7008645-1987_51_13.jpg
Digital In Arbeit

Das Neue

Werbung
Werbung
Werbung

Was ist das Neue, das durch das Christentum in die Welt tritt? Gibt es in der Gegenwart wenigstens Spuren der heute noch nachwirkenden Inspiration der ersten Stunde?

Eugen Biser glaubt solche Spuren zu sehen. Er beruft sich dabei auf Romano Guardini. Sie stammen „aus dem jahrhundertelangen Mitvollzug der Christus-Existenz, aus dem Miterle ben jener furchtbaren Klarheit, mit welcher Er .gewußt hat, was im Menschen ist' und jenes übermenschlichen Mutes, womit Er das Dasein durchgestanden hat“.

Was lassen uns diese Spuren erkennen? — Das Zentrum des Christentums ist nicht eine Theorie, eine Art Wesenheit, sondern die Person Jesu, die universale Bedeutung hat. „Wer die Welt im Licht ,des für uns zur Weisheit Gewordenen' (1 Kor 1J0) sehen lernt, gewahrt zunächst, so seltsam dies klingt, daß sich die Strukturen des Daseins durch das Heilsereignis der Menschwerdung geändert haben. Gott hat, bildlich gesprochen, die Hand an die Wurzel der Dinge und Verhältnisse gelegt und damit den Anfang mit jener Neuordnung gemacht, die in der Sprache Jesu ßeich Gottes' heißt.“ (Eugen Biser)

Durch das Christentum hat, so schreibt Romano Guardini, das Menschsein einen „neuen Ernst“ gewonnen, wie ihn die Antike nicht kannte. Und Eugen Biser fügt hinzu: „Er hätte genausogut — und besser noch — von seiner Würde und dem damit gestifteten Glück sprechen können.“

Was ist der Grund für diesen „neuen Ernst“? Das Fundament für dieses Neue ist die Person Jesu. Er ist die Quelle der Inspiration für den Glauben an das Kommen des Reiches Gottes, an die .verwirklichte Utopie'. „Wer glaubt, findet sich mit der auf die Fakten eingegrenzten und dem Prinzip der Zweckrationalität unterworfenen Welt nicht ab; er glaubt, weil er hinter den Fakten den Sinn, hinter dem Sinn die Weisheit und in ihrem Grund die Liebe sucht; er glaubt, weil für ihn Gewalt, Leiden, Tod und Nichts nicht das letzte Wort im Weltgeschehen behalten dürfen; er glaubt, weil er das letzte Wort auch nicht von der Vernunft und ihrer Weltauslegung, sondern vom ewigen Seins- und Sinngrund aller Dinge erwartet; er glaubt, weil er die Vorzeichen dieser Mitteilung zu sehen, ihre Ankündigung zu hören vermeint; er glaubt, weil er sich zu seinem Glauben — bewogen fühlt.“ (Eugen Biser)

Und wo Menschen — durch Jesus bewogen — glauben, dort verwandelt sich die alte in eine neue Welt.

Vierter Teil einer Serie zum Buch „Die glaubensgeschichtliche Wende“ von Eugen Biser (Styria).

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung