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Bundesheer und Friedensbewegung

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Gefechtsübung gegen „militante Friedensdemonstranten“ durchgeführt. Ein Teil der Einheit, in Zivilkleidung und mit Transparenten „bewaffnet“, wird von dem anderen Teil mit Sturmgewehren und Häuserkampftaktik in Schach gehalten. Das mußte die Friedensbewegung provozieren. Aus Protesten mehrerer Jugendorganisationen (u. a. der Katholischen Jugend) wurden keine Konsequenzen gezogen.

Fragt man bei höheren Stellen des Bundesministeriums für Landesverteidigung an, wie das Verhältnis zur Friedensbewegung sei, hört man sinngemäß immer wieder dieselbe Antwort: „Das Bundesheer ist die größte Friedensbewegung Österreichs!“

Auf der „Gegenseite“ werden solche Ansprüche a priori oft mit unüberbrückbarer Radikalität abgeblockt: „Ich verstehe jeden Soldaten, der nach dem Dienst zur Flasche greift, weil die Ausbildung zum Massenmörder seelisch halt doch nicht zu verkraften ist“, heißt es in einer Vorarlberger „Friedens“-Postille.

Österreichs Soldaten als Massenmörder? Sollte die Friedensbewegung, eine der großen Bewegungen unseres Jahrhunderts, einen folgenschweren Fehler ihrer Vorgänger begehen, indem sie sich ein Feindbild aufbaut?

Freilich läßt auch die Kompromißbereitschaft der Heeresfüh- rung in manchem zu wünschen übrig, vor allem in der Praxis:

Da wird in Oberösterreich eine

In der Alltagspraxis der „Wehrpolitischen Erziehung“ in den Kasernen entwerfen viele der unterrichtenden Offiziere und Unteroffiziere das Bild verwegen aussehender Nichtsnutze mit

linksradikalem Einschlag als das typischer Friedensdemonstrierer.

In Waidhofen an der Ybbs wurde die Abhaltung einer Friedenswoche vom gesamten Gemeinderat offiziell unterstützt, worauf dieser mit dem Entzug einer geplant gewesenen Angelobung von Jungmännern „bestraft“ wurde.

Das Weltbild hinter solchen Taten ist keineswegs repräsentativ für die Führungskräfte der Armee. (Namhafte Heeresvertreter sind seit Jahren im Rahmen der Katholischen Aktion am inner- kirchlichen Friedensdialog konstruktiv beteiligt. D. Red.) Immerhin dachte vor der großen

Friedensdemonstration am 15. Mai 1982 Armeekommandant Emil Spannocchi öffentlich über die Möglichkeit nach, ganze Kompanien in Uniform zur Teilnahme abzustellen. ♦

Positive Einstellungen zur Friedensbewegung sind zweifelsohne vorhanden. Wenn sie sich verstärken, wird auch jene Art pazifistischer Agitation ihre Überzeugungskraft verlieren, die den Dienst im Heer lächerlich macht oder herabsetzt. Sie bewirkt im kleinen Grundwehrdiener Mißtrauen und bringt damit in seinen Augen die gesamte Friedensbewegung in Mißkredit.

Es wäre wünschenswert, daß das Motto „Bundesheer = Friedensheer“ auch in der Alltagspraxis volle Berechtigung erhielte. Viele Indizien weisen in diese Richtung. Der wechselseitige Aufbau von Feindbildern ist dabei nur ein Hindernis.

Der Autor, ein Student, ist Mitglied der Vereinigung demokratischer Soldaten Österreichs CVDSÖ).

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