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Bürges im Aufschwung

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Während die Kreditnachfrage generell weiterhin schlecht ist, hat ein wahrer Sturm auf die geförderten Darlehen des Bürgschaftsfonds eingesetzt.

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Während die Kreditnachfrage generell weiterhin schlecht ist, hat ein wahrer Sturm auf die geförderten Darlehen des Bürgschaftsfonds eingesetzt.

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Je nach Kreditaktion betrugen die Zuwachsraten im Antragsund Kreditvolumen zwischen fünfzehn und achtzig Prozent, so der eine der drei neuen Geschäftsführer des Bürgschaftsfonds, Dr. Helmut Dorn.

Die Bürges wurde 1954 mit dem Ziel gegründet, vor allem kleinen und mittleren Betrieben maßge-

schneiderte Finanzierungen mit öffentlicher Förderung anzubieten.

In den siebziger Jahren wurde das gesamte Förderungsinstrumentarium stark erweitert, bis Anfang der achtziger Jahre die Krise kam. Die. Hochzinsphase tat ein übriges. Die Kreditzinsen kletterten von acht auf dreizehn Prozent. Da waren Investitionen auch mit dreiprozentigen Zinsenzuschüssen nicht mehr finanzierbar. Nach den Großmsolvenzen wütete der Pleitegeier auch unter den teilweise hochverschuldeten kleineren Betrieben.

1983 begann eine Erholung, in die mitten hinein eine Bombe platzte. „Die beiden Geschäftsführer der Bürges sind zurückgetreten, und es wurde Strafanzeige erstattet", kleidet der oberste Fremdenverkehrsfachmann des Handelsministeriums, Ministerialrat Anton Würzl, das Ergebnis einer Rechnungshofuntersu-

chung in dürre Worte.

Seit Herbst dieses Jahres wird übrigens auch jener Mann von der Wirtschaftspolizei verfolgt, der im Handelsministerium für die Prüfung geförderter Kredite zuständig ist, Ministerialrat Hans Ortmann.

In der Bürges ist inzwischen die Ordnung wieder einigermaßen hergestellt, wenn man sich auch auf erste Anfragen eher vorsichtig gibt. Dorn leicht sarkastisch: „Seriosität kommt hier derzeit doppelt gut an."

Auch die Konjunktursituation, die sich in einer verstärkten Nachfrage nach geförderten Krediten niederschlägt, kommt den „Neuen" zugute.

Bei der Aktion nach dem Ge-

werbestrukturverbesserungsge-setz wurde mit einem Kreditvolumen von 3,8 Milliarden Schilling und fast zweitausend Anträgen in den ersten acht Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von achtzig Prozent erzielt.

Die Bürges-Stammaktion für das Kleingewerbe verzeichnete mit rund 3.600 Anträgen und 990 Millionen Schilling Kreditvolumen einen Zuwachs von fünfzehn Prozent. Dasselbe gilt für die Fremdenverkehrssonderaktion, die mit rund 900 Anträgen und 630 Millionen Schilling Kreditvolumen ebenfalls ein Plus von fünfzehn Prozent erzielte.

Der Zuwachs bei den Fremdenverkehrskrediten ist umso er-

staunlicher, als die heurige Som-mersaison ein Nächtigungsminus von 3,8 Prozent (laut Würzl) brachte. Der schlimmste Einbruch war bei den Gästen aus der Bundesrepublik mit minus 8,8 Prozent bei den Nächtigungen zu verzeichnen. Allerdings wird mit einem guten Winterergebnis gerechnet. Dorn meint, es handle sich bei allen Aktionen um einen Aufstaueffekt längst notwendiger Investitionen.

Neben den drei großen Zinsenzuschußaktionen gibt es noch einige Prämienaktionen wie jene für Existenzgründung, Komfortzimmer und Sanitärräume, „Jederzeit warme Küche" und so weiter, die jedoch weniger ins Gewicht fallen.

Der Boom bei den Förderungen ist auch auf die Neufassung der Kreditrichtlinien zurückzuführen.

Eingebremst hat sich die Bürges bei den Haftungsübernahmen. Das aushaftende Volumen liegt bei immerhin 4,3 Milliarden Schilling: „In der letzten Zeit besteht eine steigende Tendenz, daß Haftungen schlagend werden",

will Dorn keine genauen Summen nennen.

Vor einer Diskussion um eine Durchforstung des Förderungsinstrumentariums hat der gelernte Welthändler und ehemalige Bundeskammer-Mann keine Angst. Mehr Innovations- statt reiner In-vestitionsföfderung, dies sei auch mit dem herkömmlichen Instru-mentariummöglich: „Wir fördern natürlich Innovationen. Die technologische Revolution findet ja bei den kleinen Betrieben statt. Da steckt ein enormes Potential drin, über das ich immer wieder staune", meint er und deklariert sich als „Anhänger der Gießkanne" bei Förderungen.

Uber Reformen im Bürgschaftsfonds will er sich nicht äußern. Die Computerisierung und Rationalisierung in der Kreditbearbeitung des 50-Beschäftigten-Betriebes („inklusive Putzfrau") soll vorangetrieben werden. Außerdem hat er als erste Sparmöglichkeit bereits die unwirtschaftliche Dampfheizung in dem großzügigst renovierten Nobelbüro eines alten Hauses im zweiten Bezirk, wo der Fonds im letzten Stock untergebracht ist, geortet.

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