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Das heißt Wende ohne W

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„Ohne die Partei wäre ich nichts.“ Fred Sinowatz darf SPÖ-Vorsitzender bleiben. Als Bundeskanzler hat er das Handtuch geworfen.

Der überzeugende Wahlerfolg Kurt Waldheims am letzten Sonntag und das Debakel für den SPÖ-Kandidaten Kurt Steyrer soll damit, so die offizielle Version, in keinem Zusammenhang stehen. Rücktritt und Regierungsumbildung seien seit Wochen wohlüberlegt.

Das ist die schmeichelhafte Lesart. Die andere lautet: Es war Panik, der Schock einer Wahlnacht.

Dafür spricht, daß es wenig überlegt anmutet, auf Raten die Türschilder in der Regierung zu wechseln und die Partei in eine einwöchige Personaldiskussion zu stürzen, statt ein fertiges Team zu präsentieren.

Ob das spektakuläre Köpferollen abtrünnige Stammwähler wieder mit ihrer SPÖ versöhnt, ist erst recht die Frage. Es wird das Wahlergebnis vom 8. Juni gründlich fehlinterpretiert, würde nicht die Aversion gegen diese rotblaue Koalition insgesamt und ihre Politik herausgelesen.

Sinowatz ist fort, die Koalition bleibt. Jene Koalition, die ihm Bruno Kreisky eingebrockt hat.

Ob nicht auch Franz Vranitzky an diesem Kreisky-Erbe scheitern muß? Der Kanzler für 300 Tage hat nach seiner Blitzkarriere vom Androsch-Sekretär zum Regierungschef nicht unbedingt jenen Rückhalt in der Partei, der ihn stark macht.

Wenn sozialistische Gewerkschafter den Namen Vranitzky hören, können sie, nach der letzten Gesprächsrunde über eine Steuersenkung 1987, nur gequält lächeln. Sein Verstaatlichten-Kurs geht Betriebsräten und Stammwählern wider den Strich. Grün ist nicht seine Farbe der Hoffnung. Und ob er sonst der Herausforderung des Amtes gewachsen ist?

Er ist Banker und Manager. Aber selbst ein vielfach Erfolgreicher wie Josef Taus hat zur Kenntnis nehmen müssen, daß in der Politik die Uhren anders gehen.

Die Partei, die Vranitzky ins Feuer schickt, liegt darnieder. Der Koalitionspartner will sich mehr durchsetzen und stärker abgrenzen, streitet aber noch dazu auf Biegen und Brechen weiter. Und die Zeit ist zu kurz', um das Steuer herumzureißen. Eine Wende ohne W.

Schade, daß dieser Mann verheizt wird. Um die Verantwortung ist er nicht zu beneiden.

Auch Kurt Waldheim ist es nicht. Nach seinem triumphalen Wahlsieg muß er sich jetzt erst recht um das Vertrauen jener bemühen, die ihn nicht gewählt haben. Auch um das jener ÖVP-Sympathisanten, die den von ihrer Partei unterstützten Kandidaten nur zähneknirschend gewählt haben. Er darf damit nicht zuwarten, muß sofort beginnen.

für die Verhinderung der Veranstaltung: das Recht auf Abtreibung stehe höher als das Recht auf Informationsfreiheit.

Nun hat Virt in einem Brief vom SPÖ-Vorsitzenden Fred Sinowatz Auskunft erbeten: Stellt auch die Mutterpartei SPO das Recht auf Abtreibung höher als das Recht auf Informationsfreiheit? Was meint der SPö-Vorsitzende zur Aussage und Vorgangsweise des Vertreters der sozialistischen Studentenschaft?

Auf die Antwort von Fred Sinowatz, zu der er, entlastet von Kanzlerbürden, sicher bald Zeit findet, wartet nicht nur der Moraltheologe Günter Virt mit Spannung.

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