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Das Familienpendel

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In Sri-Lanka (Geyion) zeigen sich die ersten Spuren eines politischen Gewitters. Premierminister Sirimävo Bandanaraike warf drei Minister der Trotzkistischen Partei aus dem Kabinett. Die jüngst verstaatlichten Teeplantagen wurden unter Aufsicht des Landwirtschaftsministers, eines Mitglieds ihrer Partei, ge-Stm. BÄiöneri verursachten Östeä ÖlÜVln dem in einet ]rÖ)äntiÖn^giexurig zÜsarnmeÄgewiiffeilen ita%ett: Mitglieder der Nationalversammlung liefen ins Lager der Opposition über, und' die Verbindung zwischen Bandaharaikes SLFP und der trotzkistischen LSSP droht zu zerfallen.

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In Sri-Lanka (Geyion) zeigen sich die ersten Spuren eines politischen Gewitters. Premierminister Sirimävo Bandanaraike warf drei Minister der Trotzkistischen Partei aus dem Kabinett. Die jüngst verstaatlichten Teeplantagen wurden unter Aufsicht des Landwirtschaftsministers, eines Mitglieds ihrer Partei, ge-Stm. BÄiöneri verursachten Östeä ÖlÜVln dem in einet ]rÖ)äntiÖn^giexurig zÜsarnmeÄgewiiffeilen ita%ett: Mitglieder der Nationalversammlung liefen ins Lager der Opposition über, und' die Verbindung zwischen Bandaharaikes SLFP und der trotzkistischen LSSP droht zu zerfallen.

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Im Jahre 1964 vereinigte Premierministerin Sirimavo Bandaranaikes Sri-Lanka-Freedom-Party sich mit der trotzkistischen Lanka-Samaja-Party. Vor fünf Jahren zeigten sich dann aber die Früchte der gemeinsamen Arbeit. Die Wahlen brachten einen haushoch überlegenen Sieg der vereinigten SLFP-LSSP, der in der Bildung einer linksorientierten Zentralistischen Regierung gipfelte.

Die aus machtpolitischen Erwägungen vollzogene Verbindung mutete aber schon von jeher recht seltsam an, und selbst damals war die interne Rivalität schon sehr groß. Nun wurde wahr, was sich in letzter Zeit, ankündigte: die politische Vernunftehe zerfällt.

Der Grund dafür dürfte wohl bei den Entscheidungen um die vor einigen Monaten noch in britischem Besitz befindlichen, jetzt verstaatlichten Teeplantagen zu suchen sein. Da Tee nach wie vor 60 Prozent aller Devisen einbringt, somit Hauptexportartikel Nummer Eins ist, brachte niemand Einwände gegen die Verstaatlichung vor. Vielmehr begann man sich gleich um die Kontrolle der neu erworbenen'Plantagen zu streiten. Die Trotzkisten nahmen natürlich an, daß dies in die Kompetenzen des Plantagenministers Dr. Colvin de Silva, eines Mannes ihrer Partei, fallen werde. Premierminister Banda-ranaike wußte diesen Machtgewinn aber zu verhindern und legte die Verantwortlichkeit in die Hände des Landwirtschaftsministers Hector Kobbekaduwa, eines Mannes ihrer Partei.

Als dann Streitigkeiten unter den beiden Koalitionspartnern auftraten, machten die Trotzkisten einen entscheidenden Fehler. In einer öffentlichen Rede verunglimpfte der Parteichef der LSSP, Dr. Martin Pereira, das Ansehen des vor Jahren gestorbenen Premierministers-Gemahls Sirimavo Bandaranaikes, Solomon Bandaranaike, der in Ceylon ein ähnliches Andenken genießt wie in Indien Mahatma Gandhi. Aus Rache hiefür warf Sirimavo kurzerhand drei trotzkistische Minister aus ihrem Kabinett und trieb damit die restlichen sechzehn verbliebenen LSSP-Mitglieder der Nationalversammlung schnurstracks in die Arme der Opposition. Damit dürfte sie die guten Verbindungen, die die LSSP zu den Arbeiterorganisationen unterhalten, losgeworden sein. In der Tat blieb Sri-Lanka in den letzten Jahren von Streiks vollkommen verschont. Die erbosten Trotzkisten könnten nun versuchen, auf diese Art ihrem Ärger Luft zu machen. Aber die meisten Beobachter in Co-lombo sind sich darüber einig, daß Bandaranaike auch damit fertigwerden könnte. Obwohl Nahrungsmangel, steigende Arbeitslosigkeit und Inflation die Säulen des Staatsgebäudes erschüttern, könnte sie dafür ohne weiteres die LSSP-Mitglieder des Kabinetts verantwortlich machen, da diese die Posten innehatten, in deren Kompetenzen die Wirtschaft des Landes fiel.

Aber dies ist nicht das einzige Problem, das eingeweihte Kreise in Colombo beschäftigt. Mehr und mehr Einfluß scheint der 27jährige Sohn der Premierministerin, Anura Bandaranaike zu gewinnen, der sich verzweifelt gegen den Linkskurs der Politik stemmt. Dabei kollidierte er mit dem Schwiegersohn der Premierministerin, Kumar Rupasinghe, der in etwas radikalere Bahnen schlägt. Wohin sich das politische Pendel nun neigt, ist noch nicht klar. Familien haben entschieden schon immer eine große Rolle in der Politik von Sri-Lanka gespielt. Dies wird auch schon dadurch sichtbar, daß die jetzige Premierministerin Sirimavo Bandaranaike beim Ableben ihres Mannes, des vormaligen ' Premierministers Solomon Bandaranaike, von Politik noch keine Ahnung hatte und erst mit viel Geschick und Zeit in diese Rolle hineingewachsen ist. Dafür hält sie die Zügel nun aber um so fester in den Händen und wird sie auch sicherlich nicht so schnell wieder loslassen. In ihrer Art erinnert sie jedenfalls sehr an ihre Kollegin aus dem Norden, Indira Gandhi. Wie diese, weiß auch sie geschickt ihren und nur ihren Willen durchzusetzen und zum Beispiel Neuwahlen aus dem Wege zu gehen.

Ein weiteres Problem stellen auch die nach wie vor vom Bürgerkrieg 1971 versprengten Guerilleros im Dschungel dar, die durch verschiedene Aktionen, wie Überfälle auf Autobusse oder die Ermordung des Polizeichefs von Jaffna, zeigen, daß sie noch immer da sind und warten.

Eine andere Frage zielt nach dem Standpunkt der nach außenhin wie eine Freizeitgesellschaft anmutenden Armee. In eingeweihten Kreisen jedenfalls spricht man davon, daß die Zeit bald reif sei. Dann könnte aus den vielen kleinen Wölkchen ein Gewitter entstehen, das den politischen Boden der paradiesischen Insel Sri-Lanka sauber wäscht. Oder es könnte auch sein, daß die derzeit herrschenden Mächte so stark sind, daß alle Gewitterwolken mit Gewalt, nach indischem Vorbild . vielleicht, ferngehalten werden können. Eine Frage, die von einem Umstand abhängt, der in Asien noch nie eine große Rolle gespielt hat. Von der Zeit.

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