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Business-Jet als Zeitmaschine

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Ganz gleich, ob und wann Österreich Mitglied der Europäischen Gemeinschaft wird, für österreichische Bedarfsflugunternehmen werden sich daraus nur geringe Probleme ergeben. Auf diesem Sektor der Luftfahrt ist der Markt bereits seit Jahren praktisch frei, was durch das „Pariser Abkommen" geregelt ist.

Die großen österreichischen Bedarfsflugunternehmen wie ViennAir-Polsterer Jets und Tyrolean Jet Service haben schon lange europäischen Standard und zählen auch zu den großen Fluguntemehmen dieser Art in ganz Europa. Eine ausgewogene Flotte vom Kleinjet bis zum Langstreckenjet entspricht dem internationalen Standard. Auch entsprechen die Flugzeuge bereits jetzt der „Euro-Norm". Sie alle folgen den strengen Auflagen punkto Lärmemission. In diesen EG-Richtlinien ist nämlich spätestens ab dem Jahr 2002 nur mehr der Einsatz von Chapter 3 („Flüster-Jets") Luftfahrzeugen zulässig.

Ein Problem wird sich aber im Zusammenhang mit der EG für alle Luftfahrt-Unternehmen stellen: Zugleich mit einem gemeinsamen Europa wird in der Luftfahrt eine Gebührenlawine losgetreten: Sicherheits-, Lande-, Überflug-, Flughafen- und sonstige Gebühren steigen beträchtlich, womit die generelle Gebührenbelastung im Kurz- und Mittelstrek-kenbereich bald höher sein wird als die eigentlichen Luftfahrtkosten. Wie gesagt: Diese Entwicklung wird alle gleich treffen, womit das Gleichgewicht im Konkurrenzkampf wieder hergestellt sein wird.

Doch in einem Europa, das näher zusammenrückt, werden sich auch die wirtschaftlichen Beziehungen, die Geschäfts-Partnerschaften noch enger verflechten. Um noch schneller, noch effizienter in diesem gigantischen Wirtschafts-Konglomerat reüssieren zu können, wird es notwendig sein, noch schneller, noch öfter Mobilität zu beweisen. Ein Vorteil für Bedarfsflugunternehmen.

Termine in verschiedenen Städten. Zeitdruck, Flugpläne, Anschlußflüge, Übernachtungskosten. All das sind Argumente, die für einen Aufwärtstrend der Business-Jets sprechen. Denn kein anderes Beförderungsmittel kann auch heute schon in so kurzer Zeit ohne Wartezeiten den Kunden, den Geschäftsmann von einer Stadt in die andere bringen. Der Business-Jet als Zeitmaschine. Und gerade in einem vereinten Europa wird die Devise „Zeit ist Geld" einen neue Hochblüte erlangen.

Zeit ist für jeden einzelnen ein nicht reproduzierbares Gut und daher wertvoll. Die Zielgruppe, die sich dieses Wertes bewußt ist, arbeitet im obersten Management unseres österreichisch-europäischen Wirtschaftssystems. Daher müssen die Kernpunkte der Dienstleistungen der Bedarfsflug-unternehmen Flexiblität und Individualität sein. Und darüber hinaus sind Technik, Ausbildung und Infrastruktur diesen Grundsätzen so anzupassen, daß sie den höchsten Sicherheits-anfordungen entsprechen und die Mobilität des einzelnen garantieren. Nur wenn diese vier Grundsätze eingehalten werden, hat ein Bedarfsflugunternehmen die Chance, sich am europäischen Markt durchzusetzen.

Sollten die Zeiten wegen oder trotz der EG härter werden, wird auch der Kampf um den Kunden größer. Geht es dann auch dem Kunden nicht so gut, so wird verstärkt der Preis des Produktes - in diesem Fall eines Tik-kets - das einzige Verkaufsargument. In der Luftfahrt kann diese Entwicklung allerdings tödlich sein. Und zwar entweder für das Unternehmen, wenn es trotz Preisverfalls seine Sicherheitsstandards und seine Qualität im selben Ausmaß aufrechterhält, oder für den Passagier, wenn dort gespart wird, wo es nicht unmittelbar sichtbar für diesen ist; nämlich bei der Infrastruktur, Ausbildung oder Organisation.

In Österreich gibt es noch eine Reihe kleinerer Unternehmen, die die Halterschaft von einem oder zwei Flugzeugen übernommen haben. Meist handelt es sich dabei um Fluggeräte, die sich im Privatbesitz von einigen Geschäftsleuten befinden. Teilweise haben diese Unternehmen mit dieser Halterschaft kleine gewerbliche Tätigkeiten verbunden.

Die großen österreichischen Be-darfsflugunternehmen sehen daher dem EWR beziehungsweise der EG gelassen entgegen.

Der Autor ist Geschäftsführer der ViennAir Polsterer Jets in Wien.

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