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Der logische Nachfolger

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Am 28. Dezember vorigen Jahres hat Papst Johannes Paul II. den bisherigen Generalvikar der Diözese Eisenstadt, Paul Iby, zum neuen Diözesanbischof bestellt. Die Ernennung wurde nicht nur im Burgenland mit Spannung erwartet. Die Reaktionen waren ausnahmslos positiv: beim Klerus, beim Kirchenvolk und bei allen politischen Parteien, sogar in den sonst so kritischen Medien.

Was war geschehen? War ein „Superman” entdeckt worden? Nein. Es sind alle zufrieden, weil diese schwere Aufgabe einem übertragen wurde, der die Diözese bestens kennt, sich in vielen Funktionen bewährt hat, ein Mann des Ausgleichs ist und von nahezu allen akzeptiert wird. Es war also eine ganz „normale” Entscheidung. Sie traf einen, den ohnehin viele für den „logischen” Nachfolger Bischof Läszlös hielten.

Warum war das gerade im Burgenland möglich?

Einmal wohl, weil Bischof Stefan Läszlo, obwohl er mit ganzem Herzen an seinem Amte hing, unermüdlich nach Rom . fuhr, um seine Nachfolge vorzubereiten. Iby war sicher nicht sein einziger Kandidat, aber doch einer von denen, die er sich wünschte. Zum anderen war die Ernennung in Eisenstadt eine Gelegenheit, die rund um andere Bischofsemennungen in den letzten Jahren entstandenen Unruhen zu kalmieren.

Viele sehen in dieser Entscheidung überhaupt ein Zeichen, daß man in Rom bei der Auswahl der

Kandidaten künftig wieder mehr die Akzeptanz des Gottesvolkes berücksichtigen wird.

Nicht, um der „Volksgunst” nachzugeben, sondern einfach deshalb, weil ein so schweres Leitungsamt nur einer recht ausüben kann, der möglichst viele hinter sich weiß. Weil nur ein solcher auch die immer wieder notwendigen Korrekturen in einer Diözese zu setzen vermag. Weil nur ein Mann der Mitte „Flügelkämpfer” zusammenführen und Polarisierung mindern kann. Weil ein so deutlicher Vertrauensbeweis, wie ihn Iby bekam, die ohnehin schwere Bürde des Amtes leichter macht, und der Kirche in der Öffentlichkeit mehr Glaubwürdigkeit verleiht.

Bleibt noch die Frage, ob einer, der Jahrzehnte in der diözesanen „Verwaltung” gearbeitet hat, nicht betriebsblind geworden ist. Ob er noch fähig zu „neuen Taten” ist. Iby weiß um diese Gefahr. Gleich nach der Ernennung hat er zu verstehen gegeben, daß er um Kontinuität bemüht sein wird, aber sehr wohl vieles sieht, was ausgebaut werden muß. Und viele erwarten nun neue Impulse von ihm.

Er hat von der Umsetzung des Konzils gesprochen. Da steht sicher noch vieles in den einzelnen Diözesen und in der Kirche insgesamt aus. Es wird darauf ankommen, ob er, der so lange „Zweiter” war, sich freimacht und nun zu seinem eigenen Leitungsstil findet. Viele werden ihm jedenfalls im Burgenland und anderswo mit Rat und Tat und auch mit Gebet helfen.

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