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Der „Klima-Gau"
In einigen Jahrzehnten könnten bei uns Orangen- und Mandel- bäume blühen. Aber genausogut könnten uns Naturkatastrophen heimsuchen. Alles ist möglich. Si- cher ist nur, daß die vorhandenen Störungen des „Treibhauseffektes" die Erde verändern werden. Unsi- cher dagegen ist da"S Ausmaß der möglichen Katastrophe.
Was alles auf uns zukommt, wenn nicht bald reagiert wird, vermittel- te einmal mehr ein Vortrag von Professor Wolfgang Seiler, Leiter des Fraunhofer-Institutes für At- mosphärische Umweltforschung Garmisch-Partenkirchen, über „Klimaänderung - ihre Ursachen, ihre Folgen". Den Rahmen bildete ein Symposium über „Umwelt- schutz und Wasserkraft" in Ingol- stadt (Bundesrepublik Deutsch- land). Veranstaltet wurde die Ta- gung von der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraft in Bayern, dem Öster- reichischen Verein für Ökologie und Umweltforschung und dem Schwei- zerischen Wasserwirtschaftsver- band.
Ändert sich jedoch die Konzen- tration der in der Lufthülle enthal- tenen Spurensubstanzen, hat das Auswirkungen auf das gesamte Weltklima. Die Erwärmung der Erde, von der jetzt so oft die Rede ist, ist eine unmittelbare Folge (siehe Seite 5).
Ein Temperaturanstieg von mög- licherweise vier Grad Celsius in Europa? Die Null-Grad-Grenze im Gebirge würde damit um 600 bis 700 Meter ansteigen. Dramatisch auch die Aussicht, daß mit dem Schmelzen der Schnee- und Glet- scherregionen Mitteleuropas größ- ter Süßwasserspeicher verloren- geht, mit all den negativen Auswir- kungen auf unser Trinkwasser.
„Die Störung der Atmosphäre kann zwar nicht verhindert, sie kann aber gemildert werden, mein- te Professor Seiler. Hauptver- antwortlich für die Klimaänderung ist der Kohlendioxydgehalt in der Atmosphäre, hervorgerufen durch das Verbrennen von Unmengen an Kohle und Erdöl.
Bei den Hauptverursachern muß daher auch begonnen werden, will man das Steuer noch herumreißen. Vorrangige Forderung daher: Re- duzierung der C02-Emissionen um 20 Prozent. Unter anderem kann das erreicht werden durch Ener- gieeinsparung. Auch Kohle durch Erdgas zu ersetzen brächte etwas. Erneuerbare Energie, neben Solar- und Windenergie auch die Wasser- kraft, sollten vermehrt eingesetzt werden. Abzulehnen seien aller- dings Mammutprojekte, deren Bau mehr Energie verschlinge, als diese je produzieren könne, warnte Sei- ler.
Daß selbst die Atomkraft umwelt- freundliche Energie liefere, mag im Ansatz stimmen, doch auch für Seiler ist sie keine Alternative. Die Risken sind nach wie vor nicht lOOprozentig kalkulierbar und die Folgen für die Menschheit, im Falle eines Unfalles, verheerend.
„Der Methanausstoß kann in Zukunft nicht mittelbar beeinflußt werden", dagegen „dürfte die FCKW-Problematik gelöst sein", führte Seiler weiter aus und spielte damit offensichtlich auf den stu- fenweisen Abbau der Fluor-Chlor- Kohlen-Wasserstoffe bis 2000 an.
Eine Entlastung beim Ozon könn- te durch den Stop des Abholzens der tropischen Regenwälder er- reicht werden. All diese Maßnah- men müßten besser heute als mor- gen in Angriff genommen werden.
Kann die Klimaänderung und damit der Anstieg der Temperatur auf der Erde auch nicht verhindert werden, eine Verringerung der Temperaturzunahme wäre schon ein erster großer Erfolg.
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