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Der Mist der Partei-Zentralen

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Seit 1. Oktober ist die umstrittene Verpackungs-Verordnung in Kraft. Wie halten es die Parteizentralen mit der Mülltrennung? Ein furche-Lokalaugenschein.

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Seit 1. Oktober ist die umstrittene Verpackungs-Verordnung in Kraft. Wie halten es die Parteizentralen mit der Mülltrennung? Ein furche-Lokalaugenschein.

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Geht es nach der neuen Verpackungsordnung, sollten Herr und Frau Österreicher ihren Mist ausschließlich in sieben verschiedenen Containern entsorgen: Altpapier/Altkartons, Altglas weiß und bunt, Kunststoffe und Verbundstoffe, Metalle, Biogene Abfälle, Problemstoffe und Restmüll. Wie ernst nehmen nun die Parlamentsparteien die Mülltrennung?

Eine FURCHE-Lokalaugenschein in den Parteizentralen förderte Erstaunliches - aus den Müll-Containern - zutage: Denn angesichts der neuen Verpackungsverordnung, die unter Strafandrohung von bis zu 40.000 Schilling zur Mülltrennung auffordert, darf wohl auch von den Parteien erwartet werden, was für den Normalbürger gesetzlich verpflichtend ist: Müll trennen.

Dem ist freilich nicht so - selbst die bisherige Variante von Altpapier-, Metall-, Bunt-, Weißglas- und Bio-Container(-tonnen) erfreut sich nur mäßiger Beliebtheit, etwa im Haus der Grünen Alternative in der Wiener Lindengasse. Im Müllraum stehen bloß Container für Schadstoffe, Weiß-, Buntglas und eine Biotonne und der obligate, weil alles schluckende graue Restmüllcontainer. Daneben „zwischengelagert" sind Müllsäcke mit Steinen und Bauschutt. Im Kühlschrank selbst findet sich neben Glasflaschen auch ein Milchpackerl (mit Innenmetall-beschichtung gehört es in den Kunststoffcontainer). Diesen gebe es für bestimmte Häuserblocks in „zumutbaren Entfernungen", versichert die Empfangsdame grünäugig. Nur wo die neuen Container stünden, das wisse sie nicht.

Auch im Sekretariat ihrer eigenen Partei fände Umweltministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) wenig

felsgasse 7 ist der Hang zur Müllvermeidung nicht gerade ausgeprägt, Neben Papier werden auch BiomülL Asche und Papier nur halbherzig getrennt.

Ein Blick in das Kellerabteil offenbart die wahre Umweltfreundlichkeit der ÖVP-Mitarbeiter. Neben einer Biotonne, Bunt- und Weißglascontainern finden sich für den hohen Papieraufwand der VP acht Altpapiercontainer sowie die graue Bestmülltonne. Diese enthält jedoch unter anderem eine Glasflasche, eine „Ata"-Dose sowie Unmengen von Altpapier.

Erbost war die Beaktion auf den FtJRCHE-Lokalau-genschein im Büro des Liberalen Forums in der Bartensteingasse. Werde doch der Müll säuberlichst getrennt und am liebsten überhaupt vermieden, wie eine resolute Dame im Sekretariat behauptete. Daß die Bedienerin, die soeben

die Papierkörbe entleert, auch Alu-Verpackungen zum Altpapier wirft, wird mit deren Unkenntnis entschuldigt. Im Hof stehen vier Container für Altpapier, daneben eine Bestmülltonne (grau), die aber von den anderen Hausparteien mitbenutzt werde, wie das Liberalen-Sekretariat entschuldigt. Papier, Glas, Biomüll, Plastik und Kunststoff im Bestmüll-container stammten natürlich von den anderen Hausparteien und nicht vom „Forum." Der anfallende Müll werde von den umweltbewußten Damen mitgenommen und „privat' entsorgt.

Konsequenter erwies sich das Umwelt- und Servicebüro der SPO in der Löwelstraße 18. Hier wird Mülltrennung und -Vermeidung ernstgenommen: Schachteln für Papier sowie ein Kunststoff- und Folienbehälter dienen der Mülltren-

nung. Biomüll komme in die Bio-tonne beim Burgtheater und werde beim Nachhausegehen der Mitarbeiter entsorgt. Die „Biotonne beim Burgtheater" war beim FURCHE-Lo-kalaugenschein bloß nicht auffindbar. Dafür sind die Sozialdemokraten Vorreiter in einem heikleren Bereich. Im Papiercontainer wurden zwei Zigarettenschachteln überprüft. Das Ergebnis: Plastikhülle und Folien fehlten - die SPÖ-Mitarbeiter haben ihre Rauchwarenverpackungen vorbildlichst ent- und versorgt.

Gebe es hingegen einen Umwelt-Nobelpreis für Parteien, müßte ihn die FPÖ-Bundesgeschäftsstelle bekommen: So gibt es im Büro eine kleine Biotonne und Papiercontainer, Batterien werden zurückgegeben, Servicematerial für die Bürotechnik ebenfalls.

Wie die anderen Parteien Zigarettenpackungen entsorgen, ließ sich beim FURCHE-Lokalaugenschein nicht feststellen: Zumeist fehlten Metall- (für die Aluhülle) und Plastiktonnen (für die Plastikhülle).

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