des Lesens.

Drei Bücher habe ich ausgesucht, drei empfehlenswerte Neuerscheinungen der letzten Zeit möchte ich Ihnen nennen. Ich kann die Gewähr übernehmen, daß Sie mit diesen Büchern Ihre Zeit nicht leer verbringen, daß bei der Lektüre Gelegenheit entsteht, über sich selbst, über das eigene Leben, über Zeitprobleme von gestern und heute nachzudenken.

Da wäre einmal die Lebensgeschichte von Franz Werfel, geschrieben von Peter Stephan Jungk (,J?ranz Werfel. Eine Lebensgeschichte“). Sie ist viel mehr als eine inhaltsreiche und manches bisher Unbekannte zutage fördernde Biographie. Hier hat sich ein Autor mit vollem Einsatz seiner Person, seines außerordentlichen Talents und mit psychologischer Neugier jahrelang in das Abenteuer begeben, dem Wesen von Werf eis Kreativität und Eigenart auf die Spur zu kommen.

Gleich daneben habe ich den neuen Band von Stefan Zweigs Briefwechsel mit Hermann Bahr, Sigmund Freud, Rainer Maria Rilke und Arthur Schnitzler gelegt (.JStefan Zweig — Briefwechsel mit H. Bahr, S. Freud, R. M. Rilke, A. Schnitzler“). Sicherlich ist heute schon die Kultur dieser vielschichtigen, in Ton und Charakter jeweils sehr verschiedenartigen Korrespondenzen erstaunlich: Welche Aufmerksamkeit, wieviel Zeit, wieviel Einfühlung und Teilnahme hat man einst menschlichen Beziehungen und gar Freundschaften gewidmet! Wichtige Züge in den Porträts der Briefschreiber sind hier aufzufinden, zudem entsteht ein Zeitbild aus erster Hand.

Uberhaupt hat der Begriff der Freundschaft eine fast tödliche Auszehrung erlebt, was man kaum anderswo deutlicher erkennt als in den bisher ungedruckten Reiseaufzeichnungen von Franz Kafka und Max Brod, die sich auf deren gemeinsame Ferienunternehmungen beziehen („Max Brod — Franz Kafka. Eine Freundschaft“). Es sind oft nur Skizzen, aber überaus reizvolle, mitunter sind sie sogar lustig, jugendlich unbeschwert und sehr ungeniert und unerläßlich für jemanden, der einmal einen anderen Kafka kennenlernen will und einen vitalen, anregenden, alles beobachtenden Max Brod.

Jetzt erst fällt mir auf, daß alle diese Neuerscheinungen Österreicher zum Verfasser haben, sich auf Österreicher beziehen und im S. Fischer-Verlag erschienen sind.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung