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Creditanstalt zahlt auch 198712 Prozent Dividende

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Auch 1987 konnte die größte österreichische Bank, die Creditanstalt, ein erfreuliches Ergebnis erwirtschaften. Der in diesem Jahr von der CA erwirtschaftete Gewinn hielt sich in der Höhe des vorangegangenen Jahres. Der Jahresüberschuß nach Steuern erreichte 991,7 Millionen Schilling und lag damit um 1,5 Prozent über dem Ergebnis von 1986. Die Rückstellungen für Veranlagungsrisken, insbesondere für Länderrisken, konnten substantiell aufgestockt werden. Der Cash-flow, eine wichtige Kennziffer für die Ertragskraft eines Unternehmens, wurde um zwei Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Schilling gesteigert. Durch die starke Erhöhung sank das Teilbetriebsergebnis um 10 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Schilling. Der konsolidierte Gewinn der CA-Bankengruppe erreichte 181,2 Schilling je Aktie.

Die Ursache für das rückläufige Teilbetriebsergebnis ist eine weitere Margenkompression im internationalen Finanzgeschäft. Als Folge der geringeren Dynamik des österreichischen Außenhandels sanken die Einnahmen aus Devisen- und Dokumentengeschäften. Die gesteigerten Betriebsaufwendungen erklären sich aus den stark gestiegenen Personal- und Ausbildungskosten, die im Sinne einer strategischen Planung als Investitionen in die Zukunft zu betrachten sind und erst im Laufe der kommenden Jahre ertragswirksam werden.

Die Creditanstalt wird die im Vorjahr von zehn auf zwölf Prozent erhöhte Dividende auf das Grundkapital von 3,1 Milliarden und das Partizipationskapital von 268,7 Millionen Schilling beibehalten. Die Ausschüttungssumme steigt dabei von 374 auf 404 Millionen Schilling, da für das Jahr 1987 das gesamte Aktien- und Partizipationskapital voll dividendenberechtigt war.

Eine wichtige Kennziffer für die Konkurrenzfähigkeit eines Geldinstituts ist die Haftkapitalquote - besonders im Hinblick auf eine Annäherung Österreichs an die Europäische Gemeinschaft und eine damit verbundene stärkere Internationalisierung sowohl des Bankgeschäfts als auch des österreichischen Heimmarktes. Das Haftkapital der Creditanstalt stieg um 11,7 Prozent auf 14,5 Milliarden Schilling oder um mehr als einen halben Prozentpunkt auf 3,59 Prozent der Bilanzsumme. Gegenüber der vom Gesetzgeber geforderten Haftkapitalquote wurde damit ein Vorsprung von mehr als zwei Jahren erreicht. Auch in den kommenden Jahren wird die Creditanstalt vorrangig um eine Verbesserung ihrer Eigenkapitalbasis bemüht sein.

Die Bilanzsumme der Bank erreichte zum Stichtag 31. Dezember 1987 388,3 Milliarden Schilling, dies bedeutet eine Steigerung um 15,8 Milliarden oder 4,3 Prozent. Zu bemerkenswerten Geschäftsteigerungen kam es bei Verleihungen von Krediten an Inländer sowohl im Firmen- als auch Privatkundenbereich. Ebenso war die sehr hohe Sparneigung und das gesteigerte Bedürfnis nach Eigenvorsorge in breiten Schichten der Bevölkerung deutlich bemerkbar.

Das spektakulärste Ereignis des abgelaufenen Jahres war wohl das Ende einer fünfjährigen Hausse an den wichtigsten Weltbörsen am 19. Oktober 1987. Aufgrund vorsichtiger Dispositionen wurde die Creditanstalt von diesen Turbulenzen nur marginal betroffen. Außerdem war der Kursrückgang an der Wiener Börse wesentlich flacher als anderswo.

Die Bank wirkte in zwanzig internationalen Konsortien bei Aktienemissionen mit, die mit der Ausnahme von British Petrol gewinnbringend und erfolgreich placiert werden konnten. In Österreich wurde ein Drittel des Volumens der vierzehn Kapitalerhöhungen börsennotierter Gesellschaften über die CA abgewickelt. Weiters führte die Bank an der Wiener Börse die Aktien dreier bedeutender ausländischer Gesellschaften ein, und zwar Chrysler, Olivetti und ASKO-Deutsche Kaufhaus AG.

Herausragendes Ereignis am österreichischen Kapitalmarkt war die Placierung der ÖMV-Aktien, die in äußerst schwierigen Zeiten unter der Führung der Creditanstalt erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Trotz Börsencrash zeichneten an die 30.000 Investoren und machten damit die ÖMV mit einem Schlag zur Gesellschaft mit den meisten Aktionären.

Wesentlich erweitert wurde auch der Telefonhandel der Creditanstalt, so-daß ein breiterer Kreis von österreichischen Interessenten Zugang zu ausländischen Effekten erhielt. Positiv entwickelten sich auch die der Bank nahestehenden Investmentfonds mit einer Zunahme des Vermögens um über 40 Prozent. Der neu eingeführte Dollar-Stock konnte ungeachtet der Entwicklung an der New Yorker Börse ein deutlich positives Ergebnis erzielen.

In der für Österreich so wichtigen Venture-Capital-Finanzierung baute die Creditanstalt ihre Rolle als Pionier weiter aus. Positiv entwickelte sich der Absatz von Genußscheinen und der neuartigen Immobilien-Aktien, die Anfang Mai an der Wiener Börse eingeführt werden sollen.

Das internationale Geschäft der Creditanstalt war vom Wachstum neuer, nicht bilanzwirksamer Finanzierungsinstrumente gekennzeichnet. Schwerpunkt des Geschäfts der Filiale in London waren Handels- und Projektfinanzierungen sowie der Handel mit Eurobonds österreichischer Emittenten. Bei der Filiale in New York stand die Finanzierung von Projekten im Industriebereich sowie die Finanzierung von Unternehmensakquisitio-nen im Vordergrund. Beide Filialen verfügen über besondere Expertise im Bereich Mergers & Acquisitions sowie Leveraged Buy-Outs und waren erfolgreich im Portfolio Management tätig.

Neue Repräsentanzen wurden in Moskau, Prag, Tokio und Hongkong errichtet. Die Umwandlung der Repräsentanz in Hongkong in eine Filiale wird im Laufe des heurigen Jahres erfolgen.

Bei den Industriebeteiligungen der Creditanstalt verbesserten die Unternehmen mit positivem Ertragstrend ihre Ergebnisse neuerlich, bei Steyr Daimler Puch und der Maschinenfabrik Heid sind noch erhebliche Probleme zu lösen. Im vergangenen Jahr wurden neuerlich drei Industriebeteiligungen bzw. Betriebssparten von Beteiligungen verkauft. Durch erhebliche Vorsorgen, insbesondere für Steyr Daimler Puch, hat sich der Beitrag der Industriebeteiligungen zum Unternehmensergebnis der Creditanstalt verschlechtert und ist in Summe negativ.

Die CA-Bankengruppe zeigte aufgrund der guten Ergebnisse der drei Regionalbanken und der AVA-Bank eine sehr positive Entwicklung. Der Jahresüberschuß der Bankengruppe nach Steuern stieg um 27,2 Prozent auf 1,5 Milliarden Schilling. Die konsolidierte Bilanzsumme der Gruppe stieg um 4,2 Prozent auf 473 Milliarden Schilling, das entspricht einem Marktanteil in Österreich von fast 14 Prozent.

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