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Das Anliegen der Antragsteller

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Am 28. Jänner 1977 erschien unter dem Titel „Ein namenloser Kardinal“ in der FURCHE ein Beitrag, der das Anliegen argumentativ zusammenfaßte. Wir zitieren daraus: „Alle haben sie ihre Straßen, Gassen und Plätze in Wien, die Exzellenzen und Eminenzen, die auf Wiens Bischofs- und Erzbischofsthron saßen: Johann Faber, Anton Wolfrath, der Graf Migazzi und der bürgerliche Gangibauer, der Herr Josef Othmar von Rauscher und Friedrich Gustav Piffl. Nur einer nicht: Theodor Kardinal Innitzer.

Warum hat Innitzer noch keine Gasse, keinen Platz? Weil es sich noch nicht bis ins Rathaus herumgesprochen zu haben scheint, was er- außer dem Wahlaufruf-vor und nach 1938 noch für Wien und die Wiener getan hat:

Da stellte sich der Rektor der Wiener Universität Innitzer - übrigens der erste, der.es vom Arbeiter bis zu dieser Würde gebracht hat! schützend vor die jüdischen Studenten, die „Völkische“ aus der Aula hinausprügeln wollten. Da gab derselbe Rektor erstmals den sozialistischen Studenten das Auditorium Maximum für eine ihrer Veranstaltungen frei. Da betrieb der geistliche Herr, der als Minister ins Sozialministerium eingezogen war, ein Lebtag lang Sozialarbeit auf seine Weise: er lief durch die Stadt, zog seinen Mantel aus, kramte aus den Taschen den letzten Groschen hervor und verschenkte alles.

Da ging der Kardinal im grausigen Februar 1934 ins Landesgericht und bot den gefangenen Schutzbündlern seine Hilfe an. Da weigerte sich der gleiche Innitzer, das Requiem im Stephansdom nur für die Toten der Exekutive zu zelebrieren: Er tat es, wie er in seiner Predigt sagte, „für alle Opfer“. Da stieg der Kardinal am 7. Oktober 1938 auf die Kanzel des Meisters Pilgram und erklärte vor 10.000 jungen Wienern, Christus zu „unserem Führer“.

Da Stürmte in Köriigsbrunn am Wagram ein Rudel Verhetzter auf ihn ein und bewarf ihn mit Steinen Und faulen Eiern: nicht weil er der „Heil Hitler“-, sondern weil er der „Christus-ist-unser-Führer“-Kärdi nal war. Da half der Geschmähte den Ärmsten der Verfolgten, den Judenchristen: er versteckte sie in seinem Haus, speiste sie, verschaffte ihnen Ausreisemöglichkeiten, Aufenthaltsgenehmigungen ...

Aber das alles dürfte im Wiener Rathaus nicht bekannt sein. Dort scheint man auch vergessen zu haben, was alle wissen und alle sehen können: Innitzers Leistung beim Wiederaufbau , des Stephansdoms .

In Wien endlich eine Verkehrsfläche nach Kardinal Innitzer zu benennen, bedeutet Erfüllung einer Dankesschuld.

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