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Das wird in Kärnten nicht gespielt

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Am 8. Mai fällt die Entscheidung. Die Verhandlungen zwischen der FPÖ und der ÖVP in Kärnten gehen in die Endrunde. Ihnen nur mehr Scheincharakter beizumessen, wäre trotzdem unbillig: Nach dem Hemd, das die Volkspartei bei den Wahlen am 12. März verloren hat, kann sie jetzt bei den Gesprächen nicht auch noch die Hosen verlieren. Vielmehr muß sie Positionen durchsetzen - Positionen wohlgemerkt, nicht Posten - in denen freiheitliche Zugeständnisse greifbar werden. Sc^st kommt der Pakt einer Selbstpreisgabe gleich.

Um keine Unklarheit aufkommen zu lassen: Wird Jörg Haider zum Kärntner Landeshauptmann gewählt, ist das - auch wenn die Kärntner SPÖ die relativ stärkste Fraktion im Landtag stellt, auch wenn die Sozialisten in der Landesregierung (4 SPÖ, 2 FPÖ, 1 ÖVP) die Mehrheit halten - eine demokratische Entscheidung, die es zu akzeptieren gilt. Das heißt noch lange nicht, daß sie deshalb auch gut sein muß.

Schlecht ist sie, weil Jörg Haider der prononcierte Vertreter nur einer Volksgruppe Kärntens ist (FURCHE 10/1989), dessen „demokratische nationale

Rechtspartei" (Haider-Definition der FPÖ) mit großzügiger Versöhnungspolitik gegenüber der slowenischen Minderheit des Landes nichts im Sinn hat. Vielmehr lehnt er jedes Entgegenkommen ab, damit „Abwehr-kampf und Volksabstimmung nicht durch politische Fehlentwicklungen verfälscht werden". Der Oberösterreicher in der braunen Tracht gefällt sich als hundertfünfzigprozentiger Deutsch-Kärntner.

Richtig ist, daß FPÖ und ÖVP mit der Parole in die Wahl gezogen sind, einen sozialistischen Landeshauptmann zu verhindern. Daß sie sich dem verpflichtet fühlen, ist durchaus konsequent. Aber muß das gerade Jörg Haider sein? Oder stünden nur Peter Ambrozy oder Christof Zer-natto sonst zur Wahl?

Einmal ein Gedankenspiel: Die Volkspartei schlägt eine Persönlichkeit vor, die keine Parteipunze trägt, sondern anerkannt über den Parteien steht. Einer solchen Persönlichkeit müßte die SPÖ in der gegenwärtigen Situation des Landes zustimmen können. Und Haider müßte ihr zustimmen, wenn es ihm auf einen nichtsozialistischen Landeshauptmarm ankommt - alles andere wäre unglaubwürdig. Noch dazu müßte er Farbe bekennen, daß bei ihm wirklich nicht das Parteibuch zählt.

Doch das wird in Kärnten nicht gespielt. Nur soll sich niemand -am wenigsten die Volkspartei -am 8. Mai darauf ausreden, daß kein Weg an Haider vorbeigeführt hätte. Es liegt nur am Wollen. Armes Kärnten nämlich, gäbe es im Land keine integre Persönlichkeit von iihprnartpiliphem Zuschnitt!

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