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Der Lebensweg eines umstrittenen Theologen

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Wie kaum ein anderer zeitgenössischer Theologe hat der 1928 im Schweizer Kanton Luzern geborene Hans Küng in den vergangenen Jahrzehnten die kirchliche und theologische Diskussion entscheidend mitbestimmt. Seine intensive Beschäftigung mit verschiedensten Fragen von Religion, Kultur und Politik zentrieren in dem Versuch, den christlichen Glauben in der Moderne neu zu begründen.

Dialog ist daher auch eines der Grundworte Küngs. Als Konzilsberater, Ökumeniker und Dialogpartner dergroßen Weltreligionen ebenso wie in seinem Entwurf eines Weltethos ist Küng seiner Leidenschaft für die Wahrheit treu geblieben und konnte mit seinen Büchern auch weltweit Leser gewinnen.

Robert Nowell geht in seiner Biographie dem Lebensweg dieses einflußreichen Theologen nach. Der Biograph zeigt uns einen Küng, der schon frühzeitig aus seinem engen konfessionellen Milieu ausbricht, und der sich aus seinem katholisch-universalen Theologieverständnis heraus für einen ehrlichen innerkirchlichen Dialog und für Reformen in der katholischen Kirche einsetzt. Hans Küng, von Papst Johannes XXIII. zum Konzilsberater ernannt, wurde 1979 unter Papst Johannes Paul II. die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Nowell versucht mit seinem Buch, die (Kommunikations-) Schwierigkeiten Küngs mit dem Sanctum Offizium in Rom und die Hintergründe für die Entscheidung der Glaubenskongregation zu durchleuchten.

Läßt der Biograph in verdienstvoller Weise mehrere kompetente Theologen zu Wort kommen, um Küngs Problematik darzustellen, so ist die vorliegende Festschrift zum 65. Geburtstag ein monumentales Arbeitsbuch, in dem Kollegen Küngs auf 900 Seiten die großen Themen seiner Theologie einer sorgfältigen Prüfung unterziehen und konstruktiv-kritisch weiterführen. Neben einer vollständigen Bibliographie der Schriften Küngs ab 1955 bringt der Band im Anhang auch einige Schlüsseldokumente zum Fall Küng. Damit will das Buch der Aufklärung über Küngs Werk dienen. Denn nach Überzeugung der Autoren entbehrt der Entzug der Lehrerlaubnis sowohl der theologischen als auch der rechtlichen Legitimation.

Es wäre zu wünschen, daß diese fachlich überragende Festschrift zu einer Rehabilitierung Küngs als katholischen Theologen beitragen kann: Damit würde nicht zuletzt der innerkirchliche Dialog Impulse erhalten und gleichzeitig ein ermutigendes ökumenisches Signal gesetzt.

HANS KÜNG. Leidenschaft für die Wahrheit. Leben und Werk. Von Robert Nowell. Benziger Verlag, Zürich 1993. 400 Seiten, öS 309,-HANS KÜNG. NEUE HORIZONTE DES GLAUBENS UND DENKENS. Ein Arbeitsbuch. Herausgegeben von Hermann Häring und Karl-Josef Kuschel. Piper Verlag, München 1993. 935 Seiten, öS 765,-.

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