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Das Landesbudget 1979

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Vier Tage lang stand der Große Sitzungssaal des Nö. Landhauses im Zeichen der Landtagsdebatte für das Landesbudget 1979. So wie jedes Jahr um diese Zeit wurde der vorliegende Budgetentwurf des Landesfinanzreferen-ten, Landeshauptmannstellvertreter Ludwig, von den Rednern beider Fraktionen ausführlich diskutiert, wobei es insbesondere um das Aufzeigen von Schwachstellen und um Anregungen für Konzeptionen kommender Jahre ging.

Bedauerlicherweise gehen diese Budgetverhandlungen fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit vor sich; dieses Desinteresse ist schon deshalb schade, weil es hier immerhin um die grundlegenden Probleme des flächenmäßig größten österreichischen Bundeslandes geht, aber auch deshalb, weil hier immerhin ein Ausgabenrahmen von nahezu 17,3 Milliarden Schilling festgelegt wird. Von dieser Summe werden etwa 6,5 Milliarden Schilling arbeitsplatzwirksam sein, da sie zum Großteil in die heimische Bauwirtschaft fließen.

Dem Landesbudget 1979 kommt daher auch eminente Bedeutung für die Arbeitsplatzsicherung und Arbeitsplatzbeschaffung zu. Immerhin sollen ja nach Berechnungen der Fachleute bis 1986 68.000 neue Arbeitsplätze „produziert“ werden; ein Ziel, das wohl nur mit Hilfe der öffentlichen Hand erreicht werden kann.

Dem erwähnten Ausgabenrahmen von 17,28 Milliarden Schilling stehen geschätzte Einnahmen von 15,33 Milliarden Schilling gegenüber. Dies ergibt einen unbedeckten Abgang von 1,95 Milliarden Schilling. Dabei ist aber festzuhalten, daß die Erhöhung des Abgangs prozentuell unter der allgemeinen Budgetausweitung liegt.

Steigende Verschuldung

Auch im Landesbudget 1979 wird sich das Bemühen niederschlagen, der derzeit stagnierenden Wirtschaft verstärkt unter die Arme zu greifen. Die Aufnahme zusätzlicher Kredite wird aber auch die Verschuldung Niederösterreichs weiter in die Höhe schnellen lassen. Ein Schuldenberg von 4,2 Milliarden Schilling entspricht 24,3 Prozent des Budgetvolumens, womit man der 25-Prozent-Marke, die tunlichst nicht überschritten werden sollte, schon be-

denklich nahekommen wird. Freilich war es dem Land*Niederösterreich nur deshalb möglich, in den Jahren der Wirtschaftskrise und Stagnation „Gas zu geben“, weil man in den guten Jahren sparsam gewirtschaftet hat.

Schul-und Kindergartenbau

Das Landesbudget Niederösterreich für 1979 enthält eine ganze Reihe echter Schwerpunkte, darunter etwa die Wohnbauförderung, das Sozialwesen, aber auch den Schul- und Kindergartenbau. Obwohl Niederösterreich gerade auf diesem Sektor gigantische Erfolge aufzuweisen hat, werden die Anforderungen keineswegs geringer. Es hängt dies damit zusammen, daß in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in erster Linie für ausreichenden Unterrichtsraum gesorgt wurde, während Sonderunterrichtsräume, aber auch Sportsäle und Sportanlagen vielfach zu

kurz gekommen sind. Dieser Rückstand soll nun aufgeholt werden.

900 Projekte

Im Bereich des Schul- und Kindergartenwesens hat Niederösterreich heuer gleich zwei bemerkenswerte Jubiläen gefeiert, konnte doch zunächst der 850. und knapp vor Jahresende auch der 900. Neubau einer solchen Bildungsstätte eröffnet werden. Inzwischen hält man sogar bei der Zahl 907. Das bedeutet, daß im Jahre 1978 nicht weniger als 64 Projekte eines Neu-, Zu- oder Umbaues einer Pflichtschule oder eines Kindergartens der Bestimmung übergeben werden konnten. Dies ist eine einmalige Bestleistung auch in einem rekordgewohnten Land.

Fächert man diese 900 neuen Schulen und Kindergärten näher auf, so ergibt dies 287 Volksschulen, 172 Hauptschulen, 66 gemeinsame Volks- und Hauptschulen, 7 Sonderschulen, 6 Schulen

des Polytechnischen Lehrgangs sowie 362 Kindergärten. Auch heuer entfiel fast die Hälfte aller Neueröffnungen auf Kindergärten. Diese Bemühungen um die Drei- bis Sechsjährigen haben auch dazu geführt, daß Niederösterreich heute schon die höchste Erfassungsdichte, was die Kindergartenerziehung betrifft, besitzt: Achtzig Prozent sind in Österreich unerreicht.

Nulltarif schon lange Wirklichkeit

Aber nicht nur in der Quantität liegt Niederösterreich vorne, sondern auch in der Qualität. So kennt das Land etwas, was in anderen Bundesländern bis heute unbekannt ist: nämlich den Nulltarif, das heißt den kostenlosen Besuch des Kindergartens. Dies ist nur deshalb möglich, weil das Land zu einem hohen Prozentsatz die Personalkosten, für die eigentlich die Gemeinden aufzukommen hätten, trägt.

Eine in diesem Zusammenhang nicht zu übersehende Einrichtung, nämlich der Nö. Schul- und Kindergartenfonds, wird im kommenden Jahr übrigens den 30. Geburtstag feiern. Dieser 1949 ins Leben gerufene Fonds stellt eine vorbildliche Zusammenarbeitsaktion zwischen dem Land und den Gemeinden dar. Diese Aktion hat es in den Nachkriegsjahren ermöglicht, daß auch Klein- und Kleinstgemeinden damals modernen Schulraum bekamen; später, nach Einsetzen der Pflichtschulreform, ist es mit seiner Hilfe gelungen, die der neuen Zeit entsprechenden Reorganisationsmaßnahmen durchzuführen. Dieser Fonds hat seither etwa 4,2 Milliarden Schilling aufgebracht, wovon das Land selbst 1,6 Milliarden Schilling beigestellt hat. Rechnet man-auch die außerhalb des Fonds von den Gemeinden aufgebrachten Mittel dazu, so ergibt sich eine Summe von rund 8 Milliarden Schilling.

Verstärkte Seniorenbetreuung

Neben den Kindern und Schülern stellen nun schon seit längerer Zeit die Senioren eine echte Zielgruppe der Landespolitik dar. Mit der so erfolgreichen Aktion „Älter werden - jung bleiben“ hat man psychologisch einen Boden bereitet, der die gesamte Gesellschaft aufnahmsbereiter für die Sorgen und Nöte der älteren Generation machen soll. Dies ist auch nicht zuletzt mit Hilfe der vielen privaten Institutionen gelungen. So hat die Zahl der Sozialen Dienste, wie etwa die Aktion „Essen auf Rädern“ oder der Einsatz von Heimschwestern, eine beachtliche Ausweitung erfahren. Das Land springt auch hier finanziell helfend ein.

Aber auch um die vielen alten Menschen, die nicht mehr allein sein können, kümmert sich das Land. Für sie gibt es in Niederösterreich bereits 35 Landesaltenheime und 5 Landespflegeheime sowie 43 ähnliche Heime privater Rechtsträger. In diesen mehr als 80 Heimen stehen an die 9000 Betten zur Verfügung, was durchaus als ausreichend angesehen wird. Hervorzuheben ist dabei das Bemühen, jedes der Landesaltenheime auch mit einer Pflegestation auszustatten; im Krankheitsfall braucht dann niemand die Angst zu haben, aus seinem schon gewohnten Milieu herausgerissen zu werden.

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