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Chancen für die Jugend

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FURCHE: Was sollte einen jungen Österreicher motivieren, ÖVP zu wählen?

MOCK: Wir versuchen, wieder den Charaicter und wieder Perspeictiven in der Politiic zu betonen. Den Charakter, weil hier die Folgen schlechter Charaktere noch viel übler als in anderen Bereichen sind. Und Perspektiven, weil wir uns konkret ein anderes Österreich vorstellen. Für seine Verwirklichung wollen wir jungen Menschen die Chance der Mitarbeit geben - auch wenn sie diese Chance zur Verwirklichung eigener Vorstellungen nutzen, die sich von denen älterer Mitbürger unterscheiden. Hat ein junger Mensch die Möglichkeit der Erprobung seiner Ideen nicht, nimmt die Gefahr zu, daß er an unrealistischen Utopien hängenbleibt.

FURCHE: Was würde denn die ÖVP im Prinzip anders machen als die SPÖ?

MOCK: Den einzelnen stärker in den Mittelpunkt rücken - etwa in der Schule: Begabte mehr fördern. Schwachen mehr helfen, die pädagogische Komponente mehr betonen als die reine Wissensvermittlung; dem einzelnen auch zu mehr Eigentum verhelfen - Eigentumswohnung oder spätere Umwandlung einer Miet- in eine Eigentumswohnung; ihm durch eine sinnvolle Steuerpolitik mehr Verfügung über Eigentum ermöglichen; ihm für seine Eigenvorsorge mehr Wahlmöglichkeiten verschaffen; durch Dezentralisierung der Macht Überschaubarkeit vermitteln; Qualität vor Quantität betonen - und immer hinzufügen, daß parallel zu mehr Eigenberechtigung auch mehr Verpflichtung gehört...

FURCHE: Und was würde im Sinn dieser Prinzipien die ÖVP konkret anders machen?

MOCK: In der Schule die Absichtserklärung für niedrigere Klassengegenüber der Regierungspartei, sondern gegenüber allen Parteien aus?

MOCK: Der durchschnittliche Betrachter der Szene unterscheidet nicht so sehr nach Parteien. Er sieht Politik nicht sehr differenziert, sondern glaubt, daß alle Parteien und Gruppen einfach um Machtpositionen kämpfen. Die Fehler einzelner werden so zu Fehlern des Systems. Die jungen Menschen aber wollen sinnvoll gefordert werden. Sie wollen auch geben, nicht nur nehmen. Zum Unterschied von den älteren Mitbürgern, die vor allem Erreichtes bewahren wollen, möchten die Jungen auch Neues erwerben und gestalten - aber nicht nur mit materiellen Versprechungen abgespeist werden.

FURCHE: Wo könnte Ihrer Meinung nach der unbestreitbar vorhandene Idealismus der heutigen Jugend ein Betätigungsfeld finden?

MOCK: Zweifellos auf dem weiten Gebiet des Nord/Süd-Gesprächs, der Entwicklungshilfe und Entwicklungspolitik. Bei uns werden da auch noch Institutionen reduziert. Und es ist beschämend, daß zurückkehrende Entwicklungshelfer oft Schwierigkeiten Schülerhöchstzahlen auch in den weiterführenden Schulen verwirklichen; unsere Entwürfe für ein erstes und zweites Eigentumsbildungsgesetz beschließen; wo immer es geht, mehr Wahlmöglichkeiten schaffen - auch bei der Gestaltung des Arbeitslebens und der Freizeit, also mehr gleitende Arbeitszeit, Jobsharing usw. Alles das verschafft dem einzelnen mehr Souveränität.

FURCHE: Warum wirkt sich Ihrer Meinung nach die Politikverdrossenheit vieler junger Menschen nicht nur haben, eine passende Anstellung in der Heimat zu finden. Aber auch im Bereich der Behindertenhilfe ist das Engagement vieler Junger heute da.

FURCHE: Ist das jetzt nicht eine Ermunterung für eine Tendenz, die einen Politiker eigentlich besorgt stimmen müßte, nämlich die Tendenz zum Engagement in Teilbereichen und für Teilziele bei gleichzeitiger Mißachtung der Gesamtheit der Politik?

MOCK: Sicher ist es Sache der Jugend, in großen'Dimensionen und Perspektiven zu denken und darüber den sogenannten Kleinkram der täglichen Politik zu verachten. Um so wichtiger ist es, daß man dieser Jugend den Einstieg in die tägliche Politik attraktiver macht, um einen Aufstau von „Frust" über unrealisierte Anliegen zu vermeiden.

FURCHE: Tut das die Volkspartei?

MOCK: Wir suchen immer wieder das Gespräch mit den Jungen, und auch wenn das wie eine abgedroschene Phrase klingt - das Miteinanderre-den ist und bleibt wichtig. Aber es darf nicht das einzige sein. Wir bemühen uns auch um einen Ausbau aller sinnvollen Formen der direkten Demokratie. Politik auf lokaler Ebene ist wichtig und soll nie ohne Junge gemacht werden.

FURCHE: Wie wird die ÖVP ihre Zielvorstellungen besser als bisher an die breiten Wählermassen heranbringen?

MOCK: Sicher sind Konzentration auf Schwerpunkte und ständige Wiederholung der zentralen Aussagen wichtig. Wir erwägen aber auch eine neueriiche Befassung aller Parteifreunde und sympathisierender Interessenten mit ganz konkreten Fragestellungen, was bei der Urabstimmung vor dem letzten Parteitag so erfolgreich gelaufen ist.

FURCHE: Kann man über die thematischen Schwerpunkte des nächsten Nfltionalratswahlkampfes schon etwas erfahren?

MOCK: Wir werden auf die konkreten Sorgen der Menschen abstellen - etwa die hohe Steuerbelastung, die den einzelnen oft resignieren läßt und die Betriebe schwer belastet. Wir werden auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes abstellen, die nicht durch, leere Phrasen zu gewährieisten ist, sondern durch eine andere Steuer- und Investitionspolitik. Wir werden auf die Sicherheit der Familien abstellen, aber auch Fehlentwicklungen im Wohnwesen und in der Schule aufzeigen.

Mit dem Bundesparteiobmann der ÖVP sprach Hubert Feichtlbauer.

SEPP BAUER

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