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Der Boden hat viele Aufgaben

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Neben der biologischen Produktion kommen dem Boden noch weitere Funktionen zu. So ist er offensichtlich Ort der Rohstoff-gewinnung. Schotter oder Mineralien werden dem Boden entnommen. Weiters ist er Träger der Infrastruktur: Auf ihm werden Siedlungen, Verkehrsflächen, Industrien errichtet, er muß am Ende von Produktions- und Konsumprozessen anfallende Reststoffe und Produkte aufnehmen, insoweit sie nicht im Wasser landen. Diese Funktion des Bodens bringt Konflikte mit der biologischen Produktionsfunktion - aber nicht nur mit ihr.

Gleichfalls bedroht ist die Funktion als Genreserve. Einige Experten sind der Ansicht, daß die für das Überleben der Menschheit wichtigste genetische Reserve die noch weitgehend unerforschte Welt der Bodenlebewesen sei. Die Pharma-Forschung ist intensiv bemüht, ihre Eigenschaften zu erfassen. Wesentliche, in der modernen Medizin verwendete Produkte wie das Penicillin sind Bodenlebewesen.

Wird das Bodenleben nun durch massiven Einsatz von Dünger und Giften zerstört, so gehen damit auch genetische Ressourcen, die zum Teil überhaupt noch nicht erforscht sind, zugrunde.

Genetische Reserve

Besonders wichtig, ist die Filterfunktion des Bodens - und zwar in mehrfacher Hinsicht. Seine physikalischen Eigenschaften bewirken, daß selbst kleinste Partikel (unter zwei Tausendstel Millimeter) in den Bodenporen aus dem Wasser, das in den Grund eindringt, gefiltert werden. Ein zweiter Effekt ist chemischer Natur: Im Wasser gelöste Stoffe können durch im Boden vorhandene Substanzen (Säuren oder Tonminerale) chemisch gebunden werden. Bei überhöhtem Düngereinsatz kommt es zu solchen Prozessen.

Und schließlich tragen die im Boden lebenden Mikroorganismen dazu bei, daß durch biochemischen Um- oder Abbau, neue Stoffe gebildet werden. So können Schadstoffe derart verändert werden, daß sie ihre toxischen Eigenschaften verlieren.

Dennoch ist es angebracht, diese Fähigkeit des Bodens nicht überzustrapazieren. Denn nicht alles kann saniert werden. Und so beobachtet man etwa bei übermäßiger Zufuhr von Schwermetallen - etwa durch Ablagerung von ungeeignetem Klärschlamm (siehe Seite 13) - negative Folgen für Pflanzen und dadurch für die gesamte Nahrungskette. So spielt der Boden zwar eine entscheidende Rolle bei der Reinhaltung des Grundwassers, das ja-berücksichtigt man, daß auch Quellwasser aus dem Grundwasser stammt - 98 Prozent unseres Trinkwassers ausmacht.

Von großer Bedeutung ist schließlich die Fähigkeit des Bodens, Wasser zurückzuhalten. Denn Wasser, das in den Boden eindringt, wird von diesem nicht sofort weitergegeben, sondern wird entsprechend der Bodenbeschaffenheit länger oder kürzergespeichert. Damit ist füreine ausgleichende Wirkung auf den Wasserabfluß bei starken Regen-f allen gesorgt. Der Oberflächenabfluß wird verringert und das Wasser für spätere Trockenperioden zurückgehalten.

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