Das "Heilige Experiment"

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Türkis und Grün: Geht das zusammen? Nach den bisherigen Erfahrungen eher nein. Aber wer weiß schon, wozu Sebastian Kurz und Werner Kogler noch fähig sind.

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Türkis und Grün: Geht das zusammen? Nach den bisherigen Erfahrungen eher nein. Aber wer weiß schon, wozu Sebastian Kurz und Werner Kogler noch fähig sind.

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Nach dem emotionalen und intellektuellen Ausnahmezustand namens „Wahlkampf“ nun also das große Reinemachen: Die um mehr als fünf Prozent geschrumpften Roten entfernen ihren Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda – und ersetzen den Vertrauten von (Noch?)-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner durch einen Adlaten des Wiener Bürgermeisters; die um zehn Prozent dezimierten Blauen suspendieren Heinz-Christian Strache – jenen Mann, der die Partei zwar in unerwartet lichte Höhen geführt, sie aber durch Ibiza und jenseitige Spesen wieder in den Abgrund oder zumindest aus allen Regierungsträumen gerissen hat; und die Pinken müssen sich in ihrer Wiener Neosphäre damit abfinden, dass ihre liberalen Bäume nicht in den Himmel wachsen – auch wenn man sie mit Bildungszuckerln und ökosozialen Lampions behängt.

Aber auch bei den großen Siegern dieser Nationalratswahl, den auf 37 Prozent erstarkten Türkisen und den auf 14 Prozent geschossenen Grünen, dürfte die Euphorie längst einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen sein. Und die verheißt vor allem eines: viel Denk-,
Strategie- und Pokerarbeit in den kommenden Wochen.

Regieren ohne den „täglichen Einzelfall“

Türkis-Grün: So heißt die neue Herausforderung, mit der sich Sebastian Kurz und Werner Kogler seit Sonntagabend zu beschäftigen haben. Erstmals seit 2002 ist zwischen Volkspartei und Grünen wieder eine Koalition möglich, zumindest rechnerisch. „Charme“ ist der gängige Begriff, der hier verwendet wird. Und tatsächlich würde Türkis-Grün nicht nur nach Innovation und Aufbruch schmecken, sondern auch nach intellektuell-moralischer Satisfaktionsfähigkeit – ohne täglichen „Einzelfall“. Türkis-Grün wäre nicht zuletzt im Sinne einer politischen Familienzusammenführung charmant, durch die sich die (frei nach August Wöginger) in Wien „ergrünten“ Kinder und ihre schwarzen Elternhäuser wieder im selben öko- bzw. christlichsozialen Universum befänden.

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