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DAS EIGENE HEIM, EIN TEURES PFLASTER

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Das zu geringe Angebot an Wohnungen, zu dem auch die verbreitete Umwidmung von Wohnhäusern in Bürogebäude und die damit verbundene Spekulation beitragen, sowie institutionelle Änderungen (abnehmende Bedeutung des subventionierten Wohnbaus) haben die Miet- und Kaufpreise stark ansteigen lassen.

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Das zu geringe Angebot an Wohnungen, zu dem auch die verbreitete Umwidmung von Wohnhäusern in Bürogebäude und die damit verbundene Spekulation beitragen, sowie institutionelle Änderungen (abnehmende Bedeutung des subventionierten Wohnbaus) haben die Miet- und Kaufpreise stark ansteigen lassen.

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Diese Entwicklung hat auch maßgeblich zu der derzeit im internationalen Vergleich unerfreulich hohen Inflationsrate beigetragen. Österreich zählte 1992 nicht mehr zu den Infla-tions-„Musterländern". Dies deswegen, weil eine Reihe von Ländern -teils rezessionsbedingt - deutliche Erfolge beim Inflationsabbau erreichen konnte, während sich der heimische Preisanstieg gegenüber 1991 noch leicht beschleunigte.

Wie auch die Nationalbank kürzlich kritisierte, trugen dazu im wesentlichen folgende Faktoren bei:

□ Verbilligungen, die sich im Einkauf des Handels infolge der Abwertungen einiger europäischer Währungen ergaben.wurden nicht oder nur teilweise an die Konsumenten weitergegeben;

□ strukturelle Gründe, wie die Mangelhaftigkeit des Wettbewerbs in Osterreich im allgemeinen, was eine Starrheit der Preise nach unten nach sich zieht;

□ der erwähnte Preisauftrieb im Bereich der Dienstleistungen im allgemeinen, der über das Ausmaß der Kostensteigerungen hinausgeht, und im Wohnungsbereich im besonderen.

Zwar handelt es sich im letzteren Fall um Preise von Gütern, die nicht international gehandelt werden, womit auf den ersten Blick auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Produkte nicht gefährdet erscheint. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß Inflationsraten unabhängig davon, von welchen Gütern sie im speziellen hervorgerufen werden, in die nächsten Lohnrunden als Bestimmungsfaktoren eingehen und die genannten Entwicklungen daher auf mittlere Sicht durchaus Auswirkungen auf die preisliche Konkurrenzfähigkeit haben werden.

Betrachtet man den Preisanstieg des Jahres 1992 im Detail anhand der einzelnen Gütergruppen im Warenkorb, so zeigt sich, daß die Verbrauchsgruppen „Errichtung, Miete und Instandhaltung von Wohnungen" (in der Folge kurz „Wohnungsaufwand") und „Ernährung und Getränke" am stärksten dazu beigetragen haben. Die größte prozentuelle Indexsteigerung zeigte sich mit 6,2 Prozent zwar im Bereich „Körper- und Gesundheitspflege", doch trägt diese Gruppe angesichts ihres geringen Gewichts im gesamten Warenkorb relativ wenig zur Gesamtsteigerung des Index von 4,1 Prozent bei. Den größten Beitrag leistete mit 0,89 Prozentpunkten die Verbrauchsgruppe „Ernährung und Getränke", deren Preise mit 3,9 Prozent im Jahresabstand zwar unterdurchschnittlich wuchsen, aufgrund ihres hohen Gewichts jedoch den genannten hohen Punkteanteil erreichten.

Den zweitgrößten Beitrag lieferte jedoch bei einer Erhöhung um 5,8 Prozent im Jahresabstand die Gruppe „Errichtung, Miete und Instandhaltung von Wohnungen" mit 0,79 Prozentpunkten. „Ernährung und Getränke" und „Wohnungsaufwand" tragen damit allein 1,7 Prozentßimkte zur Gesamtsteigerung von 4,1 Prozentbei.

Im Detail enthält die Verbrauchsgruppe „Wohnungsaufwand" neben dem Mietaufwand für einzelne Wohnungskategorien (rund 60 Prozent des Gruppengewichts) Kosten für Baumaterialien, Handwerkerarbeiten, Versicherungen und Gebühren.

Im Jänner 1993 hat sich die Teuerung im Wohnungsbereich übrigens auf 6,3 Prozent im Jahresabstand beschleunigt.

Die überdurchschnittlichen Preissteigerungen in der Kategorie „Wohnungsaufwand" sind teilweise auch durch die Anhebung von Mietzinsobergrenzen verursacht, die Ausdruck eines Anpassungsprozesses an in Westeuropa übliche Mietniveaus ist.

Was kann getan werden? Bereits im Jahr 1992 sind die Aktivitäten im Bereich des Wohnbaus stark intensiviert worden, um durch Erhöhung des Angebots eine Minderung des Preisauftriebs zu erreichen. Gerade in diesem Sektor erweist sich die Umsetzung allerdings als sehr zeitaufwendig. Bei weiteren Stimulierungen im Wohnbau sollte auch beachtet werden, daß eine allzu rasche Angebotserhöhung eine Überhitzung der Baukonjunktur mit allen negativen Konsequenzen für die Inflationsrate zur Folge haben könnte. Die Preissteigerungen in diesem Bereich waren schon 1992 teilweise durch Verteuerungen bei Baumaterialien verursacht, die bei steigender Nachfrage noch zunehmen würden. Eine Entlastung durch günstigere Importe von Baustoffen aus Nachbarländern wurde behindert.

Dem starken Anstieg der Mieten selbst wird durch neue Mietregelungen entgegenzuwirken versucht. Mit einer raschen Entspannung beim Anstieg der Wohnkosten ist aber vorerst nicht zu rechnen.

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