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Der Mann mit den vielen Beziehungen

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Hans Jörg Schimanek ist nicht der erste Journalist, der beschlossen hat, Politiker zu werden. Aber gar so überragend haben sich die Kolleginnen und Kollegen der Branche als Quereinsteiger dann auch nicht geschlagen. Selbst Kalibern wie Franz Kreuzer oder Alfred Worm blieb letztlich Ruhm versagt.

Der bullige Schimanek wurde von Jörg Haider als „zweiter Spitzenkandidat" für die niederösterreichischen Landtagswahlen am 16. Mai auserkoren. Als Mann für Wirtschaft, Umwelt und Bürgernähe. Mit ihm wollen die Freiheitlichen sieben Mandate und damit gleich einen Landesratposten für den Quereinsteiger erobern.

Sicher ist: Schimanek hat als Redakteur der ORF-„Argumente" einen Be-kanntheitsgrad, auf den es die anderen blaugelben FP-Größen zusammengerechnet nicht bringen. Das ist ein ungeheurer Startvorteil für seine zweite politische Karriere.

Darauf hat auch sein erstes Politikerleben aufgebaut. Der in Wien-Florids-dorf beheimatete niederösterreichische FP-Kandidat hat als Langenloiser Freizeitbürger 1990 mit einer Bürgerliste den Einzug in den Gemeinderat der Weinstadt geschafft, sogar gleich als Stadtrat, nachdem er sich als Mann mit vielen Drähten und mit seinen guten Kontakten zu den Spitzenpolitikern des Landes entsprechend empfohlen hatte -verbunden trotzdem mit der Kampfansage an jede Form der „Freunderlwirtschaft". Die Umweltagenden hat er eilig zurückgelegt und als Stadtrat ohne Amtsbereich hat er sich Anfang 1992 verabschiedet. Nachdem eine ausländische TV-Reportage das Treiben von Neonazi-Capo Gottfried Kussel und Sohn Hans Jörg Schimanek jun., einem bekannten und bekennenden Rechtsextremen, der Langenlois und Umgebung mit seinen „Wehrsportlern" in Verruf gebracht hat, auffliegen hat lassen.

Sippenhaftung, darin ist dem nieder-österreichischen FPÖ-Obmann Hans Gratzer zuzustimmen, darf es keine geben. Gratzers Zusatz, daß er im Ruf des Juniors keinen Nachteil für den Senior sehe, ist freilich doppeldeutig. Und nicht wenige deuten daher auch Schi-maneks Kandidatur als einschlägiges Signal. An Schimanek selbst liegt es, solche Befürchtungen von Beginn an auszuräumen: Indem er rechtsextremen Gedanken und Kräften eine eindeutige sowie unverschlüsselte Absage erteilt.

Unverschlüsselt - in der Sprache Haider nicht unähnlich - redet er ja auch sonst. Damit wird er im Wahlkampf kräftig umrühren. Sein journalistisches Handwerk beherrscht er, Beziehungen hat er. Politische Kompetenz muß er allerdings erst unter Beweis stellen.

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