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Christus als Zentrum der Familien

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In unseren Tagen ereignen sich Dinge, die vor zehn Jahren noch kaum irgendwo festzustellen waren. Im Osten und Westen, in Rußland und Amerika, in Europa und in unserer Heimatstadt bekennen viele gläubig gewordene Menschen: „Uns ist der Heiland geboren worden, der Messias und Herr."

Diese bekennenden Christen in den östlichen Ländern zittern nicht mehr vor den Machthabern, sondern machen aus der Gerichtsverhandlung eine Verkündigung des Glaubens, während draußen vor dem Gerichtsgebäude die Menge des Volkes laut betet. Solches erfahren wir aus authentischen Berichten aus der Zweiten Welt. Und im Westen ver-

i qmt>u ISiinaflfiS i .Jtojsuaä künden diese neuen Christen „Jesus ist wirklich der einzige, der diese kranke Welt heilen kann. Macht ihn zum Herrn eures Lebens."

Das ist die Entscheidung, vor der wir in dieser Stunde gerufen werden. Ob auch wir bereit sind, unser Leben Gott zur Verfügung zu stellen. Die Frage Gottes ergeht heute an uns, ob wir Christus Raum schaffen wollen in unserem Leben, und zwar so, daß er darin voll und ganz Herr und Heiland sein kann. Sind auch Sie dazu bereit?

Es ist an der Zeit, die alten liberalen Formen der Wiener Frömmigkeit ab-

zulegen und Gott eine echte Herberge in unseren Familien anzubieten. Am Ende dieser siebziger Jahre erleben wir, daß in unserer Zeit kein Platz ist für Christus: Er hat kaum Platz gefunden in der Politik, wenig Platz in der Schule, keinen Platz in den Filmen und Freizeitprogrammen der jungen Leute, keinen Platz in den Planungen der Wirtschaft, kaum einen Platz im Beruf und wenig Platz in den Familien.

Sogar das Fernsehen hat mehr Platz in unseren Familien als Gott. Das müssen wir ändern. Denn mit Christus setzt ihr auch den Frieden vor die Tür und laßt das Chaos ein. Unsere jungen Leute sind heute bedroht von Drogen und Depressionen,

von Angstzuständen und zwanghaftem Verhalten, von Einsamkeit, Verzweiflung und Aggressionen. Ich glaube daran, daß wir heute Gott eine Herberge anbieten müssen, nicht nur als einzelne, sondern auch als Familie.

Denn nur in solchen Familien können unsere jungen Leute jenen Geist Gottes atmen, der sie befreit und bewahrt vor den Dämonen unserer Zeit. Es nützt nichts, wenn heute Eltern weinen über die Verwahrlosung ihrer einst so behüteten Kinder. Eltern allein sind oft nicht mehr imstande, ihre Kinder zu führen und zu behüten, wenn nicht auch Gott sie innerlich führt und stark macht. Der Geist von oben, der Geist Gottes ist der wichtigste Erzieher des Menschen. Von diesem Geist müssen junge Menschen etwas in ihren Familien erleben.

Die Wiener Frömmigkeit ist durch eine jahrhundertelange Krankheit brüchig geworden. Sie heißt: jeder für sich. In Wien gilt es als unfein, über Gott zu reden. Gott gilt als das Privatissimum des Menschen. Aber laßt mich euch sagen: Durchschaut diesen Trick des Teufels, wenn euch ein böser Geist zum Schweigen über Gott verführt, trennt er euch im Glauben. Der einzelne und Vereinzelte ist dann verloren.

Deswegen möchte ich euch ans Herz legen: Nehmt Gott auf in eure Familien und betet gemeinsam. Denn Gott ist Liebe und drängt daher zur Gemeinschaft. Der Glaube drängt zum Bekennen und verlangt daher gebieterisch nach Gemeinschaft in eurer Familie. Das Reich Gottes ist keine Summe von einzelnen, sondern die Gemeinschaft derer, die ihren Glauben voreinander bekennen und ihren Dank miteinander vor Gott bringen.

Wagt es in eurer Familie über Gott zu sprechen. Ich glaube daran, daß Gott uns für die kommenden schweren Jahrzehnte seine besondere Gnade anbietet. In unserer Krisenzeit leuchten die Lichter Gottes um so heller auf. Unübersehbar sind heute die Heiligen unserer Zeit, die wahren Gottesfreunde, die mutigen Chri-

stusbekenner, die Menschen der vollkommenen Hingabe an Gott.

Das ist die Größe unserer Zeit und die große Chance eines jeden von uns: Gott pocht heute an viele Herzen. Nehmt ihn auf in eure Familien. , Tut es, auch wenn es euch ungewohnt erscheint. Wagt es in euren Familien über Gott zu sprechen, auch wenn es euch unangenehm und ungewohnt ist.

Setzt euch einmal in der Woche zusammen, um miteinander zu reden, miteinander zu feiern und miteinander Gott zu danken. Redet miteinander auch über Gott und euren Glauben. Lest mitsammen das Wort Gottes und betrachtet die Heilige Schrift. Denkt miteinander nach, was dieses Wort Gottes für euch bedeutet...

Diese Familien werden in der Dunkelheit unserer Zeit wie Sterne leuchten, werden Inseln des Friedens sein. Die Suchenden werden sich an solchen Familien orientieren, die Gestrandeten werden sich an diesen Familien Gottes festhalten wie Schiffbrüchige. Von solchen Familien, in denen die Menschwerdung Gottes heute noch einmal geschieht, wirdfrder neue Friede für die Welt ausgehen.

Auszüge aus einer Ansprache Kardinal Königs am 25. Dezember 1979

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