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Der liebende Gott

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Viele kennen heute die Zehn Gebote nicht. Zum Abschluß dieser Serie seien sie noch einmal aufgezählt, und zwar in der Form, wie sie im Gotteslob, dem Katholischen Gebet- und Gesangbuch für den deutschen Sprachraum, stehen:

,Jch bin der Herr, dein Gott!

1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.

3. Gedenke, daß du den Sabbat heiligst.

4. Du sollst Vater und Mutter ehren.

5. Du sollst nicht töten.

6. Du sollst nicht ehebrechen.

7. Du sollst nicht stehlen.

8. Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten.

9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.

Die Zehn Gebote sind ursprünglich voll in die Glaubenswelt der damaligen Zeit eingebettet. Gott, der das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten befreit und dieses Volk als Bundesvolk erwählt hat, ist der Gott, der im Dekalog die Weisungen gibt.

„Wie der Mensch glücklicherweise nun einmal beschaffen ist, braucht er mehr als bloß intellektuelle Erkenntnis des Guten, um zum guten Handeln zu kommen. Die Motivierung durch fl.ll das Gute, das dir Jahwe, dein Gott, gab' (Deuteronomium 26,11)) ist einfach nötig, will man nicht vorweg ein unerfüllbares und .tötendes' (auch den sittlichen Willen tötendes!) Gesetz aufrichten“ (Paul HubeH Schün-gel).

Diese innige Verbundenheit zwischen dem Glauben an den befreienden und liebenden Gott und der Ethik ist heute für viele zerbrochen. Darum werden die Zehn Gebote zur Last.

Die eigentliche Aufgabe bezüglich der Bedeutsamkeit der Zehn Gebote für heute ist nicht so sehr die Aktualisierung und Konkretisierung der einzelnen Gebote auf die gegenwärtigen Zeit- und Lebensverhältnisse, sondern die Rückgewinnung der lebendigen Verbundenheit zwischen Glaube und Ethik, und zwar nicht so sehr des Glaubens an einen fordernden, sondern vor allem an einen liebenden und befreienden Gott, so wie er sich im Neuen Testament noch viel > deutlicher geoffenbart hat als im Alten.

Mit Recht schließt Adolf Exeler sein Buch über den Dekalog mit den Worten: „Wie weit wir heutigen Zeitgenossen, Juden wie Christen, ... die Kraft zur Aktualisierung haben, ist gewiß nicht nur eine Frage des guten Willens, sondern zuerst eine Frage der Offenheit für die belebende Zuwendung Gottes zu uns.“

32. und letzter Teil einer Serie zur Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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