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Den Frieden riskieren
Nachdem es dem fast überall geächteten Saddam Hussein nicht gelungen ist, das Pulverfaß Naher Osten zur Explosion zu bringen, Israel unter großen Opfern und mit Zähneknirschen die sicherheitspolitische Bedeutung eines militärischen Stillhaltens kennengelernt hat, können Schritte zur Befriedung eines wichtigen Teils der Region gesetzt werden. Die weltpolitische Konstellation hat sich entschärft. Regionale Konflikte werden auf ihren -noch immer genügend komplexen und komplizierten - Gehalt zurückgestutzt. Eine neue Weltordnung wirkt mit dem Druck der Weltmächte auf ihre Freunde ein, sich dem Risiko des Friedens auszusetzen.
Das Ja Israels zur Friedenskonferenz ab 30. Oktober in Madrid macht bilaterale Verhandlungen mit den arabischen Nachbarn und der Palästinensischen Befreiungsorganisation sehr wahrscheinlich, wenngleich der innere Druck auf das Kabinett Jizchak Scha-mirs rasche Erfolge eher in weite Feme rückt. Momentan zählt, daß das Eis gebrochen ist. Der prinzipiellen Bereitschaft Jerusalems und der Araber, sich an einen Tisch zu setzen, folgten ermunternde Signale auf den Fuß. In der Geiselfrage bewegt sich zur Zeit die Nahost-Welt.
Das Risiko des Friedens bedeutet vor allem für Israel die Aufgabe von Sicherheitsvorstellungen, die sich im Golfkrieg ohnehin als obsolet erwieseri haben. Auf territoriale Sicherheitszonen kann sich heute kein Land mehr verlassen. Das kleine Israel erst recht nicht. Land für Frieden oder besser: Land für Anerkennung und damit Absicherung in einer bisher feindlichen arabischen Umwelt könnte sowohl Formel für eine Friedensvereinbarung als auch Quelle des Scheitems des jetzigen Anlaufs werden. Von einer zweiten, bereits ins Auge gefaßten Phase der Friedensverhandlungen, die der waffenstarrenden Region eine echte Abrüstung bescheren sollen, scheint man noch Lichtjahre entfernt.
Zunächst geht es um eine Entschärfung des Pulverfasses Naher Osten. Wenn diese Phase gelingt, dann wird nicht nur von der Region, sondern von der ganzen Welt Druck genommen. Jener internationale Terror, der im Palästinenserkonflikt seine Wurzeln hat, könnte von innen ausgehöhlt werden. Die Staatengemeinschaft müßte sich verpflichten, Waffenverkäufe in den Nahen Osten drastisch einzuschränken.
Der Friede in Nahost ist ein Risiko, weil noch nicht erprobt. Krieg und Terror sind wohlerprobt. In mehr als 40 Jahren haben sie aber nur den Tod gebracht.
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