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Das System ist ein gutes

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FURCHE: Das österreichische Stipendienwesen richtet sich in erster Linie nach der sozialen Bedürftigkeit und weniger nach der Förderung von Spitzenbegabungen. Denken Sie hier an Akzent- verschie bungen ?

HANS TUPPY: Die Alternative darf nicht heißen Breitenförderung oder Förderung der Spitzenbegabungen. Wir brauchen beides. Hohe Leistungen werden von Menschen erbracht, die aus einer großen Zahl von Begabten hervorgehen.

So gesehen bin ich mit dem österreichischen System der Studienbeihilfen, die einerseits eine gute, aber keine Spitzenleistung zur Voraussetzung haben, und der zusätzlichen Begabtenförderung anderseits recht zufrieden.

Die Begabtenförderung wurde ja bereits in den letzten Jahren in die Richtung verändert, daß durch die sogenannten Leistungs-

Stipendien besondere Leistungen besondere Chancen bekommen. Daß auch diese Leistungsstipendien immer noch aufgrund sozialer Kriterien vergeben werden, halte ich aber auf die Dauer nicht für notwendig.

Für besonders wichtig halte ich Stipendien als Mittel zur Erlangung von zusätzlichen Qualifikationen, Stipendien, die es den Studenten oder jungen Wissenschaftlern erlauben, im Ausland zu studieren oder eine besondere Forschungsarbeit zu leisten. Wenn wir von den jungen Menschen verlangen, weltoffen, aufgeschlossen und flexibel zu sein, dann müssen wir ihnen vermehrt Gelegenheit bieten, diese Eigenschaften und zusätzlichen Qualifikationen zu erwerben.

FURCHE: Die österreichischen Studenten trifft oft der Vorwurf, daß sie das Angebot der Auslandsstipendien viel zu wenig in Anspruch nehmen.

TUPPY: Die österreichischen Studenten und jungen Wissenschaftler sind vielleicht, was den Erwerb von Fremdsprachen anlangt, nicht initiativ genug. Wer heute Sprachen beherrscht, die nicht die ganz üblichen sind, hat außerordentliche Chancen, auch Auslandsstipendien zu bekommen.

FURCHE:Istfür sie das Modell der bundesdeutschen Studienförderung auf Darlehensbasis in Österreich denkbar?

TUPPY: Ich habe mich entgegen anderslautenden Meldungen nie für ein Rückzahlungssystem bei den staatlichen Stipendien ausgesprochen. Nicht, daß ich nicht glaube, daß ein solches System auch seine guten Seiten hat. Aber momentan sehen wir uns mit großen Schwierigkeiten bei der Beschäftigung von Akademikern konfrontiert. Das Rückzahlungsmodell ist ein gutes Modell in Zeiten der Vollbeschäftigung, in einer Zeit, in der die Absolventen unserer Universitäten beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Derzeit ist dafür aber nicht der richtige Zeitpunkt.

FURCHE: Und wo wollen Sie zusätzliche Mittel für Begabtenförderung herbekommen?

TUPPY: Ich wünsche mir sehr, daß auch in Österreich nicht nur der Staat, sondern auch andere Gruppen verstärkt Interesse an der Entwicklung der Begabungen in unserer Gesellschaft zeigen, ob es sich nun um die Sozialpartner, die Kirchen oder um einzelne kulturbewußte Menschen handelt, die auch im Bereich der Bildung als Mäzene wirken. Ich wünsche mir sehr, daß soziale Verantwortung in unserem Land nicht ausschließlich verstaatlicht ist.

FURCHE: Die fällige Erhöhung der Studienbeihilfen hat es bis heute nicht gegeben. Warum?

TUPPY: Wir haben bisher alle zwei Jahre die Studienbeihilfen an die gestiegenen Lebenshaltungskosten angepaßt. Leider stand dafür heuer kein Geld mehr zur Verfügung, weil im Vorjahr zu niedrig budgetiert wurde.

Aber ich halte eine weitere Dynamisierung der Stipendien für wünschenswert und notwendig.

Mit dem Bundesminister für Wissenschaft und Forschung sprach Tino Teller.

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