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CA forciert Mitteleuropastrategie

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Das Jahr 1991 war bei der Creditanstalt durch eine gegenläufige Entwicklung von Teilbetriebsergebnis und Betriebsergebnis charakterisiert. Auf der einen Seite führte ein unbefriedigendes Resultat im Zins- und Dienstleistungsgeschäft zu einem Rückgang des Teilbetriebsergebnisses um 15 % auf 2.103 Mio.S auf der anderen Seite konnte das Betriebsergebnis um 45 % auf 3.016 Mio.S gesteigert werden. Die Verbesserung des Betriebsergebnisses ist auf wesentlich bessere Handelsergebnisse zurückzuführen, insbesondere auf Erfolge im Handel mit Forderungen an Umschuldungs-länder und gute Ergebnisse im Devisen- und Edelmetallgeschäft.

Die Verschlechterung des Teilbetriebsergebnisses steht in Zusammenhang mit dem nochmals verschärften Wettbewerb unter.den österreichischen Banken, der einen erheblichen Druck auf die Erträge im Zins- und Dienstleistungsgeschäft ausübte. Der Fortbestand der inversen Zinsstruktur wirkte in die gleiche Richtung.

Der Rückgang des Teilbetriebsergebnisses ist aber auch in Faktoren begründet, die sich in Zukunft ertragssteigernd auswirken werden. So wurde das Investitionstempo, vor allem im EDV-Bereich nochmals beschleunigt. Insgesamt investierte die Bank rund 1,1 Mrd.S in Sachanlagen. Dementsprechend stiegen die zu Lasten des Teilbetriebsergebnisses zu verrechnenden Abschreibungen um 30 % auf 578 Mio.S. Dazu kamen hohe Aufwendungen im Zusammenhang mit der Verstärkung der Präsenz im Rahmen der Mitteleuropastrategie der Bank. Die in Tochterbanken in Italien, Deutschland, der CSFR, Polen und Ungarn eingesetzten Mittel betrugen zu Jahresende 1991 rund 2 Mrd.S, mittelfristig erwartet die Bank aus diesen Beteiligungen gute Ergebnisbeiträge. Zunächst belasten aber die Refinanzierungskosten das Teilbetriebsergebnis.

Der Jahresgewinn der Creditanstalt nach Steuern wuchs um 8,6 % auf 1.605 Mio.S. Nach Zuführung von 970 Mio.S zu den Rücklagen schlagen die Organe der Bank der Hauptversammlung die Zahlung einer unveränderten Dividende von 15 % auf das Aktienkapital von 4.100 Mio.S und das Partizipationskapital von 343 Mio.S vor. Die Ausschüttungssumme beläuft sich auf 644 Mio.S. Weiter gestiegen ist auch der cash flow der Bank, der sich 1991 auf 2.812 Mio.S nach 2.470 Mio.S im Jahr zuvor belief.

Der konsolidierte Gewinn je Aktie, ermittelt nach der Methode der Österreichischen Vereinigung für Finanzanalyse, erhöhte sich 1991 auf S 42-nach S 41 - im Jahr zuvor.

Auch 1991 sorgte die Creditanstalt in erheblichem Umfang für Risken vor. Das gilt insbesondere für die Vorsorge für Kredite an Umschuldungslän-der, der rund 1.200 Mio.S zugeführt wurden. Dabei wurde für die notwendig gewordene Hinzurechnung der Forderungen für die UdSSR eine Vorsorge von 50 % gebildet und die Vorsorge für Bulgarienforderungen von 70 % auf 80 % erhöht. Alle Forderungen an Umschuldungsländer wurden zum Sekundärmarktwert bilanziert. Die offenen Risken gegenüber Umschuldungsländern(Länderobligo minus Vorsorgen) von rund 1,5 Mrd.S entsprachen zum Bilanzstichtag nur noch 6 % des Haftkapitals nach 8 % im Jahr zuvor. In den letzten sechs Jahren hat die Creditanstalt die offenen Risken gegenüber Umschuldungslän-dem systematisch verringert, und zwar nicht nur durch die Bildung von Vorsorgen, sondern in hohem Maße auch durch Verkäufe. Dept/Equity-Swaps, sowie Debt/Debt-Swaps. Im Jahre 1985 hatten die offenen Risken aus Forderungen gegenüber Umschul-dungsländern noch 65 % des Haftkapitals erreicht. Zusätzlich zu den Vorsorgen für Kredite an Umschuldungsländer wurden die Vorsorgen für das sonstige Auslandsgeschäft um rund 1 Mrd.S aufgestockt, wovon 600 Mio.S auf die Filiale London entfielen. Die Creditanstalt geht davon aus, daß sich die wirtschaftliche Lage einer Reihe von internationalen Kreditnehmern bessern wird, so daß Rückflüsse aus der Auflösung nicht mehr benötigter Vorsorgen erwartet werden können.

Die Ausstattung der Creditanstalt mit Haftkapital konnte 1991 weiter verbessert werden. Es stieg um 9,8 % auf 24,1 Mrd.S nach 21,9 Mrd.S zu Ende 1990. Einen wichtigen Beitrag dazu leistete die Kapitalerhöhung von 3,8 Mrd.S auf 4,1 Mrd.S, durch die das Eigenkapital der Bank um 1,2 Mrd.S gestärkt wurde. Die Haftkapitalquote nach den Bestimmungen des Österreichischen Kreditwesengesetzes errechnete sich mit 4,85 % nach 4,66 % im Jahr zuvor. Entsprechend den Cooke-Richtlinien erreichte die CA eine Eigenmittelunterlegung von rund 9 %, erforderlich sind 8 %.

Konsequente Umsetzung der Mitteleu ropastrateg ie

Die seit 1989 begonnene geschäftspolitische Neuorientierung der Bank, die ihren Charakter als bedeutende Universalbank in Mitteleuropa verstärken soll, wurde im Geschäftsjahr 1991 konsequent fortgeführt. Es ist das Ziel der Creditanstalt, in den Reformländern am Aufbau marktwirtschaftlicher Systeme aktiv mitzuwirken und Wegbereiter für die österreichische Wirtschaft in diesen neuen Märkten zu sein. Mit ihren Vertretungen in den Reformstaaten und der im März 1992 erworbenen Beteiligung an der Creditanstalt Nova Banka d.d. in Slowenien ist die Bank mit operativen Einheiten in Gebieten tätig, mit denen vor dem Zweiten Weltkrieg gut ein Drittel des österreichischen Außenhandels abgewickelt wurde. Mit dem Aufbau dieses Netzes wird auch die strategische Ausrichtung der Filialen an den westlichen Finanzplätzen neu definiert. Ihr Geschäft weist einen wachsenden Mitteleuropabezug auf.

Die Bilanzsumme der Creditanstalt wuchs 1991 um6,1 % auf487,4 Mrd.S, wobei der Auslandsanteil von 44 % auf 41,8 % zurückging. Die Zunahme des Geschäftsvolumens wurde fast zur Gänze vom Inlandsgeschäft getragen. Das gesamte Finanzierungsvolumen der Bank (die Ausleihungen und das Wechselgeschäft) im In- und Ausland stieg um 2,8 % auf 285,5 Mrd.S. Die Primärmittel nahmen um 1,6 % auf 238,5 Mrd.S zu, die Bankeinlagen zur Refinanzierung des internationalen Geldhandels und der Exportkredite wuchsen um 10,3 % und erreichten 209 Mrd.S.

Von besonderer Bedeutung für die Bank war der Beschluß des österreichischen Parlaments, die Bank mittelfristig zu privatisieren. In einem ersten Schritt wurde durch einen Paketverkauf der Anteil des Bundes am Aktienkapital der Bank auf unter 50 % gesenkt.

Die CA-Bankengruppe, der neben der Creditanstalt die Bank für Oberösterreich und Salzburg, die Bank für Kärnten und Steiermark, die Bank für Tirol und Vorarlberg und die AVA-Bank zuzuzählen sind, verzeichnete 1991 ein Betriebsergebnis von 4 Mrd.S, um rund 40 % mehr als im Vorjahr. Die konsolidierte Bilanzsumme erreichte 605 Mrd.S nach 570 Mrd.S im Jahr zuvor. Die Gruppe verfügt über 398 Stellen in ganz Österreich, um fünf mehr als 1990. Die Zahl der Mitarbeiter nahm geringfügig von 11.465 auf 11.544 zu.

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