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Der Friede wird übermäßig teuer
Den Vereinten Nationen wachsen gigantische Aufgaben zu. Während jedoch für Krieg unerschöpfliche Geldquellen fließen, hapert es im UNO-Budget hinten und vorne.
(gel fing j-Unlängst hat Michail Gorbatschow, der jetzt in Moskau das neugegründete Internationale Politische Institut mit mehr als hundert Wissenschaftlern leitet, vor den vielen kleinen Kriegen in der GUS gewarnt: Alarmsignale für einen großen Krieg. Amerikanische Geheimdienstleute haben jetzt - so der „Spiegel" -auf zwölf Gefahrenherde in der GUS hingewiesen, wo entweder schon gekämpft wird oder ethnische und soziale Unruhen auszubrechen drohen.
Das Szenario ist erschreckend1. Die neuen UNO-Mitglieder und rasch in die KSZE aufgenommenen Staaten könnten einander zerfleischen. Hungersnot und Epidemien wären die Folgen. Eine Aufgabe für die Vereinten Nationen sowie für das KSZE-
Europa, der diese Gemeinschaften nicht gewachsen sind?
Aufgrund der geopolitischen Veränderungen seit Ende des Kalten Krieges wird von der UNO Allgegenwart erwartet. Die Mitgliedsstaaten fordern ein rasches Muskelspiel der UNO. Deren Potenz ist jedoch beschränkt: eine Milliarde Dollar wird das Defizit der UNO heuer ausmachen. Der Fall Somalia (siehe Seite 5) illustriert die Situation: wegen Geldmangels konnten die Vereinten Nationen nur Blauhelme zur Verteilung der Lebensmittel an die hungernde Bevölkerung senden.
In der West-Sahara hat die MINUR-SO (Mission des Nations Unies pour le Referendum au Sahara Occidental) ebenso finanzielle Probleme. Von benötigten 140 Millionen Dollar sind erst 37 Prozent bezahlt. Um die Kambodscha-Mission der UNO aufrechtzuerhalten, richtete Generalsekretär Boutros-Boutros Ghali einen Appell an die Mitgliedsländer, bis zu 110 Millionen Dollar zu bezahlen. Afri-
kanische Länder wie Angola, Ghana, Mali, Äthiopien, Lesotho sind an die Weltorganisation herangetreten mit der Bitte, sie auf ihrem „Weg zur Demokratie" zu unterstützen. Die UNO hilft aus: mit Wahlmaterial wie Stimmzetteln, Berater gibt's keine, weil Geld fehlt.
Beobachter aus der Dritten Welt sind über die gegenwärtige Situation beunruhigt, beschäftige sich doch die UNO hauptsächlich mit der Weltsicherheit und immer weniger mit Entwicklungsproblemen. Priorität - klagen sie - genieße Osteuropa. Die UNO errichte Büros in Budapest und Prag,
denke aber jenes in Dakar (Senegal) zu schließen.
Die Amerikaner sind der UNO 300 Millionen Dollar schuldig. Die Mitgliedsstaaten haben 1991 von 964 Millionen Dollar 439 noch nicht bezahlt. Für die laufenden UNO-Frie-denseinsätze sind von benötigten 465 Millionen Dollar 377 Millionen noch nicht überwiesen.
Die bisherigen Einsätze machen 700 Millionen Dollar pro Jahr aus, die neu angelaufenen betragen mehr als 2,625 Milliarden (Kambodscha: zwei Milliarden, Jugoslawien 625 Millionen) Dollar.
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