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Das Kuckucksei

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Die Famüienministerin hat Kuckuck gespielt: Ei gelegt und in den Urlaub davongeflogen. Darüber ist die SPÖ jetzt bitterböse und will unter keinen Umständen mithelfen, das Ei auszubrüten. Was, um ein bißchen respektlos im Bild zubleiben, stinkt sie an? Die vorgeschlagene Kinderstaffelung.

Derzeit bekommt jede Familie pro Kind bis zur Vollendung des zehnten Lebensjahres 1.200, darüber dann 1.450 Schilling. Marilies Flemming hat vorgeschlagen, unter Beibehaltung einer Altersstaffelung künftig auch eine Staffelung nach der Kinderzahl einzuführen und Einkindfamilien ab 1990 hundert, Familien mit mehr Kindern für das zweite Kind 200, ßr jedes weitere 300 Schilling dazuzugeben.

„Mutterkr euzpolitikl“ schmetterte Finanzminister Lacina zurück. Und immer wieder das Echo aus sozialistischen Reihen: „Uns ist jedes Kind gleich viel wert.“

Schwarzen und Blauen, Grünen und wie immer sonst noch gefärbten Familienpolitikern hoffentlich auch. Und vor allem von den Eltern wollen wir es hoffen. Aber die Rechnung würde dann stimmen, wenn mit der Familienbeihilfe alle Kosten eines Kindes tatsächlich abgegolten wären. Das ist aber bestenfalls im zarten Alter der Fall. Je älter die Kinder werden, um so mehr müssen ihre Eltern dazulegen.

Ein Rechenexempel: Nehmen wir an, ein Fünfzehnjähriger kostet seine Eltern 2.500 Schilling im Monat. Die Familienbeihilfe würde künftig nach den Plänen Flemmings 1.550Schilling, die Differenz auf2.500also 950 Schilling ausmachen.

Nehmen wir weiter an, zwei Kinder etwa dieses Alters würden zwar nicht zweimal soviel kosten (weil einige „Fixkosten“ gleich bleiben), aber doch 4.500 Schilling. Selbst wenn es dafür künftig 1.550 plus 1.650, also 3.200 Schilling gäbe, blieben als Differenz 1.300 Schilling.

Nehmen wir als Kosten für drei Kinder über zehn durchaus nicht 7.500, sondern nur 6.500 Schilling und „Flemming “-Beihilfen von 1.450plus 1.550 plus 1.650, also 4.650 Schilling an, dann müßten die Eltern diesmal 1.850 Schilling drauflegen.

In jedem Fall kommt ein zusätzliches Kind teurer als das, was das Familienministerium zuschießen kann. Von Vielkin-derprämierung kann also nicht gesprochen werden.

Wohl aber ist der Einwand berechtigt, daß gleich viel Familiengeld für Arme und Reiche ungerecht ist. Als Ausweg aus diesem Dilemma bietet sich an Stelle einer Einkommensgrenze eine viel gerechtere Lösung an: Erhöhung der Beihilfen und Besteuerung. Dann zahlen die Besserverdiener mehr, Geringerverdiener weniger und Kleinverdiener überhaupt keine Steuer.

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