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Das Grauen museal eingefangen

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Bis zum Vorjahr endete der Rückblick auf mehr als zwei Jahrhunderte österreichischer Militärhistorie im Heeresgeschichtlichen Museum im Arsenal in Wien mit dem Automobil, in dem der Thronfolger Franz Ferdinand ermordet worden war, mit dessen blutverschmierter Uniform. Nun hat der seit dem Vorjahr amtierende Direktor Manfried Rauchensteiner den Ersten Weltkrieg in seiner Gänze mit einbezogen - die Planungen für die Vorstellung des Zweiten laufen.

Wie sollte in nur zwei Sälen das ganze Geschehen, das ganze Grauen des vierjährigen Ringens eingefangen werden? Es kann nur blitzlichtartig angedeutet werden, wenn es Freund und Feind, Front und Heimat, Sieg und Untergang berücksichtigen soll.

Da sind die Männer an der Front repräsentiert, gesichtslos, nur die Uniformen, Österreicher und Deutsche, Infanteristen und Kavalleristen; Russen, Serben, Italiener. Und da sind die höchsten Generäle aufgezählt, die die k. u. k. Armee geführt haben. Da sind Bilder von den Kriegsschauplätzen in Galizien, auf dem Balkan, in Italien - und von der

russischen Revolution, die die Welt erschütterte.

Vier Jahre an der Front - vier Jahre auch Kriegseinsatz zu Hause, in der Rüstung. Während draußen die Männer starben, stand die Heimat bis zu 110 Wochenstunden in der Produktion neuer Waffen. Kriegsanleihen sollten den Krieg finanzieren; „Gold gab ich für Eisen" war in die Eheringe graviert, die die Menschen als Ersatz für die goldenen erhielten. Rauchensteiner sieht seine Aufgabe, weiterzugehen - über den Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Aber da gibt es noch ein Hindernis: Rauchensteiner spricht vom „nicht existenten" Museum, in dem er seine Pläne verwirklichen will. Der Monumentalbau soll erweitert werden, auf Kosten der Tennisplätze, die - illegal - in den sechziger Jahren angelegt wurden, obwohl der Flächenwidmungsplan das Gelände für Park und Museum reserviert hat.

Dort soll 1996, im Zug der Millenniumsveranstaltungen, eine erste Dokumentation der österreichischen Friedenseinsätze im Dienst der Vereinten Nationen gezeigt werden. Deren Sinn versteht die Jugend von heute besser als den des Völkerringens von 1914-1918.

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