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Der Freude eine Chance!

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HUBER T ARNIM-ELLISSEN:

In der Jugend liegt die Hoffnung unserer Gesellschaft, schließlich ist sie ja auch unsere Zukunft. Alles, was wir zu bieten haben, bieten wir der Jugend an. Keine Mühen und jedenfalls keine Kosten werden gescheut, um der Jugend alle Errungenschaften unseresZeit- alters zur Verfügung zu stellen. Das gesamte Wissen unserer Zeit soll in die jungen Menschen hineingepfropft werden . ..

Eines aber scheint mir bei all diesen Bemühungen vergessen worden zu sein. Irgendwo muß dieses eine jetzt auf einem Planungstisch liegen und dort versauern, vielleicht ist es aber auch gar nie aufgeschienen, weil es die Menschen verlernt haben: die Freude am Leben.

Freilich erleben viele Familien täglich Freude, glücklicherweise können viele junge Menschen ein fröhliches Leben führen. Trotz aller Entsetzensschreie über die Schule gibt es auch heute Schüler, die mit einem freien und frohen Lachen das Schulgebäude verlassen und den Vormittag neu- rosen- und angstfrei verlebt haben …

Aber haben Sie schon einmal eingehend darüber nach

gedacht, was in Ihrem Leben die Freude ausmacht?

Für mich sind in dieser Frage Begegnungen mit Menschen wichtig, die mir ihre volle Aufmerksamkeit zuwenden und sich im Moment der Begegnung mif ungeteilt schenken. Ich bin froh, wenn mir ein Fehler vorbehaltlos verziehen wird. Befreit lache ich, wenn meine gute Leistung erfreut anerkannt wird.

Eine große Freude wird für mich erlebbar, wenn mir ein Mitmensch aus einer trostlosen Stimmung heraushilft, obwohl ich nur „beruflich“ mit ihm zu tun habe. Erlebe ich die Chance, etwas aus Eigenem zu gestalten, entdecke ich Neues, für mich bisher Unbekanntes, dann kennt meine Freude keine Grenzen.

Ihnen fallen sicher noch ein paar Situationen ein, für die es sich Ihrer Meinung nach zu leben lohnt. Mir auch; aber diese hier scheinen mir doch wichtig für die Hoffnung unserer Gesellschaft. Manchmal scheint es uns wichtiger zu sein, die ungeheure Fülle unseres Wissens an die Jugend weiterzugeben, als ihnen auch die Freude daran zu zeigen.

Damit wird aber auch das Wissen mechanisch und ohne Leben, sprich Kreativität, bleiben. Es werden Informationen gehandelt, aber keine Inhalte vermittelt: die Inhalte unseres Lebens werden auf einige Schulfächer abgeschoben, zu denen auf jeden Fall auch der Religionsunterricht gehört.

Und mit der gleichen Selbstverständlichkeit hat es die Jugend gelernt, „solche Sachen“ in den Religionsunterricht abzuschieben und später dann in die Kirche. Das eigentliche Leben aber spielt sich ernst und streßbetont ab, wie es eben in der Schule geübt wurde.

Wir sollten uns aber nicht in dieses Schachteldenken flüchten. Der Sinn des Lebens ist überall spürbar, ein jeder von uns ist dafür verantwortlich, seinen Mitmenschen auf der Suche nach Freude und Glück behilflich zu sein.

Niemand kann einem jungen Menschen die Freude an der Sprache, die ungeahnten Möglichkeiten der Begegnung im Wort und im Hören, die Kreativität eines Gedichtes besser erfahrbar machen als sein Deutschlehrer. In die Geheimnisse der Mathematik eingeführt zu werden, kann für junge Menschen zum Erlebnis werden.

Daheim in der Familie sind erst recht die Wurzeln für lebensbejahende Kreativität zu finden, wenn die Menschen den Mut aufbringen, miteinander die Zeit zu verbringen. Und wir alle sind von unserem Selbstverständnis als Christen ‘ her dazu aufgerufen, Schranken niederzureißen und einander Freude zu schenken.

Christsein solcher Art gilt für Lehrer, Eltern, Schüler, für Sie und für mich.

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