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Comeback von Vaclav Havel

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In der Tschechei und in der Slowakei fanden am Dienstag in den jeweiligen Parlamenten die Präsidenschaftswahlen statt, die nach der Trennung der CSFR notwendig geworden waren. Vaclav Havel als einsamer Kämpfer in der CR und vier Kandidaten in der Slowakei standen zur Auswahl.

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In der Tschechei und in der Slowakei fanden am Dienstag in den jeweiligen Parlamenten die Präsidenschaftswahlen statt, die nach der Trennung der CSFR notwendig geworden waren. Vaclav Havel als einsamer Kämpfer in der CR und vier Kandidaten in der Slowakei standen zur Auswahl.

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Havels Stern ist im Sinken, obwohl er von der regierenden ODS/ KDS Vaclav Klaus nominiert wurde. Er hatte zwei Gegenkandidaten, den rechtsextremen Republikaner Miroslav Sladek (FURCHE 24/1991) und die Kommunistin Marie Striborova. Das tschechische Staatsoberhaupt wird mit einfacher Mehrheit gewählt. Die Kompetenzen des Präsidenten wurden durch die neue Verfassung ziemlich eingeschränkt.

In der Slowakei sind zwei Drittel der Stimmen der Parlamentarier für die Kandidaten notwendig, um als Präsident gewählt zu werden. Erreicht keiner der Kandidaten die notwendige Mehrheit, wird die Wahl am folgenden Tag wiederholt, an der sich nur die zwei stimmenstärksten Kandidaten beteiligen können. Geht auch dieser Wahlgang ohne Zweidrittelmehrheit aus, wird ein neuer Termin festgesetzt, an dem die alten Kandidaten nicht mehr teilnehmen dürfen.

Am Dienstag stellten sich in Bratislava Anton Neuwirth (72) von den Christdemokraten, Roman Kovä5(53) von der regierenden HZDS Vladimir Meciars, Jozef Prokes (43) von der Slowakischen Nationalpartei (SNS) und Milan Ftäcnik (34) von der Partei der demokratischen Linken (SDL) der Wahl. Als aussichtsreichster Kandidat gilt Koväd, gebürtiger Preßburger, Mediziner und Wissenschaftler, seit 1990 Präsident der neugegründeten Konföderation der Gewerkschaften, Abgeordneter zum slowakischen Parlament und stellvertretender Premier. Er gilt als dialogbereit, sucht den Konsens mit Andersdenkenden, ist praktizierender Katholik.

Der Christdemokrat Neuwirth aus Prievizda (Mittelslowakei) ist ebenfalls Mediziner, wurde in den fünfziger Jahren wegen seiner klaren religiösen Haltung „wegen Staatsfeindlichkeit” zu zwölf Jahren Haft verurteilt, kam nach sieben Jahren Haft frei und arbeitete als Dorfarzt. Neuwirth war eines der ersten Mitglieder der vom aus Kroatien geflüchteten Jesuitenpaters Tomislav Kolako vic gegründeten Bewegung „Familie”, die von den Kommunisten zerschlagen wurde, deren Ideen und Strukturen aber von der slowakischen Geheimkirche später erfolgreich wieder aufgenommen wurden.

Prokes' ist Physiker, der seit der Wende für eine selbständige Slowakei kämpfte. Ftäcnik, Mathematiker und Physiker, war seit 1979 Mitglied der KP und seit November 1989 unter den ersten, die die KP in eine demokratische Partei zu transformieren versuchten.

Bei Redaktionsschluß lagen noch keine Wahlergebnisse vor.

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