Da und dort bricht er noch immer auf, der Konflikt christlichen Denkens mit Darwin. Der verstorbene Joachim lilies war einer der ersten Ökologen auf einem deutschen Lehrstuhl. In seinem letzten Buch geht er zunächst mit allen ins Gericht, die so tun, als hätte Darwin das Geheimnis des Lebens entschlüsselt.
Darwin hat es so wenig entschlüsselt wie die Biochemie den „genetischen Code“: Wir sehen die Schrift, lesen können wir sie noch nicht. lilies erinnert daran, daß die letzten Fragen von der Wissenschaft nicht beantwortet werden können.
Doch je weiter er in seiner emotionsgeladenen Abrechnung über dieses Ziel hinausschießt, um so mehr fällt auch dem informierten Laien, an den der Autor sich ja wendet, zugunsten der geprügelten Darwinisten ein.
Sicher, der klassische Darwinismus blickt nur auf die Anpassungsleistung der einzelnen Art. Zugegeben, das führte zu vielen unbefriedigenden Erklärungen. Doch manche isoliert nur mit argem Krampf ins Schema zu pressende Anpassungsleistung kann heute in größerem Zusammenhang zwanglos begriffen werden. Die „Biozönose“ als Ergebnis gemeinsamer Anpassung aller an einer
Lebensgemeinschaft beteiligten Arten an alle ermöglicht es sogar, die „fremd- dienlichenZweckmäßigkei- ten“, an denen lilies den Darwinismus scheitern sieht, ohne Konflikt mit Darwin zu verstehen.
lilies war angesichts eines erstaunlichen Arten-Mit- einanders schnell bereit, die Endstation aller rationalen Erklärungsmöglichkeiten auszurufen. Vom letzten Entwicklungsstand des Darwinismus nimmt seine Abrechnung nicht Kenntnis.
DER JAHRHUNDERT-IRRTUM. Würdigung und Kritik des Darwinismus. Von Joachim lilies. Umschau Verlag, Frankfurt M. 1983.200 Seiten, Ln., öS 212,80.
