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Christliche „Spinner" am Golf

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In Ar-Ar, 420 Kilometer südwestlich von Bagdad, zwei Kilometer vor der irakisch-saudiarabischen Grenze, haben 25 christliche Friedensaktivisten aus mehreren westlichen Ländern - unter anderen aus den USA, Großbritannien, Deutschland und Österreich - in einem Mekkapilgerheim ein „Friedenslager" eingerichtet. Dieses Lager soll - wie Heike Huschauer, die bundesdeutsche Koordinatorin von Friedenseinsätzen am Golf, gegenüber der FURCHE betont - „ein Friedenscamp zwischen den Fronten" sein.

Die von britischen Friedensaktivisten gestartete Aktion ist Ausfluß eines seit Oktober vergangenen Jahres laufenden Einsatzes von mittlerweile mehreren hundert, größtenteils christlich motivierten Leuten aus 20 Nationen, die mit Gesprächen an Ort und Stelle zum „Frieden am Golf" (so die offizielle Bezeichnung der von Italienern initiierten Idee) beitragen wollen. Drei Delegationsgruppen haben seit Oktober in Iraks Hauptstadt Bagdad - mit staatlicher Genehmigung - ein „World Peace Camp" eingerichtet und vor dort aus - unter ständiger geheimdienstlicher Kontrolle - mit der Bevölkerung Gespräche geführt.

Zur Zeit befinden sich auch zwei Österreicherinnen - Irmgard Eh-renberger vom Internationalen Versöhnungsbund und Doris Kurz von „Peace Brigades International" -im Bagdader Friedenscamp. Von der internationalen Presse, aber auch von den jeweiligen Außenministerien werden die Friedensaktivisten in Bagdad als „Spinner" abgetan. Was sie am Golf tatsächlich tun können siehe Seite 3.•nbsp;Alexei N. Kossygin, von Beruf Textilingenieur, seit 1940 im ZK der KPdSU, Mehrfachminister seit 1943, seit 1960 auch im Politbüro und während der letzten 16 Jahre Ministerpräsident der Sowjetunion, erlag am 19. Dezember einem Herzinfarkt. Sein Tod kam angesichts langer Krankheit nicht überraschend. In jüngster Zeit hatte KP-Chef Leonid Breschnew Verstimmung über Kossygins mißlungene Wirtschaftspolitik zu verstehen gegeben.

• nbsp;Die Gedenkfeier in Danzig am 16. Dezember, für die Opfer der blutigen Unterdrückung der polnischen Arbeiterdemonstrationen von 1970, verlief in Ruhe und im Zeichen nationaler Einigkeit. Lech Walesa, der Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes „Solidarität", erklärte, das nun enthüllte Denkmal diene dem Gedenken an die Getöteten und als Mahnung für die Regierenden. Gleichzeitig rief Walesa die Hunderttausende umfassende Menschenmenge auf, sich verantwortungsbewußt und überlegt zu verhalten. Alles andere als überlegt verhielten sich indes die Moskauer Propagandisten: Am 18. 12. veröffentlichte das Parteiorgan „Prawda" einen Kommentar, in dem der NATO „ideologische Intervention in die polnischen Angelegenheiten" vorgeworfen und ihr unterstellt wurde, sie sei bereit, „zu Einmischung anderer Art überzugehen quot;: als ob NATO-Truppen, und nicht sowjetische Panzer in massiver Zahl an der polnischen Grenze auf den Befehl zum Einmarsch warten würden .

• nbsp;Shimon Peres (57) wird bei den israelischen Parlamentswahlen im Herbst 1981 die Arbeiterpartei als Spitzenkandidat anführen. Beim Parteitag am 18. 12. erhielt Peres 2123 (70 Prozent) der 3029 der Delegiertenstimmen, Gegenkandidat Yitzhak Rabin, ehemaliger israelischer Premier, mußte sich mit 875 Stimmen (29 Prozent) geschlagen geben. Gemäß der Wahlplattform soll eine künftige Regierung der Arbeiterpartei sich um einen Friedensvertrag mit Jordanien bemühen. Kontroversen gab es vor allen in der Frage der Annexion der syrischen Golanhöhen durch Israel, die noch vor Ende dieses Monats in der Knesseth diskutiert werden soll. Eine erste Warnung vor einem solchen Schritt sprachen inzwischen die Amerikaner aus: Eine Annexion der Golan-Höhen sei unvereinbar mit den Interessen Israels.

• nbsp;Portugals neuer Premier heißt Pinto Balsemöa. Der nationale Parteikongreß der Sozialdemokratischen Partei ernannte den 43jährigen Advokaten und Journalisten am 14. 12. zum Nachfolger des vor kurzem tödlich verunglückten Francisco Sä Carneiro als Parteichef und damit als portugiesischer Ministerpräsident. Allgemein wird erwartet, daß Balsemöa den politischen und wirtschaftlichen Kurs Sä Carneiros fortsetzen wird. Bei der Verwirklichung dieser Ziele (Abschaffung des Revolutionsrates oder Einschränkung seiner Kompetenzen, eine klare Abgrenzung des privaten und des verstaatlichen Wirtschaftsbereiches) werden Balsemöa gute Chancen eingeräumt, zumal ihm auch ein gutes Verhältnis zum jüngst wiedergewählten Staatspräsidenten Ramalho Eanes nachgesagt wird.

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