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Das Reizwort Reifeprüfung

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Jetzt beginnt wieder die Zeit der Reifeprüfungen. Das System selbst ist schon lange reif - aber zur Reform. In drei Jahren soll es dann im dritten Anlauf so weit sein.

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Jetzt beginnt wieder die Zeit der Reifeprüfungen. Das System selbst ist schon lange reif - aber zur Reform. In drei Jahren soll es dann im dritten Anlauf so weit sein.

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Die Reifeprüfung, mit der an den österreichischen höheren Schulen der Bildungsgang abgeschlossen und mit deren erfolgreicher Ablegung die Berechtigung zum Besuch einer Hochschule erworben wird, diese allgemein als „Matura“ bezeichnete Prüfungsform (in anderen deutschsprachigen Ländern: Abitur, Ab-iturium, Maturum) ist immer wieder in den Mittelpunkt kritischer Auseinandersetzungen und Diskussionen gestellt. Nicht nur in der gängigen Schulkritik, sondern auch in konstruktiven Konzepten zur Schulentwicklung, die aus Bereichen der Politik, Pädagogik, Wirtschaft und Wissenschaft kommen, sind „Matura“ und „Maturant“ zu Reizwörtern geworden.

Mitte der sechziger Jahre wurde - aufgrund des Schulgesetzwerkes 1962 - ein Konzept für eine Reifeprüfung der allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS, früher Mittelschulen) entwickelt, das auf eine 9. Klasse bezogen war: Schwerpunktbereiche, Wahlmöglichkeiten, Zusammenfassung und Zusammenschau von Fachgebieten, Prüfungsgespräch. Die Sistierung, später Abschaffung der 9. Klasse (Ergebnis des Schul-Volksbegehrens 1969) stoppte diese auf eine bessere Bewältigung des Stoffproblems, Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und damit Vorbereitung auf das Hochschulstudium gerichteten Reformbemühungen.

Die 1971/72 eingeleitete Phase einer Reform der AHS-Oberstufe hatte auch die Reform der Reifeprüfung als wichtiges Element des umfassenden bildungspolitischen und pädagogischen Anliegens einer Verbesserung der Qua-

lifikation für das Hochschulstudium zu beachten. Vom Grunde auf erneuerte Lehrpläne, Wahlpflichtgegenstände und neue zeitliche Verteilung der Prüfungsbereiche auf Beginn und Abschluß der 8. Klasse sollten dafür die Voraussetzungen schaffen. Die Möglichkeit, Teile der Reifeprüfung bereits am Beginn der 8. Klasse abzulegen - von Schülern und Eltern sehr positiv aufgenommen —, wurde in das endgültige Konzept für die Neugestaltimg der Reifeprüfung nicht aufgenommen, da sehr einseitige Fächerwahlen und die Gefahr des „Ab-Kolloquierens“ den Intentionen einer vertieften Reifeprüfung zuwiderliefen.

Als späteres Element einer erneuerten Reifeprüfung wurden Versuche mit einer Jachbereichsarbeit“ eingeleitet: diese Arbeitsform (eine durch einen längeren Zeitabschnitt in der obersten Klasse ausgeführte schriftliche Arbeit, auf ein Fach/Fachgebiet bezogen oder fächerübergreifend; Betreuung und Kontrolle des Fortganges der Arbeit durch den Lehrer) soll in die neue Strukgen abzulegen. Werden nur drei Klausurarbeiten geschrieben, dann werden die mündlichen Prüfungen von vier Fächern bestimmt.

Bei den mündlichen Prüfungen, ihren Themen und ihrer Gestaltung soll in besonderer Weise die vertiefte Behandlung von Stoffgebieten ebenso wie die Zusammenschau von Fachgebieten, orientiert an thematischen Schwerpunkten, zum Ausdruck gelangen. Für Kandidaten, die eine Fachbereichsarbeit geschrieben haben, steht eine der drei mündlichen Prüfungen in thematischem Zusammenhang mit dieser Arbeit (Präsentation und Diskussion im Prüfungsgespräch, weiteres Umfeld des Themenbereiches, Bezug auf die Kern-Lernziele des Faches).

Als Pendant zu dieser mehrere Phasen durchlaufenden Prüfungsform ist die mündliche Schwerpunktprüfung konzipiert. Hier sollen von jenen Kandidaten, die keine Fachbereichsarbeit geschrieben haben, zwei Prüfungsgebiete zu einer Schwerpunktprüfung verbunden werden; der Kandidat hat von zwei während der obersten Klasse von ihm vorbereiteten fächerübergreifenden Themenbereichen einen mündlich zu präsentieren; zu diesem Thema wird nach einem Kurzreferat des Kandidaten ein Prüfungsgespräch geführt.

Fachbereichsarbeit imd Schwerpunktprüfung werden somit in längere Arbeitsphasen des Schülers, kleinerer Schülergruppen und selbstverständlich auch des Lehrers gestellt. Damit hängt auch zusammen, daß für diese Arbeiten mehr als der „durchge-

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