Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Der kurze Weg zur Datentechnik
Das Angebot ist nicht sehr groß, dennoch versprechen zumindest die technischen Kurzstudien gute Berufschancen. Darüber hinaus gibt es für AHS-Ma-turanten eine Fülle von berufsorientierter Ausbildung ohne Studium.
Das Angebot ist nicht sehr groß, dennoch versprechen zumindest die technischen Kurzstudien gute Berufschancen. Darüber hinaus gibt es für AHS-Ma-turanten eine Fülle von berufsorientierter Ausbildung ohne Studium.
Es muß nicht immer ein akademischer Grad sein: Wem zum Beispiel auch der Titel „Akademisch geprüfter Datentechniker" genügt, für den bietet sich der einschlägige Universitätslehrgang an der Technischen Universität Wien an.
Daten- und Rechentechnik wird als sogenanntes Kurzstudium geführt. Aber um ein Mißverständnis von vornherein auszuräumen: Die Anforderungen solcher Kurzstudien entsprechen — intellektuell wie auch vom Zeitaufwand her — mindestens jenen, die auch für die erfolgreiche Absolvierung eines Vollstudiums notwendig sind. Nur wird das Ausbildungsziel eben in kürzerer Zeit erreicht.
Bevor man ein Kurzstüdium angeht, sollte man sich darüber hinaus vor Augen halten, daß dabei für ein relativ eng begrenztes Berufsfeld hin ausgebildet wird.
Die vorgeschriebene Studiendauer beträgt zwei oder drei Jahre. Aber im Regelfall wird auch bei Kurzstudien die Mindeststudienzeit oft erheblich überschritten. Für Datentechnik etwa sind vier Semester, also zwei Jahre gesetzlich vorgeschrieben. Tatsächlich studieren die Kurzstudenten fast acht Semester, also rund doppelt so lang als vorgeschrieben.
Datentechnik wird als Kurzstudium derzeit an der Technischen Universität Wien und an der Universität Linz angeboten. Das zweite technische Kurzstudium, Versicherungsmathematik, kann momentan nur an der Technischen Universität Wien belegt werden. Versicherungsmathematiker müssen mindestens sechs Semester studieren, im Schnitt bringen auch sie es auf eine Studiendauer von über neun Semestern, also viereinhalb Jahren.
Sind die Berufsaussichten für die Absolventen der technischen Kurzstudien recht gut, so müssen die Absolventen des Universitätslehrganges für Werbung und Verkauf bei der Suche nach einem entsprechenden Arbeitsplatz mit Schwierigkeiten rechnen.
Dieses Kurzstudium wird nur an der Wirtschaftsuniversität Wien angeboten und dauert mindestens vier Semester (zwei Jahre). Während dieser Zeit sollen Fachleute für die Werbewirtschaft herangebildet werden, die dann den Berufstitel .Akademisch geprüfter Werbekaufmann" tragen dürfen. Wer über einschlägige Berufserfahrung verfügt oder bereits in einer Werbeagentur arbeitet, liegt gegenüber den Nur-Kurzstudenten eindeutig im Vorteil. So betreiben das Kurzstudium Werbung zu einem großen Teil auch Personen, die neben einer einschlägigen Berufstätigkeit mit diesem Universitätslehrgang ihr „Theoriedefizit" abbauen wollen.
Ebenfalls auf die Wirtschaftsuniversität Wien beschränkt ist das Kurzstudium Versicherungswirtschaft. Die viersemestrige Ausbildung bietet am Ende zwar den Titel „Akademisch geprüfter Versicherungskaufmann", über konkrete Berufschancen kann indes wenig gesagt werden. Aber auch hier gilt, was schon für die Absolventen des Lehrgangs Werbung gesägt wurde: Berufserfahrung wird großgeschrieben.
Wie überhaupt die Matura für die beiden letztgenannten Kurzstudien nicht unbedingt Voraussetzung ist. Für die Zulassung zum Kurzstudium Werbung genügt auch eine mindestens dreijährige Praxis in Werbung und Marketing, für Versicherungswirtschaft braucht man den Nachweis einer fünfjährigen Branchenerfahrung.
Die Matura braucht derjenige, der das Kurzstudium Ubersetzer anstrebt. Die Mindeststudiendauer beträgt sechs Semester (drei Jahre), und nach einer Abschlußprüfung darf man sich mit der Berufsbezeichnung „Akademisch geprüfter Ubersetzer" ausweisen.
Allerdings ist die Tätigkeit eines Ubersetzers, der im Gegensatz zum Dolmetscher ausschließlich Schriftstücke von einer Sprache in die andere übersetzt, naturgemäß nicht an ein Universitätsstudium gebunden. Im Prinzip kann jedermann, der über entsprechende Sprachkenntnisse verfügt, in diesem Bereich sein Geld verdienen.
Es ist für Ubersetzer fast aussichtslos, hauptberuflich über die Runden zu kommen. Ubersetzer arbeiten daher meist immer nebenberuflich. Dennoch übersteigt das Angebot an qualifizierten Ubersetzern bei weitem die Nachfrage.
Und noch ein Kurzstudium, nämlich der Medienkundliche Lehrgang an der Universität Graz, hält nach vier Semestern (zwei Jahre) zumindest eine klingende Berufsbezeichnung für die Teilnehmer parat: „Akademisch geprüfter Absolvent des Medien-kundlichen Lehrganges".
Dieses Kurzstudium ist allgemein zugänglich und will praxisnahe Ausbildung für einen Medienberuf auf gehobener Ebene vermitteln. Noch mehr als für das Kurzstudium Werbung gilt hier: Der isolierte Besuch dieses Lehrganges macht kaum Aussicht auf eine adäquate Beschäftigung.
Wer aber im Verlauf des Kurzstudiums Appetit auf mehr bekommt und ein Vollstudium anstrebt, dem werden zumindest in der Datentechnik und in der Versicherungsmathematik und bei der Ubersetzerausbildung bereits abgelegte Prüfungen für das Diplom-Studium dann angerechnet, wenn er in einem verwandten Zweig weitermachen will.
Ist das Angebot an Kurzstudien an den österreichischen Universitäten nicht gerade umfangreich, so bietet sich außerhalb der Universitäten den Maturanten eine breite Palette von Weiterbildungsmöglichkeiten, um bestimmte Berufsqualifikationen zu erlangen.
In erster Linie sind hier die sogenannten Kollegs zu nennen. Für Maturanten der allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) bieten verschiedene berufsbildende höheren Schulen in zumeist vier Semestern (zwei Jahren) die Möglichkeit, die Qualifikation eines Absolventen der berufsbildenden Schulen zu erwerben.
Derzeit sind in Österreich insgesamt 17 Fachrichtungen eingerichtet.. Der Unterricht in den meisten Kollegs erfolgt tagsüber. Die Kolleg-Schüler bringen es auf 40-Wochenstunden.
Die Ausbildung umfaßt auch ein Pflichtpraktikum in den Ferien, und nach entsprechender praktischer Tätigkeit wird der Berufstitel Ingenieur verliehen.
Für AHS-Maturanten sind solche technischen oder kaufmännischen Kollegs oft überhaupt die einzige Chance, einen Arbeitsplatz zu finden, wenn der Maturant nicht studieren und so schnell wie möglich ins Berufsleben eintreten will.
Besonders große Berufschancen bestehen für Absolventen der Kollegs an Unikatlehranstalten, an Ausbildungsstätten, die nur einmal in Österreich eingerichtet sind. Dazu zählt beispielsweise das Kolleg für Kunststofftechnik am Technologischen Gewerbemuseum (TGM) in Wien. Auch elektrotechnische Fachrichtungen, insbesondere Nachrichten-und Informationstechniker, werden stark nachgefragt.
Als wenig aussichtsreich gelten alle höheren Sozialberufe. Die Sozialakademien sind hoffnungslos überlaufen, und auch mittelfristig werden die Dienstposten und Planstellen für Sozialarbeiter kaum anwachsen.
Mit dem Maturazeugnis in der Hand soll man sich in jedem Fall über alle Angebote außeruniversitärer Berufsausbildung informieren. Das Angebot reicht dabei von Kollegs für Fremdenverkehrsberufe über verschiedene gehobene medizinisch-technische Dienste bis hin zu einem einjährigen Lehrgang für Maturanten, die den Erzieherberuf anstreben. Starken Zulauf hat in den letzten Jahren auch die Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Der Sturm auf die Pflichtschullehrerausbildung in den Pädagogischen Akademien ist zwar etwas abgeflaut. Dennoch müssen sich ausgebildete Volksschul-und auch Hauptschullehrer in allernächster Zeit auf längere Wartezeiten einrichten: Zusätzliche Planstellen sind rar. Und Hunderte PädAK-Absolventen warten heute schon auf eine Anstellung.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!