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Der Drogen-Terror

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Der Show-Effekt bei der am Mittwoch im Austria Conference Center in Wien von Innenminister Karl Blecha und UNO-General- sekretär Javier Perez de Cuellar eröffneten UNO-Konferenz über Drogenmißbrauch und illegalen Drogenhandel (ICDAIT) ist beabsichtigt: Soll doch 2.000 Delegierten aus 120 Ländern und etwa 300 Journalisten aus aller Welt die Effizienz des Kampfes gegen den Drogenhandel demonstriert werden.

Die gleichzeitig mit der UNO- Konferenz — der ersten übrigens auf Wiener Boden, die auf Kosten der Vereinten Nationen abgehalten wird - eingerichtete Informationsschau über technische Hilfsmittel im Kampf gegen die Suchtgiftkriminalität zeigt optische Geräte, Waffen, Observationsfahrzeuge, Sicherheitseinrichtungen für Kraftfahrzeuge und demonstriert die Arbeit mit Suchtgifthunden. Die Schlagkraft österreichischer Anstrengungen gegen den internationalen Drogenhandel hätte aber nichts besser beweisen können als der jüngste Erfolg von Suchtgiftfahndern am Wiener Flughafen Schwechat. Heroin im Wert von fast 30 Millionen Schilling wurde sichergestellt.

Zugleich fiel Licht auf einen Konnex zwischen illegalem Drogenhandel und internationalem Terror, der der Wiener Drogenkonferenz bis 26. Juni noch viel Kopfzerbrechen bereiten wird. Die Droge terrorisiert nämlich nicht nur ihre Konsumenten, der äußerst lukrative Handel mit ihr finanziert nicht selten Terroristen aller Art.

Daß eine UNO-Drogenkonfe- renz spektakuläre Lösungen bringen wird, darf bezweifelt werden. Ähnlich wie bei der Terrorbekämpfung ist die Einsicht in die Notwendigkeit gemeinsamer Aktionen bei den einzelnen Staaten unterschiedlich ausgeprägt. Deshalb will die Wiener Konferenz ein multidisziplinäres Kon zept künftiger Aktivitäten bei der Bekämpfung des Drogenmißbrauchs (CMO) verabschieden. Gleichzeitig hat die in Wien ansässige UNO-Suchtstoffkommis- sion einen Entwurf für eine neue internationale Konvention gegen illegalen Handel mit Drogen und psychotropen Substanzen erstellt, der zur Stellungnahme den Regierungen aller UNO-Staaten übermittelt wurde (FURCHE 8/ 1987).

Das multidisziplinäre Konzept behandelt in vier Kapiteln Probleme der Vorbeugung und Nach-

fragereduzierung, die Kontrolle des Angebots, Versuche der Bekämpfung des illegalen Handels sowie Fragen der Behandlung und Rehabilitation von Süchtigen. Der gesamte Fragenkomplex wird ohne Illusionen analysiert.

Der Angriff auf Drogenhandel und Drogenmißbrauch erfolgt von zwei Seiten. Es gilt zunächst der Glorifizierung der „Drogenkultur“ ein anderes Wertbewußtsein entgegenzusetzen. Das multidisziplinäre Konzept sieht hier Aufgabenbereiche für die Erziehung im Schul- und Arbeitsbereich gegeben. Sehr stark wird auch auf religiöse Gemeinschaften gesetzt, die „subtilen Einflüsterungen“ Paroli bieten könnten.

Die zweite Angriffsebene sieht Maßnahmen der Staaten zur rigorosen Verfolgung und Bestrafung von großangelegten Suchtgifthändlerringen, Produzenten und Schmugglern vor.

Auf beiden Ebenen setzt die UNO auf die sogenannten Nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) als „Pioniere bei der Identifizierung wichtiger menschlicher Probleme und der Entwicklung wirksamer Lösungen“. Es könnten und sollten vor allem die NGOs — Menschen rechtsgruppen, Selbsthilfeorganisationen, Kirchen, religiöse Vereinigungen - sein, die den papierenen UNO-Konventionen zum Leben verhelfen. Vertreter von NGOs haben größeren Einblick in die realen Gegebenheiten, daher sind sie auch geeignet, Maßnahmen gegen „Geldwaschen“ durch Schmuggel von aus illegalen Drogengeschäften erworbenem Geld, gegen eine damit verbundene Nutzung von Nummernkonten oder Investitionen von „Drogengeldern“ im Immobilienmarkt zu ergreifen.

Österreich schließt sich — wie Innenminister Blecha bei der Eröffnung der Drogenkonferenz betonte - diesem internationalen Kampf an — „zum Schutze der Volksgesundheit, der Wirtschaft und der Unversehrtheit der politischen Ordnung“. Die Prioritäten Österreichs beim Kampf gegen Drogenhandel und -mißbrauch gehen nach den Worten Blechas in Richtung Erweiterung des Personendurchsuchungsrechts, rigoroser Verfolgung von Suchtgifthändlern, Produzenten und Schmugglern sowie „Entkri- minalisierung des Süchtigen zugunsten eines ständig ausgebauten Therapie- und sozialen Betreuungsnetzes in Verbindung mit der Förderung privater Initiativen (NGOs) zur Rehabilitation des Süchtigen und seiner Wiedereingliederung in die Gesellschaft“.

Kritiker haben die Ausklam- merung anderer Süchtiger — zum Beispiel Alkoholabhängiger - bei der UNO-Drogenkonferenz moniert. Aber 5.000 bis 10.000 Drogenabhängige allein in Österreich sind doch ein ausreichender Grund, um sich mit allen damit zusammenhängenden Fragen zu beschäftigen. Und schließlich geht es bei der ICDAIT auch um die Entwicklung eines neuen Wertbewußtseins. Und wenn das greift, hat es sicher nicht nur Auswirkungen auf die Drogenabhängigen.

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