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Der Krieg geht weiter

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Beim Ausbruch des Vulkans „Nevado del Ruiz“ in Kolumbien sind nach offiziellen Angaben 22.500 Menschen ums Leben gekommen. Auf der anderen Seite macht der sinnlose Terror der Guerillakämpfer - ein Beispiel dafür ist der selbstmörderische Sturm der M-19 Guerilleros auf den Justizpalast in Bogota - die Friedensbemühungen des kolumbianischen Präsidenten Belisario Betancur zunichte.

Das in Europa verbreitete Bild vom lateinamerikanischen Gue-rillero, der zugunsten der Armen und Unterdrückten gegen die hartgesottene Oligarchie einen gerechten Kampf führt, ist das eines Helden vom Schlage Robin Hoods.

Tatsächlich hat es solche Guerillakämpfer auch gegeben, zuletzt 1978 und 1979 bei den Sandi-nisten, deren Feldzug gegen die allmächtige Somoza-Dynastie in der Bevölkerung von Nikaragua sowie in Europa breite Unterstützung fand.

Offensichtlich bewog das einige lateinamerikanische Regierungen, mit Amnestieangeboten an die jeweiligen lokalen Guerillas heranzutreten. Am bekanntesten wurden die Amnestieversuche in El Salvador und in Kolumbien.

1984 konnte Betancur mit vier Guerilla-Gruppen ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnen. Den Aufständischen beließ man beispielsweise ihre Waffen, um sie mit solchen Zugeständnissen zur legalen Parteiarbeit zu bewegen.

Diese Annahme erwies sich bald als falsch, vor allem deshalb, weil sich seit den siebziger Jahren eine zunehmende Kriminalisierung der lateinamerikanischen Guerilla beobachten läßt.

Zwar ebbten die Kämpfe 1984 in Kolumbien langsam ab, aber die geldbringenden Entführungen gingen schamlos weiter. In Geschäften und Supermärkten trieben die durch die Amnestie geschützten Guerilleros öffentlich den „boleto“, sogenannte „freiwillige Spenden“, für ihren Kampf ein.

Heute sind Lateinamerikas Untergrundkämpfer keine ausge-

der Armee ums Leben kam, fiel nicht im entlegenen Bergdschungel der traditionellen Guerilla-Heimat, sondern in einer Villa mit Schwimmbad in der kolumbianischen Millionenstadt Cali.

Kolumbiens väterlicher Präsident Belisario Betancur glaubte, mit dieser neuen Guerilla-Generation reden zu können. Er übersah dabei, daß sich diese Aktioni-sten mit ihrem Faible für Terror, Rauschgift-Dollars oder publicitywirksame Entführungsaktionen (wie etwa in El Salvador die Gefangennahme der Präsidenten-Tochter Ines Duarte) über gute Absichten ihrer Gesprächspartner nur lustig machten.

Die Besetzung des Justizpalastes von Bogota sollte dies aller Welt deutlich vor Augen führen.

Bogotas ausgebranntes Justizgebäude läßt sich wiederherstellen. Doch die Amnestieversuche zwischen Kolumbien und El Salvador wie auch die Friedensgespräche für Mittelamerika, welche die Contadora-Gruppe (Kolumbien, Mexiko, Venezuela und Panama) so verfolgt, sind kaum noch etwas wert.

Eine letzte Hoffnung bietet noch die Mitte November in Luxemburg abgehaltene Mittelamerika-Konferenz.

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