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„Das schlaue Füchslein”
Das Linzer Landestheater hat mit Leos Janäceks Oper „Das schlaue Füchslein” als Erstaufführung seinem Publikum ein exquisites Feiertagsgeschenk präsentiert. Das sechste Bühnenwerk des mährischen Komponisten, nach einer Zeitungsgeschichte von Janäcek selbst li- brettiert und von Max Brod deutsch gefaßt, ist auch nach fünfzig Jahren seiner Vollendung und Uraufführung wenig verbreitet. Seit Walter Felsensteins Serienerfolg an der Ostberliner Komischen Oper Mitte der fünfziger Jahre hat kaum eine Inszenierung des „Schlauen Füchs- leins” mit ähnlichem Nachhall stattgefunden.
Die Gründe dafür liegen einerseits in dem eigenartigen Inhalt des Werkes mit seinen philosophischen Zügen, anderseits in der schwierigen regielichen Realisierbarkeit. Janäcek, der große Naturfreund, zeigt in dem Stück die Verbindung von Mensch und Kreatur, indem er eine Analogie der menschlichen Triebe mit dem animalischen Leben herstellt. Der Förster träumt von einem Zigeunermädchen, das ihm in der Gestalt des Füchsleins begegnet, weshalb er es vom Walde mitnimmt und festhält. Aber es will die Freiheit, flieht wieder in die Natur und vermählt sich mit einem Fuchs. Auch das Zigeunermädchen heiratet, allerdings einen Landstreicher, und das schlaue Füchslein muß für den Hochzeitspelz sein Leben lassen. Zurück bleibt der inzwischen alt gewordene Förster und sinniert in einet1 gründgescheiten Resignation über das Werden und Vergehen der Natur.
Janäceks musikalische Sprache fesselt durch eine ausdrucksvollherbe Harmonik und die dem Wort abgelauschte motivische Prägung. Jeder Takt und Ton stellen eine unmittelbare Aussage dar in einer Knappheit und Dichte, bei der breit ausschwingende Melodiebögen zwangsläufig verdrängt wurden. Sein spätromantischer Stil schillert in den expressionistischen Farben der Instrumentierung.
Die Linzer Erstaufführung begegnete dem Meisterwerk mit der ihm gebührenden Hingabe. Intendant Alfred Stögmüller entsprach der Ansicht Tibor Kneifs und inszenierte keine Tieroper. An Stelle falscher Kindertümlichkeit und märchenhafter Verzauberung setzte er Ernst und Tief sinn und fand für den „tschechischen Sommernachts traum” Shakespearesche Parallelen. Mit ihm konform ging der Ausstatter Heinz Köttel mit seinem leicht stilisierten, für die neun Bilder unschwer verwandelbaren Wald. Auch das Sängeraufgebot begünstigt die Einstudierung. Jeanne-Anne Teal in der Titelrolle erfüllt die Forderung, Mittelpunkt des Geschehens zu sein, und bewegt sich zudem als Füchsin erstaunlich glaubhaft. Der Förster Zdenek Kraupa, seines Parts auf tschechisch mächtig, glänzt gerade durch sein einwandfreies Deutsch. Jean Br adei als Fuchs gefällt stimmlich weniger, dafür sind die Neben- und Doppelpartien — ob als Mensch oder Tier — mit Helga Wagner, Leonhard Päckl, Winfried Walk u. a. ausgezeichnet besetzt. — Am Pult steht in dem gastierenden Direktor der Zagreber Oper Jovan Sajnovič ein Kenner der Materie. Der Gehorsam des Bruckner-Orchesters kann als ein Gebot der Achtung ihm gegenüber gewertet werden.
• Thomas Bernhard wurde für sein Stück „Die Macht der Gewohnheit”, das bei den diesjährigen Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde, mit dem Hannoverschen Dramatikerpreis, dem höchstdotierten deutschen Literaturpreis (20.000 DM), ausgezeichnet. Weitere Preisträger sind Franz Xaver Kroetz für sein Stück „Sterntaler” und Botho Strauß für seine Komödie „Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle”. Die drei preisgekrönten Werke waren aus über 60Ö’ ein gesandten ‘Stücken äusge- wählt worden.
• Der Wiener Autor Ernst Jandl, geb. 1932, erhielt den vom Unterrichtsministerium und vom Land Salzburg gestifteten Georg-Trakl- Preis für Lyrik 1974.
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