6866875-1978_07_03.jpg
Digital In Arbeit

Christliche Solidarität mit der Dritten Welt

Werbung
Werbung
Werbung

„Einfacher leben, anders leben, verzichten - TEILEN!“ - Worte, die heutzutage selten Gehör finden, meist nur bei einem Ohr hinein und sofort beim anderen wieder hinaus wandern, stehen im Vordergrund des diesjährigen Familienfasttages am 17. Februar, zu dem wieder die Katholische Frauenbewegung Österreichs und das Katholische Frauenwerk in Österreich aufrufen.

Immerhin, in den 21 Jahren, in denen nun schon die Aktion Familienfasttag durchgeführt wurde, sind bereits über 200 Millionen Schilling für Entwicklungshilfe an der Basis in Ost-und Südostasien aufgebracht worden. Die mit diesem Geld unterstützten Projekte fallen in die Bereiche Bildung, Sozialarbeit und Gesundheit und verstehen sich als Beiträge zu einer Entwicklungshilfe, die nicht nur Geld transferieren, sondern Hilfe zur Selbsthilfe sein will.

Die dem Familienfasttag zugrundeliegende Idee ist einfach: Jeder Österreicher ist aufgerufen, an diesem Tag bewußt auf ein Konsumgut des täglichen Lebens zu verzichten und den dabei ersparten Geldbetrag für diese Aktion zu spenden. Da es ein Familienfasttag ist und die katholischen Frauen die Initiatoren sind, liegt auf der Hand, daß in erster Linie an eine Ersparnis gedacht ist, die im täglichen Haushaltsbudget einer Familie durchschlägt. Der Nahrungs- und Genußmittelkonsum, der sich für ein solches Opfer besonders anbietet, wird ja oft aus „gewichtigen“ oder gesundheitlichen Gründen eingeschränkt, ohne dabei an eine Spende für die Dritte Welt zu denken. Am Familienfasttag wäre dazu die beste Gelegenheit

Es sollte aber nicht beim einmaligen Familienfasttagsopfer bleiben. Wie die katholischen Frauen in ihrem Aufruf betonen, geht es ihnen nicht um eine „Alibireaktion“, um eine Geldspende per Erlagschein durch ansonsten gedankenlose Wohlstandsbürger, die anschließend zur Tagesordnung, zum oft überflüssigen Konsum, zur Energieverschwendung, zur Ausbeutung von Rohstoffen, zur Zerstörung der Umwelt, zurückkehren. Sie wollen vielmehr die bedrohte Zukunft der Menschheit bewußt machen und, wie erwähnt, ein einfacheres, ein anderes Leben propagieren.

In dieser Gesinnung werfen sie die Frage auf, was uns heute mehr bedroht: die Geburtenexplosion in den Entwicklungsländern oder die Luxusexplosion in den Industriestaaten. Daß wir heute über Energieprobleme klagen, während ein Bürger der USA sechzigmal so viel Energie zur Verfügung hat wie ein Inder, zeigt doch deutlich auf, daß einiges nicht im Gleichgewicht ist, daß es ein äußerst fragwürdiges (und selbstsüchtiges) Unternehmen darstellt, hierzulande auf ständig steigenden Energieverbrauch hinzuarbeiten, bevor nicht die Dritte Welt hier ein wenig aufgeholt hat Schließlich sollte man das Wort „Teilen“ nicht nur auf die Gegenwart und arme und reiche Länder, sondern auch auf die Zukunft und heutige und morgige Generationen bezogen, anwenden. Vielleicht wollen unsere Nachkommen in der fast leergefischten (und zunehmend ökologisch zerstörten) Nordsee auch noch ein paar Heringe vorfinden.

Für diejenigen, die im Detail interessiert, was mit den heurigen Geldspenden zum Familienfasttag geschieht, legen die Initiatoren die Karten offen auf den Tisch, eine genaue Übersicht über die 52 geplanten Projekte, für die man nach dem großen Erfolg der letzten Aktion (19 Millionen Schilling) 18 Millionen zu veranschlagen wagte. Statt einzelner Großprojekte werden bewußt viele kleine Projekte an der Basis gefördert. Sie befinden sich in Indien, Taiwan, Thailand, auf den Philippinen, vor allem aber in Korea.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung