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Das Drama ist heute aufgeklärt

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Im Rahmen der „Katyn-Aktion" wurden im Frühjahr 1940 insgesamt 21.857 Personen vom Vorgänger des KGB, dem sowjetischen Geheimdienst NKWD, erschossen. Direkt in Katyn wurden von den Deutschen 1943 - vor 50 Jahren - die Leichen von 4.421 polnischen Militärs in einem Massengrab entdeckt.

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Im Rahmen der „Katyn-Aktion" wurden im Frühjahr 1940 insgesamt 21.857 Personen vom Vorgänger des KGB, dem sowjetischen Geheimdienst NKWD, erschossen. Direkt in Katyn wurden von den Deutschen 1943 - vor 50 Jahren - die Leichen von 4.421 polnischen Militärs in einem Massengrab entdeckt.

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Die Geheimnisse um die Massengräber in den Wäldern von Katyn in Weißrußland - in der Nähe von Smo-lensk - sind geklärt: Die von Michail Gorbatschow auf Druck des damaligen polnischen Staatschefs, General Wojciech Jaruzelski, 1987 eingesetzten Kommissionen konnten sukzessive dokumentarisch belegen, daß die Katyn-Morde auf einen Politbürobeschluß vom 5. März 1940 zurückgehen, die der Roten Armee beim Überfall auf die Republik Polen im September 1939 in die Hände gefallenen polnischen Offiziere zu liquidieren.

□ Bis 1988 noch wurden diese Morde von sowjetischer Seite den Deutschen in die Schuhe geschoben.

□ Gorbatschow selbst, der die „weißen Flecken" der Geschichte verkleinert haben wollte, gab erst im April 1990 die sowjetische Schuld an den

Massakern zu. Die Verantwortung -so sagte er damals - habe jedoch nicht die Partei, sondern der Geheimdienst.

□ Am 14. Oktober 1992 übergab ein Emissär Jelzins Präsident Walesa Fotokopien von Dokumenten - Katyn betreffend - aus den geheimsten Archiven des Kreml, darunter die Politbüroresolution 144 (siehe Faksimile).

□ Heute weiß man, daß 21.857 Personen im Rahmen der von Historikern sogenannten „Katyn-Aktion" erschossen wurden, direkt in Katyn jene 4.421 Militärs, die von den Deutschen 1943 entdeckt wurden. 6.311 Personen wurden vom Lager Ostaschkow nach Kalinin überführt und dort vom NKWD getötet; ihre Massengräber wurden bei der Ortschaft Miednoje gefunden. Gleichzeitig wurden in anderen Sowjet-Lagern und -Gefängnissen 7.305 Polen ermordet. Nahezu die Hälfte der Getöteten waren Offiziere, großteils Reservisten. Viele von ihnen gehörten zur geistigen Elite des polnischen Volkes.

Die Wälder von Katyn in Weißrußland dienten - das wissen Historiker heute - seit 1935 dem gefürchteten stalinistischen Staatssicherheitsdienst NKWD als Hinrichtungs- und „Grab"stätten. Außer den polnischen Offizieren haben in den Massengräbern von Katyn Zehntausende Letten, Polen und Juden - vom NKWD aus" Osteuropa verschleppt - in der Zeit zwischen 1939 und 1941 ihre letzte Ruhestätte gefunden, nachdem man sie ohne Gerichtsverfahren als Feinde der Sowjetunion mittels Genickschüssen hingerichtet hatte.

Der russische Journalist G. Scha-woronkow entdeckte 1989 mit Kollegen bei Katyn weitere Massengräber von sowjetischen Kriegsgefangenen. Die Unglücklichen - aller Wahrscheinlichkeit nach Rotarmisten, die man nach Kriegsende aus deutschen Gefangenenlagern befreit hatte - wurden nach dem Stalinschen Grundsatz: „Jeder, der in den Händen des Feindes war, ist ein Feind des sowjetischen Volkes" überprüft und als „verdächtige Personen" hingerichtet.

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