Contra zu Charisma für Parteichefs

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Ich habe schon so viele Leute von beeindruckender Statur, mit Charisma und zum Teil gutem Aussehen auf die politische Bühne hoppeln sehen, so viele, dass zwei Hände nicht reichen, sie aufzuzählen. Ich muss schon bei Ronald Reagan beginnen und darf bei Gerhard Schröder nicht haltmachen, muss Christian Kern auch noch einpacken und vermutlich auch noch den Nouveau Empereur von Paris Emmanuel Macron. Ja, die machen schon mächtig Eindruck. Und weil sie so strahlen, auch mit ihren Reden und sonstigen Pirouetten, da kriegen sie ganz schnell viele, viele Wählerstimmen.

Das Problem beginnt aber schon nach der Wahl, wo bemerkt wird, dass hinter dem Strahlen der Inhalt ein schwarzes Loch ist – at best. Dann müssen die Beeindrucker Hoffnungen erfüllen. Linien sollen gehalten werden, politische Versprechen und all das, was Politik ausmacht. Das geht leider sehr oft schief, Kern, Macron, Trudeau, Schröder und so fort. Auffälligerweise ist es in Krisen ganz anders. Da ist den Wählern und den Parteimenschen die Strahlkraft plötzlich vollkommen egal, da sind sie dann für den Bürokraten und Spießer, der einfach zu rechnen und „den Karren aus dem Dreck“ zu ziehen versteht. Kogler bei den Grünen und Mario Monti in Italien sind gute Beispiel dafür. Deshalb ein klares Votum für den Inhalt vor der Form in der Politik. Fürs Charisma geht man ins Kino, da gibt es dazu auch noch Cola und Popcorn. Für Inhalt und Linie kann es also die SPD ruhig mit Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans probieren – und andere Parteien können da guten Gewissens nachhüpfen. Politik ist kein Beauty-Contest und die Verwechslung damit macht sie schon seit Jahrzehnten krank.

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