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Das Rom der Tarquinier

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Bis vor kurzem war das archai- sche Rom von der Zeit der letztgn Könige bis zu den Anfängen der Republik - also zwischen dem Ende des siebenten und dem Beginn des fünften Jahrhunderts v. Chr. - bloß ein etwas verschwommenes Einfüh- rungskapitel zur römischen Ge- schichte. Archäologische Funde der letzten Jahre und Fortschritte in der kritischen Forschung bieten nun neue Elemente zu einer besseren Erkenntnis, sodaß sich jene Perio- de als wichtiger, historischer Ab- schnitt herauskristallisiert. Dafür entscheidend war in erster Linie die Präsenz und der Einfluß der Etrusker, deren Dynastie der Tar- quinier ein zentraler, aber nicht der ausschließliche Faktor war. Wei- ters wurde in dieser Zeit der Ein- fluß der archaischen griechischen Zivilisation, speziell der jonischen immer stärker, und schließlich ent- wickelte sich die Vorherrschaft eines persönlichen Machtsystems in den politischen institutionellen Strukturen Roms, das dem griechi- schen Tyrannensystem ähnelte. Es ist eigenartig, daß diesem faszinie- renden Zeitabschnitt des archai- schen Roms bis heute noch keine spezifischen Studien außerhalb des Rahmens der römischen Geschich- te gewidmet wurden.

Umso bedeutender ist der histo- rische Stellenwert einer Ausstel- lung mit dem Titel „Das große Rom der Tarquinier", die am 12. Juni im renovierten Palazzo delle Esposi- zioni eröffnet und zu jenen kultu- rellen Veranstaltungen gehört, die die Stadt Rom während der Fuß- ballweltmeisterschaften ihren Be- suchern bietet.

Rund eintausend Exponate aus der Zeit zwischen dem siebenten und dem fünften Jahrhundert v. Chr. wurden von den regionalen Kulturverwaltungen und dem prä- historischen und dem ethnografi- schen Museum zur Verfügung ge- stellt. Außerdem werden Objekte aus dem Archäologischen Museum von Florenz und den Stadtmuseen von Bologna, Fiesole und Velletri zu sehen sein.

Die Ausstellung wird in zwei Sektoren geteilt sein: einen der sich mit Rom, und einen, der sich mit Latium befaßt. Die Ausstellungs- objekte Rom betreffend, greifen jeweils einen bestimmten Aspekt heraus, etwa die damaligen Wohn- viertel, die Bezirke, die der politi- schen Herrschaft und jene, die dem religiösen Kult gewidmet waren. Ein Saal befaßt sich ausschließlich mit den Kultstätten des „Foro Boario" in Rom.

Der der Region Latium gewid- mete Teil zeigt vor allem Wohnbau- ten und Dekorationen von Tempeln und Votivstätten. Ein Saal ist dem Begräbniskult gewidmet, der in dieser Zeit neue Akzente erhielt. Effektvolle plastische Reproduktio- nen zeigen das Rom des sechsten Jahrhunderts und ein komplett eingerichtetes Wohnhaus. Außer- dem werden die Fassaden dreier großer Tempel aufgebaut.

Färbig bemalte Terrakotta-Ta- feln und wunderbar ausgeführte Stirnziegel, die die Tempel und öffentliche Gebäude Latiums schmückten, sind ebenso zu sehen wie Votivgegenstände aus den Lagern des Kapitols, des Forums, des „Foro Boario" und aus Satri- cum (Latium). Wertvolle aus Grie- chenland nach Rom importierte Keramikgegenstände aus den Gra- bungen von Lavinium und Gefäße enthält diese Schau. Interessant sind Tafeln mit Inschriften in etrus- kischer und lateinischer Sprache.

Erste lateinische Inschriften, üppige architektonische Dekoratio- nen der Tempel, Schmuck- und Bronzegegenstände sowie erst vor kurzem entdeckte Exponate, wie „la stipe del Campidoglio", ein im Kapitol entdeckter Votivgegen- stand, oder die kleinen Bronzege- genstände von Gabii lassen die etruskische Monarchie des Tarqui- nius Priscus, des Servius Tullius, die Herrschaft des Tarquinius des Stolzen bis zum Beginn der Repu- blik in unserer Phantasie aufleben.

Diese Ausstellung schließt, trotz ihrer Einzigartigkeit an zwei vor- hergegangene an, nämlich an „Ro- ma Meridionale" von 1973 und „Ci- vilta del Lazio" von 1976, und ge- hört zum „Etruskerprojekt", das das Kulturministerium und die Re- gion Latium seit 1984 verfolgen. Sie will einem breiten, unterschied- lich vorinformierten Publikum trotz strenger Wissenschaftlichkeit eine leicht verständliche Schau bieten.

Vom 12. Juni bis 30. September 1990, geöffnet von 10 bis 22 Uhr, ausgenommen Dienstag; Pa- lazzo delle Esposizioni, Via Nazionale, 1-194 Roma.

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