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Dank für die Solidarität

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„Hoffnung auf ein geglücktes Leben": Unter diesem Titel stand eine Katholikentagsveranstaltung in Salzburg.

Ein Arbeitskreis, der sich mit den sogenannten Randgruppen in der katholischen Kirche befaßte, stellte fest, daß es nicht nur gesellschaftlich benachteiligte Griippen gebe, sondern auch solche in der Kirche.

Eine dieser Randgruppen — die sogenannten laisierten Priester — stellt sich hier vor: Die Arbeitsgemeinschaft „Priester ohne Amt" (PoA) versteht sich als eine österreichweite innerkirchliche Interessengemeinschaft ohne Mitgliedschaft. Sie wendet sich in ihren Informationen und Einladungen an alle Männer und Frauen, die aus dem Priesteramt oder Ordensstand ausgeschieden sind, sowie an alle Interessierten.

Wir wollen zunächst erreichen, daß die laisierten Priester und Ordensleute in der Kirche die gleichen Rechte erhalten wie die übrigen Laien und nach denselben Bedingungen im kirchlichen Dienst arbeiten und Aufgaben übernehmen dürfen.

Wir bemühen uns natürlich besonders um jene Mitschwestern und Mitbrüder, die, aus dem Amt geschieden, in beruflichen und anderen Fragen (z. B. Arbeitsplatz- und Wohnungssuche) unserer Mithilfe bedürfen. Wir ver-

suchen jenen, die in Not geraten sind, auch finanziell zu helfen. Deshalb wurde ein Konto (Soli-daritätsfonds-l’oA, Raiffeisen-bank Wien, Heiligenstädter Straße 81, Nr. 3.520.400) für besondere Härtefälle eröffnet.

In einer Erklärung an den österreichischen Katholikentag nennen wir unsere Hoffnungen, deren Erfüllung wir erhoffen:

• daß sich die Kirchenführung angesichts der vielen priesterlosen Gemeinden zur Weihe von in Beruf und Familie bewährten Männern (viri probati) zu Priestern entschließt;

• daß die Bischöfe die Bereitschaft vieler Laientheologen, als Verheiratete das Priesteramt zu übernehmen, sehr ernst nehmen und dieses uns vom Herrn gemachte Geschenk zu nützen beginnen;

• daß die Kirchenführung mit uns verheirateten Priestern das begonnene Gespräch intensiv weiterführt, damit gemeinsam eine Lösung dieses Problems gefunden wird;

• daß die Diskriminierung beendet wird, die wir noch oft in der Kirche ertragen müssen;

• daß möglichst bald die vielen Priester, die darum gebeten haben, die Dispens von der Verpflichtung zur Ehelosigkeit bekommen und so ihre Ehe kirchlich schließen dürfen;

• daß die Bischöfe auch unser Angebot zur Übernahme priesterlicher Aufgaben annehmen und sich für seine Verwirklichung in Rom einsetzen.

Wir empfinden es durchaus normal, ja notwendig, daß die Kirche weiterhin den Zölibat empfiehlt, und es ist klar, daß es auch in Zukunft wie in der Vergangenheit immer wirkliche Berufungen zölibatärer Priester und Ordensleute geben wird. Der Zölibat, der aus Liebe zu Gott geübt wird, ist ein Wert im Sinne des Evangeliums. Es geht in der Zölibatsdebatte nicht darum, den Zölibat abzuwerten, sondern darum, bestimmte Argumente zu überdenken.

Wenn die Berufung zur Ehelosigkeit ein Charisma ist, dann ist sie eine Berufung in eine ausgesonderte Existenz. Ein charismatisches Können darf aber nicht für einen ganzen Stand zum gesetzlichen Müssen erklärt werden.

An dieser Stelle sei den vielen gedankt, die uns ihre Hilfe nicht versagt und ihre Freundschaft nicht aufgekündigt haben. Sie haben damit gezeigt, daß christliche Hoffnung immer Hoffnung auch für andere ist, will sie nicht egoistisch und vprhpißiineslos werden.

Arbeitsgemeinschaft „Priester ohne Amt"

FURCHE: Wäre es nicht eine nachhaltige und wünschenswerte Auswirkung des Katholikentages, daß Pfarren, Organisationen, Gruppen konkrete Aktionen setzen oder bisher vernachlässigte Vorhaben verwirklichen?

KRAXNER: Ein Katholikentag kann verschiedene Wirkungen haben. Es gibt heute noch Leute, die vom Katholikentag 1952 sehr beeindruckt erzählen. Dieses Erlebnis hat vielleicht ihr Leben mitgeprägt. Der Katholikentag 1952 hat aber auch das Verhältnis von Kirche und Staat, speziell von Kirche und politischen Parteien, verändert oder zumindest diese Veränderung vielen bewußt gemacht.

Wir haben uns sehr bemüht, anzuregen, daß nicht erst nach dem Katholikentag, sondern jetzt schon von den Pfarren und kirchlichen Gruppen konkrete Aktionen gesetzt werden. Aber solche Vorgänge können nicht zentral „befohlen" werden.

FURCHE: Welches Bild von sich selbst möchte die österreichische Kirche beim Katholikentag den ihr Femstehenden vermitteln?

KRAXNER: Ich finde die Einteilung der Christen in Nah- und Fernstehende immer weniger glücklich. Auch die Fernstehenden fühlen sich großteils als Christen. Es wäre wichtig, auch innerhalb der Kirche stärker die Ökumene zu pflegen und jene Gemeinsamkeiten aufzuspüren, die alle Katholiken verbinden. Der Delegiertentag, der unter dem Thema „Perspektiven unserer Hoffnung" steht, könnte eine Gelegenheit sein, solche Gemeinsamkeiten zu suchen.

Es wird Nah- und Fernstehende geben, die die gewählten Formen bejahen, und es wird auch Nah-und Fernstehende geben, die sie verneinen. Es ist nicht möglich. Formen zu finden, die allen entsprechen. Der „Erfolg" des Katholikentages wird auch von jenen Christen abhängen, die glauben und hoffen, daß in menschlicher Schwachheit, in unzulänglichen Formen und bei begrenzten Möglichkeiten Gottes Kraft sich vollenden kann.

FURCHE: Der Katholikentag ist ja auch durch das Türkenjahr-Gedenken „belastet".

KRAXNER: Die einen haben eine geradezu neurotische Angst, dieses Gedenkjahr nur zu nennen. Sie fürchten, daß alte Gegensätzlichkeiten ausgegraben und neue Feindbilder geschaffen werden etc. Andere sehen in diesem Gedenkjahr einen Anlaß, alle noch vorhandenen christlichen Kräfte in Europa zu einer neuen Missionierung Europas aufzurufen. Sie wünschen sich einen Marco d’Aviano, der der Kirche in Europa überzeugend den Weg ins dritte Jahrtausend weist. Wie immer auch die Ereignisse von 1683 aus heutiger Sicht im einzelnen zu beurteilen sind, bleibt 1683 ein wichtiges Datum in der Geschichte Europas. Es sollte uns Anlaß sein, die schwierige Situation der Christen und Kirchen in Europa heute zu überdenken und nach Wegen zu suchen, wie die Christen über den konkreten Umständen ihren Beitrag zur Zukunft Europas leisten können.

Mit P. Alois Kraxner sprach Leonore Ram-

bosek.

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