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Der Mensch, ein unteilbares Ganzes

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In den Morgenstunden noch schleicht der Nebel am Boden dahin. Nur mühselig vermag sich die Sonne durchzukämpfen. Da und dort gelingt es ihr, die Nebeldecke zu zerreißen und Fetzen um Fetzen zu vertreiben. Nicht lange. Schon fällt die Dämmerung ein. Kalt schneidender Abendwind läßt nichts Gutes für die Nacht ahnen. Rauhreif und Straßenglätte sind zu erwarten.

In der mannigfaltigsten Verkleidung tritt er auf, der Herbst. Wie im „Einmann-Theater“. Soll das etwa auf den Menschen keinen Eindruck machen? Auf ihn, einem unteilbaren Ganzen? Und auch seine Folgen haben?

Er ist eben eine eigene Welt, der Mensch. Einer gegenseitigen Wirkung unterworfen. Von außen nach innen und umgekehrt von innen nach außen.

Die Kunst des Lebens besteht darin, die Harmonie, den Gleichklang nicht zu zerstören. Den Menschen als wunderbares Ganzes zu sehen, ihn als solches zu behandeln.

Darin liegt auch das Geheimnis, gesund zu sein. Gesundheit aus christlicher Sicht betrachtet, erfaßt den ganzen Menschen. Als Christ ist mir das „Leben in Fülle“, in vollem Maße geschenkt. Und nicht bloß „ein bißchen Leben“, das gerade zum „Dahinvegetieren“ ausreicht.

Unordnung in mir, nicht selten durch Gedankenlosigkeit verursacht, bringt das ganze Ich ins Wanken. Wir sprechen in der Folge von „Unbehagen“, von „Störungen“, von „Krankheit“ und schließlich von „Leiden“.

Wir sind rechtzeitig zum Arzt gegangen. Haben keine kostbare Zeit versäumt. Er hat die Diagnose gestellt. Uns in „Be-Hand-lung“ genommen. Gut so. Schenke ihm vollstes Vertrauen, deinem Arzt. Vergiß aber seinen wertvollsten Gehilfen in dir nicht. Deinen „inneren Arzt“. Der die positive Seite alfer Lebenslagen, Umstände, Zusammenhänge sieht und dich richtig zu leben aneifert.

Der gute Humor, ein wichtiger Faktor für die Gesunderhaltung und Heilung. Ist die Fähigkeit, jedem Mißgeschick und jeder Schwierigkeit des Alltags mit Gelassenheit zu begegnen. Tag für Tag ein volles „Ja“ zu meinem „Ich“ zu sagen.

„Humores“, das Stammwort für Humor, bedeutet soviel wie: „Körpersäfte“ und „Feuchtigkeit“. Hängt also eng mit der Funktion der Drüsen oder „Säftespender“ in unserem Organismus zusammen. Fördert man die Drüsentätigkeit, stärkt man gleichzeitig Gesundheit und Humor. Erfaßt so die Leib-Seele-Geist-Einheit im Menschen, die ein wunderbares Ganzes ist.

Die Leber, unsere größte Drüse, wiegt eineinhalb Kilogramm, nimmt entscheidenden Anteil am Stoffwechsel der Fette, Kohlenhydrate und des Eiweißes, ist die Bildungsstätte der Galle, das Speicherorgan für Blut, Wasser, Vitamine, Mineralien und den körpereigenen Zucker, Glykogen. Sie bildet die Grundlage des Wärmehaushaltes unseres Körpers, Ärger beeinträchtigt ihre Aktivität. Freude und Gleichmut hingegen eifern sie an. - Kräuter, die ihre Funktion fördern: Birkenblätter, Odermennig, Löwenzahn und Wermut. Ferner leisten Heublumen-Auflagen wertvolle Dienste. Halbtag-Fasten, einmal pro Woche, wobei man das Frühstück streicht, im Laufe des Vormittags zwei bis drei Tassen Fencheltee trinkt.

Ein vielverbreiteter Irrtum unserer Zeit ist es, zu meinen, Süßwaren aller Art würden beglük-ken und Freude schenken. Es ist dies vielmehr ein Hinwegtäuschen. Ein Zerreißen unserer Einheit. Ein Abisolieren unserer Geist-Seele-Herrschaft. Ein beständiges Verlangen nach Süßigkeiten, eine sogenannte „Zuckerlgier“, gibt einen klaren Hinweis auf eine Unordnung in der Ernährung. Zeigt an, daß unserem Körper wichtige Aufbau- und Ergänzungsstoffe, das sind Mineralsalze und Vitamine, fehlen.

Nimm dankbar von der Natur, was sie uns schenkt.

Kartoffeln tun deinem Herzen, deiner Haut und deinem Haarwuchs gut. - Honig und Äpfel unterstützen den Kreislauf und kräftigen das Herz. - Ein Eßlöffel voll Leinsamen gekaut, dient als

„Schubmeister“ für die Darmreinigung. — Schwarzer Johannis-beer-Saft stärkt die Eigen-Ab-wehrkräfte des Körpers. - Naturreine Heidelbeer-Konzentrate, Heidelbeer-Kompott, -Marmelade und Heidelbeer-Saft beeinflussen die entzündlich gereizten

Schleimhäute des Verdauungstraktes günstig. — Die Funktion der Bauchspeicheldrüse wird durch den Konsum frischen Sauerkrautes oder durch das Trinken frischen Sauerkraut-Saftes gefördert. Das Kauen von drei Wacholderbeeren oder einer Gewürznelke am Morgen kann ebenfalls dabei behilflich sein.—Kümmelkörner oder Fenchelkörner gekaut, stärken die Magentätigkeit.

Als Goldene Regel gilt: Regelmäßig essen und den Magen nie überfordern. Denn Gesundheit fängt beim Denken an.

Bei einer Gesundheitstagung der christlichen Weltkirche in Westafrika konnte ich heuer im

September im Kontakt mit Delegierten aus 22 Ländern der Dritten Welt erleben, wie wichtig es ist, zu erkennen, daß Gesundheit und Krankheit den ganzen Menschen erfassen und nicht vom religiösen Denken losgelöst werden können.

Beglückt fuhr ich heim. Still lächelnd, „neuer Wind weht aus Afrika“.

Eine Idee hat sich in mir konsolidiert, für die ich seit Jahren eintrete: „Herr, ich bin Dein Eigentum, und Du, oh Herr, bist mein Hirte und Arzt.“

Denn verbunden mit dem Schöpfer ist und bleibt unser Leben, ob wir es anerkennen oder nicht. Nur wer die Einheit sieht, sieht das Ganze. Erlebt die Freude seines Seelengrundes. Und der Mensch ist zur Freude geboren. Diese aber kommt von innen. Wir müssen sie anstreben.

Der Autor, bekannt als „Kräuterpfarrer“, ist Pfarrer in Karlstein an der Thaya.

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