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Der König und sein Gast

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Im Krieg von 1973 kämpfte nicht eine marokkanische Brigade auf Seiten der Syrer gegen den Judenstaat. Jetzt hat König Hassan im Schloß zu Ifrane den israelischen Ministerpräsidenten Schimon Peres zu Friedensgesprächen empfangen.

Das besondere Verhältnis König Hassans zu Israel ist seit geraumer Zeit bekannt. Während seiner Studienzeit in Frankreich war Joe Golan, der Privatsekretär von Nachum Goldmann, sein bester Freund. Goldmann ist der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses und der zionistischen Vereinigung. Hinter vorgehaltener Hand wurde sogar behauptet, der Israeli Joe Golan sei der geheime politische Berater König Hassans. Im Jahre 1977 traf der König in Rabat mit dem General Mosche Dayan zusammen. Bei dieser Gelegenheit wurde der spätere Besuch Anwar el Sadats in Israel besprochen.

König Hassan empfing auch eine israelische „Delegation für den Nahostfrieden“ mit dem Journalisten Uri Awneri an der Spitze. Die besonderen Beziehungen Marokkos zu Israel haben noch einen wichtigen Grund: Mehr als 300.000 marokkanische Juden leben derzeit in Israel und bilden die zahlenmäßig stärkste orientalische Gemeinde im Judenstaat. Auf der anderen Seite waren auch zahlreiche israelische Spezialisten für Bewässerungsanlagen jahrelang in Marokko tätig.

Jetzt hat König Hassan den Schritt unternommen, den man in Europa von König Hussein erwartet hatte. Schimon Peres ging von der Überlegung aus, ein Gipfeltreffen mit König Hassan könnte auch die Friedensverhandlungen mit Jordanien in Gang bringen. Die Frage war nur, worüber auf einer marokkanisch-israelischen Gipfelkonferenz überhaupt verhandelt werden soll.

Peres brachte das Camp-David-Abkommen vom November 1978 zur Sprache, das eine begrenzte Autonomie für die palästinensische Bevölkerung in den besetzten Gebieten vorsieht. Nachdem König Hussein auf Distanz zur PLO ging, könnten Israel und Jordanien gemeinsam den Autonomieplan aushandeln und parallel dazu Verhandlungen mit den palästinensischen Nota-beln des Westjordanlandes führen.

In Ifrane legte jede Seite praktisch ihre Forderungen auf den Tisch, denn mehr als das war eigentlich von vornherein nicht geplant. Trotzdem war für Schimon Peres die Begegnung mit dem König von Marokko ein persönlicher Erfolg. Kaum aus Marokko zurückgekehrt, sorgte der linke Flügel der israelischen Arbeiterpartei für Aufsehen: Die jungen Parteifunktionäre forderten eine Anerkennung der PLO, falls sich die palästinensische Befreiungsorganisation offiziell vom Terror distanziere. Peres lehnte zwar ab, doch diese Forderung gewinnt im Judenstaat immer mehr an Gewicht.

Auch die Reaktionen arabischer Staaten auf das Gipfeltreffen in Marokko waren recht unterschiedlich. Lediglich Syrien zog sofort die Konsequenzen und brach die diplomatischen Beziehungen zu Marokko ab.

Andere arabische Staaten verhielten sich fast neutral.

Eines hat sich seit Camp David im Nahen Osten geändert: Damals brachen alle arabischen Staaten ihre Beziehungen zu Ägypten ab, im Falle Marokkos war es nur Syrien.

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